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Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe

Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe

Titel: Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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betrachten machte ihn seltsam unruhig.
    Sie sah reizend aus, aber jetzt war es nicht nur ihre Schönheit, die ihn anzog. Inzwischen kannte er ihre Herzensgüte, ihr Mitempfinden, und ihre Gehemmtheit. Stark war sie und leidenschaftlich. Und so unbeschreiblich ... keusch. Am liebsten hätte er sie jetzt in die Arme genommen und geliebt, so sanft und zärtlich, wie er nur lieben konnte.
    Aber Libby war ihm nicht bestimmt. Wenn dies alles doch ein Märchen wäre, wenn Libby doch nur zweihundert Jahre und länger schliefe! Dann könnte er sie aufwecken und sie für sich beanspruchen. Aber er war kein Märchenprinz, sondern ein ganz gewöhnlicher Mann, der in eine ungewöhnliche Lage geraten war.
    Leise trat er ans Bett und breitete eine Decke über sie. Libby bewegte sich und murmelte etwas. Cal streichelte ganz leicht ihre Wange. Ihre Augen öffneten sich.
    „Cal ... Ich habe so etwas Seltsames geträumt." Plötzlich war sie hellwach und blickte sich in der Kajüte um. „Es war kein Traum."
    „Nein." Er setzte sich neben sie. „Wie geht es Ihnen?"
    „Ich bin immer noch ein wenig verwirrt." Mit den Fingern kämmte sie durch ihr Haar und hielt es sich einen Moment aus dem Gesicht, bevor sie es zurückfallen ließ. „Entschuldigung, ich hatte vorhin überhaupt nicht bemerkt, dass ich so müde war. Wahrscheinlich brauchte mein Gehirn aber auch nur eine Weile Pause."
    „Ja, es war ein bisschen viel auf einmal. Libby?"
    „Ja?" Sie schaute sich noch immer in der Kajüte um.
    „Entschuldigung. Es muss sein." Er presste seine Lippen auf ihre und genoss, was er fühlte. Libby war noch ganz warm und weich vom Schlaf, und danach hatte er sich gesehnt. Unwillkürlich hob sie eine Hand an seine Schulter, aber sie stieß ihn nicht fort.
    Es bedurfte seiner ganzen Willenskraft, sich trotz des heftigen Verlangens zurückzuziehen, doch er schaffte es. „Ich habe gelogen. Es tut mir gar nicht Leid." Er erhob sich und trat ein paar Schritte vom Bett fort.
    Libby richtete sich auf und zupfte nervös an ihrem Pullover. „Ist das da Ihre Familie?"
    „Ja. Mein Bruder Jacob und meine Eltern."
    Es rührte Libby, wie liebevoll er das sagte. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. „Das da ist Jacob, nicht wahr? Aber die anderen beiden sehen doch viel zu jung aus, um Ihre Eltern zu sein."
    „Es ist doch kein Kunststück, jung auszusehen." Er zuckte die Schultern. „Jedenfalls wird es einmal kein Kunststück mehr sein."
    „Und das ist Ihr Haus, ja?"
    „Dort bin ich aufgewachsen. Es befindet sich ungefähr zwanzig Kilometer außerhalb der Stadtgrenze."
    „Dorthin werden Sie zurückkehren." Libby begrub ihre Sehnsucht. Liebe musste immer selbstlos sein. „Und Sie werden ihnen viel zu erzählen haben."
    „Falls mich mein Erinnerungsvermögen nicht wieder verlässt."
    „Sie dürfen nichts vergessen!" Libby konnte es nicht ertragen sich vorzustellen, dass Cal alles vergaß. „Ich werde es für Sie aufschreiben."
    „Das wäre nett. Erlauben Sie, dass ich mit Ihnen zurückkehre?"
    Hoffnung erwachte in ihr. „Zurück?"
    „Zu Ihrem Haus. Ich habe hier getan, was ich konnte. Morgen fange ich mit den Reparaturen an. Ich hatte gehofft, ich dürfte vielleicht so lange bei Ihnen wohnen, bis hier an Bord alles fertig ist."
    „Selbstverständlich." Es war töricht und egoistisch zu hoffen, dass er länger als unbedingt nötig bleiben würde. Sie zwang sich zu einem strahlenden Lächeln. „Ich habe ja auch noch so ungeheuer viele Fragen, dass ich überhaupt nicht weiß, wo ich anfangen soll. Das alles ist so aufregend."
    Auf der Rückfahrt stellte Libby keine der angekündigten Fragen. Cal schien geistesabwesend und gedrückter Stimmung zu sein, und ihr selbst schwirrten zu viele Eindrücke und Widersprüche im Kopf herum. Sie fand, es würde vielleicht das Beste sein, eine Weile so zu tun, als wäre alles vollkommen normal. Dann kam ihr eine Idee.
    „Hätten Sie Lust, in der Stadt zu Mittag zu essen?"
    „Wie bitte?"
    „Schalten Sie nicht ganz ab, Hornblower. Wollen Sie in die Stadt fahren? Bisher haben Sie ja nur diese Gegend hier gesehen. Wenn ich plötzlich im achtzehnten Jahrhundert landete, würde ich mir gern so viel wie irgend möglich ansehen wollen. Na, wie wär's?"
    Cals Niedergeschlagenheit verflog. Er lächelte. „Darf ich fahren?"
    „So sehen Sie aus!" Libby lachte.
    Es dauerte länger als eine halbe Stunde, um durch den schmalen und völlig verschlammten Pass auf den Highway zu gelangen. Dort sah Cal dann die Fahrzeuge, die

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