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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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Nicht einmal Schreie oder Drohungen wurden in seine Richtung gerichtet. Es durchbohrte auch niemand das Heu oder durchwühlte es auf der Suche nach seiner Wenigkeit.
    Helwyr lächelte in sich hinein. Heute war die Glücksgöttin auf seiner Seite.
    Den Rücken wohlig an die Wagenwand gepresst und die Augen schwer wie Blei, dämmerte er augenblicklich weg.

    Vergnügte Stimmen in der Mittagshitze ließen Helwyr schließlich sanft erwachen. Vorsichtig streckte er seine Glieder und schaufelte sein Gesicht frei. Offensichtlich war er nach dem Sturz ohnmächtig geworden. Langsam setzte er sich auf. Ihm war leicht schwindlig und sein Kopf dröhnte, als hätte ihm eine Keule einen Wangenkuss verpasst.
    Der Wagen rumpelte nicht mehr und die Geräusche der Straße waren nur in der Ferne vernehmbar. Bis auf Männerstimmen, die beschwingt vor sich hin plauderten und einem enthusiastischen Vögelchen war es still. Helwyr lugte vorsichtig über den Rand des Heuhaufens. Der Wagen stand jetzt in einem der Hinterhöfe, die zu den reicheren Stadthäusern gehörten. Ein gut gepflegter Garten und ein Birnbaum ließen das zart rosa Häuschen noch heimeliger wirken. Hier hatte eindeutig eine Dame mit ausgeprägtem Geschmack ihre Hand im Spiel. Helwyr fand ein Astloch in der Wagenwand und spähte auf die andere Seite. Die zwei Männer waren gerade dabei das Heu abzuladen und in die kleinen Stallungen auf der anderen Seite zu schaffen. Wer auch immer hier lebte, hatte alles, was das Herz nur begehrte! Es wirkte alles so friedlich und irgendwie ... ehrlich.
    Bestimmt spielten alle Kinder des Hauses in diesem Garten Ball und lachten und freuten sich, wenn sie etwas Aufregendes entdeckten.
    Plötzlich sah er Euphena auf der Bank unter dem Baum sitzen, wie sie sich ihren Stickereien widmete, er selbst mit seinen Kindern aus dem Haus kam und sich mit ihnen neben sie setzte. Sie sah auf und lächelte ihn mit so viel Liebe in den Augen an, dass es ihm einen Stich ins Herz versetzte. Helwyr biss die Zähne zusammen. Die Chance auf so ein Häuschen hatte er sich vertan! Eine Zukunft mit Euphena gab es für ihn nicht! Er war ein Mann für grobe Arbeiten. War er immer schon gewesen, denn abgesehen davon, dass er sich so einen Lebensstil nie im Leben hätte leisten können, war er, sobald er Euphena sicher nach Hause gebracht hatte, ein toter Mann.
    Vermutlich würde Fengus selbst ihm für seinen Verrat den Strick um den Hals legen. Schließlich war er Soldat und hatte seinem König einen Eid geschworen.
    Plötzlich bohrte sich eine Heugabel zwei Fingerbreit neben Helwyrs Bein ins Heu. Unwillkürlich zuckte er zusammen. Das war knapp ... zu knapp! Für Helwyr wurde es Zeit zu verschwinden. Er wartete, bis beide Männer mit den beladenen Heugabeln im kleinen Stall verschwunden waren, hüpfte dann über die Wangenwand und schlich sich am Haus entlang.
    Noch bevor er sich überlegen konnte, wohin er jetzt von hier aus gehen sollte - die Prophezeiung war ja der größte Reinfall überhaupt gewesen - kamen die Arbeiter schon wieder aus dem Stall. Kurzerhand stieg Helwyr durch ein offenstehendes Fenster in das Innere des Hauses.
    Er fand sich in einem hübsch eingerichteten Zimmerchen mit weißen Vorhängen und Pölsterchen, die über und über mit Fransen behängt waren, wieder. In der Mitte des Raumes stand eine Frau mit dem Rücken zu ihm, die sich gerade tief über etwas auf dem Tisch vor ihr beugte. Sie trug ein himmelblaues Rüschenkleid, das die langen blonden Stoppellocken, die ihr auf den Rücken und über die Schultern fielen, hervorragend zu Geltung brachte.
    Sie murmelte leise vor sich hin, während sie mit irgendetwas hantierte, das immer wieder ein leises Klicken von sich gab.
    Rücksichtsvoll wollte Helwyr sich wieder entfernen, um ihr keinen Schrecken einzujagen und verlagerte vorsichtig sein Gewicht nach hinten. Angespannt verzog er das Gesicht, als plötzlich ein Dielenbrett laut knarrte. Erschrocken fuhr sie herum und riss die Augen auf, als sie ihn erblickte.
    »Pst! Bitte nicht schreien!«, flüsterte er ihr beschwichtigend zu. »Ich will nichts Böses.«
    Sie war noch sehr jung, vermutlich nur ein paar Jahre jünger als Euphena, und hatte ein weiches Antlitz. Ihre Augen besaßen den blassblauesten Ton, den Helwyr je gesehen hatte.
    Sofort verschränkte sie die Arme.
    »Und was wollt Ihr dann?«, fragte sie forsch. Sie war offensichtlich nicht so verängstigt, wie er zuerst gedacht hatte.
    »Ich will mich verstecken«, meinte er ein

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