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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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wenig überrascht.
    »Gut. Fühlt Euch wie zu Hause.« Mit diesen Worten drehte sie sich um und machte sich wieder an dem Tischchen zu schaffen.
    »Danke.« Erwiderte Helwyr immer noch äußerst verdutzt. Leise brachte er ein bisschen Abstand zwischen sich und das Fenster und sah sich ein wenig um. In dem Zimmerchen stand ein breites Bett, ein Schrank, ein großer Spiegel und ein Frisiertischchen ... alles, was eine junge Dame eben so brauchte.
    Interessiert betrachtete Helwyr die vielen Döschen und dann sein Spiegelbild. Skeptisch drehte er den Kopf hin und her. Er war es gewohnt verdreckt auszusehen, aber mit all seinen Schrammen, dem unrasierten Gesicht und dem Heu, das noch überall an ihm klebte, erstaunte es ihn immer mehr, dass das Mädchen nicht geschrien hatte.
    Am meisten faszinierten ihn die Zeichnungen, die zwischen all den Döschen und Flakons verstreut lagen. Skizzen mit schwarzer Tinte, kunstfertig gezeichnet, verschnörkelt und doch geradlinig. Noch nie hatte er so schöne ... ja was war das überhaupt?
    »Was ist das?« Er hielt ihr eine Zeichnung hin.
    Das Mädchen in Blau drehte sich um und nahm sie ihm sofort aus der Hand. »Nichts, das Euch etwas anginge!« Mit geübtem Griff schob sie die Blätter zusammen und verstaute sie in einer Schublade.
    »Und was macht ihr da?« Helwyr versuchte, hinter sie auf das Tischchen zu blicken.
    Schnell verdeckte sie es mit ihrem Rücken. »Auch nichts, was Euch angeht!« Ihr Tonfall wurde immer schnippischer. Sie musterte ihn. »Ich denke, die Luft ist jetzt wieder rein.«
    Helwyr blinzelte verblüfft. Das war ein Rauswurf!
    Er vollführte die eleganteste Verbeugung, die er im Moment zustande brachte, und steckte den Kopf aus dem Fenster. Anscheinend war die Luft wirklich rein. Der Heuwagen war abgefahren und der Garten lag in vollkommener Ruhe vor ihm.
    »Habt Dank, Fräulein.« Er nickte ihr zum Abschied zu und stieg aus dem Fenster. Das Gärtlein war hoch ummauert, aber das runde Tor, das auf die Straße führte, stand glücklicherweise immer noch offen.
    Helwyr atmete tief ein. Der Garten duftete einfach wundervoll, nach sonnenbeschienenen Kräutern und verwachsenen Wildblumen. Eines der Pferdchen wieherte hinter ihm aus dem Stall und scharrte mit dem Huf im Stroh. Helwyr war entzückt. Was für eine Idylle! Was für ein Leben musste ... Plötzlich blieb er stehen. Er kannte dieses Wiehern!
    Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte zum Stall. Wenn ihn seine Ohren nicht trügten, dann ...
    Hestus! Im ersten Abteil stand Hestus! Sein braves Pferdchen presste die Nase an die Gitterstäbe und tänzelte aufgeregt hin und her.
    »Wie kommst du denn hierher, alter Freund?« Helwyr riss die Tür auf und fiel seinem Pferdchen um den Hals. Hestus wieherte laut und knabberte an Helwyrs Händen.
    »Ich dachte schon, ich hätte dich verloren!« Schnell kraulte er ihn hinter den Ohren und drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange.
    Neben ihm schnaubte es leise. Helwyr sah auf. Antha! Die graue Stute stand im Abteil neben Hestus und schnupperte interessiert in Helwyrs Richtung. Hestus stupste ihn an und drückte ihn gegen die Holzwand.
    »Ja ich freu‘ mich doch auch, mein Junge!« Er klopfte ihm auf den Hals und besah sich seinen Zustand. Er schien wohlgenährt zu sein, das Fell glänzte. Kein Wunder, wenn er jeden Tag so eine Ladung Heu bekam wie heute! Helwyr war überglücklich, die beiden durch Zufall gefunden zu haben, allerdings wurde dadurch die Liste derer, die er befreien musste, auch immer länger.
    Er knuddelte Hestus noch einmal ausgiebig und schlich sich dann durch den Garten zurück in das Zimmer des Mädchens. Wenn sie dieses Haus bewohnte, wusste sie mit Sicherheit auch, wie seine Pferde hierhergekommen waren!
    »Verratet mir, wie Ihr in den Besitz meiner Pferde gelangt seid?« Helwyr hatte sich lässig gegen das Fenster gelehnt.
    Das Fräulein fuhr herum. Sie hatte ihn wieder nicht bemerkt. »Ihr s chon wieder.« Sie legte ihr Werkzeug hinter sich auf den Tisch.
    »Nun?« Er hatte nicht vor sich auch nur einen Fingerbreit zu bewegen, bis er nicht wusste, was passiert war.
    »Vater hat sie mitgebracht. Er hat sie vor drei Tagen auf dem Markt gekauft.« Sie lächelte. »Die graue Stute hat er mir geschenkt, den Schwarzen bringt er morgen auf die Felder.«
    Helwyr klappte der Unterkiefer hinunter. Hestus sollte in der Feldarbeit helfen?! Er war vermutlich das bestausgebildetste Pferd im ganzen Königreich und ebenso wertvoll, weil er ihn

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