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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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stundenlang trainiert hatte, und jetzt wollte ihn jemand vor den Pflug spannen? Er schnaubte.
    Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Konnte ja keiner ahnen, dass die Pferde gestohlen waren.«
    »Ich möchte sie wiederhaben!«
    »Dann solltet Ihr mit Vater reden. Allerdings glaube ich nicht, dass er sie Euch überlassen wird.« Sie drehte sich wieder zu dem Tischchen um und arbeitete weiter. »Er lässt nichts los, was ihm irgendwie Gewinn einbringen könnte.« Es klackte zweimal laut.
    »Was tut Ihr da die ganze Zeit?«
    Bevor das Mädchen reagieren konnte, hatte Helwyr mit schnellen Schritten den Raum durchmessen und besah sich das Tischchen. Darauf ausgebreitet lagen kleine und große Metallstücke, zum Teil komisch geformt und säuberlich sortiert. Das Ding in der Mitte sah irgendwie aus wie ...
    »Ist das ein Schloss?«, fragte er erstaunt. »Aus welcher Tür habt Ihr das denn ausgebaut?« Es war so filigran und kunstfertig gemacht, dass Helwyr die Hand danach ausstreckte.
    Sie schlug ihm auf die Finger. »Lasst das! Es geht leicht kaputt!«
    »Versucht Ihr das gerade zu öffnen?« Er deutete auf den Dietrich und ein dünnes Metallstäbchen, die im Schlüsselloch steckten.
    Er selbst bekam einfache Schlösser auf, das lernte man, wenn man zu lange mit Männern unterschiedlichsten Schlags in einem Zeltlager untergebracht war und seit Wochen auf die großangekündigte Schlacht wartete, aber so etwas hätte er nie im Leben aufbekommen!
    Mit einem triumphierenden Lächeln drehte sie den Dietrich. Das Schloss sprang auf. »Ich versuche es nicht.«
    Helwyr nickte anerkennend. »Wieso macht Ihr das?« Er suchte ihren Blick. »Seid Ihr eine Diebin?«
    Sie lachte auf. »Gute Güte, nein!« Sie kicherte. »Ich halte nichts davon andere Menschen zu bestehlen ... nein, ich interessiere mich einfach für Schlösser.« Vorsichtig strich sie über das gusseiserne Ding vor ihr. »Sie besitzen eine eigene Eleganz, wisst Ihr.«
    Auf einmal begannen, auch ihre Augen zu lächeln. Jetzt dämmerte es Helwyr. »Die Entwürfe ... auf Eurem Tisch. Das sind Schlösser?«
    »Ja.« Ihr Lächeln erlosch.
    »Die sehen aber gar nicht danach aus ...«
    »Das wäre auch der Sinn dahinter«, meinte sie trocken.
    »Und warum knackt Ihr Schlösser?« Helwyr erstaunte dieses Mädchen immer mehr. In ihrem blauen Rüschenkleid sah sie eher aus wie eine reiche Bürgerstochter, als eine einfache Handwerkerin.
    »Ich schätze mir gefällt die Herausforderung. Manche Menschen lösen Rätsel ... bei Schlössern ist das genauso.« behutsam sammelte sie ihr Werkzeug ein. »Außerdem muss man die Dinge, die man erschafft, auch selbst aufkriegen können.«
    »Ist das eines Eurer Werke?« Helwyr setzte sich auf die Bettkante hinter ihm. Er wollte ihr nicht im Weg stehen.
    Das junge Fräulein lachte nur freudlos auf. »Nein.« Sie drehte sich zur Seite. »Soweit wird es schätzungsweise nie kommen.«
    Helwyr hob beide Augenbrauen und wartete, bis sie ihn ansah.
    Sie seufzte. »Mich trifft das Schicksal aller Frauen der guten Gesellschaft. Mein Vater wird mich möglichst reich verheiraten und dann habe ich einen Haushalt zu führen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Da ist für Schlösser eben kein Platz.«
    Helwyr war noch immer fasziniert. Wie ein so junger Mensch, schon solch eine Leidenschaft für etwas empfinden konnte! Fast beneidete er sie um das Feuer in ihren Augen, wenn sie von ihren Ideen sprach.
    Sie musterte ihn wieder. »Ihr seht aus, wie jemand der sich in der Welt auskennt.« Ihre Stimme klang mit einem Mal etwas kleinlaut, so wie es sich für Töchter aus gutem Hause in ihrem Alter geziemte. Sie setzte sich neben Helwyr auf das Bett und sah ihn aus ihren blassen Augen an. »Könnt Ihr mir helfen?«
    »Wobei denn?« Helwyr lachte. Sie war noch ein halbes Kind, er wüsste nicht, wie ein verwundeter Soldat aus einem fremden Königreich ihr helfen könnte.
    »Helft mir zu fliehen«, hauchte sie.
    Helwyrs Miene gefror zu Eis.
    »Bitte! Ich möchte hier nicht bleiben!« Sie klang immer flehentlicher. »Ich möchte Schlösser bauen und damit Menschen glücklich machen! Hier bin ich gefangen ...«
    Helwyr seufzte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie jemand den Wunsch verspüren konnte, solch ein Heim zu verlassen, um einer unsicheren Zukunft entgegen zu gehen. Das war doch verrückt! Es gab Zeiten, da hätte er alles dafür gegeben in solch einem Haus, von seinen Eltern behütet aufzuwachsen. Seine Stellung bei Hofe und das, was er

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