Hornjäger (German Edition)
die Schale einfach weiterzureichen. Sie übergab sie Helwyr.
Gefelerius sprang auf. »Also meine lieben Feuerfalken!« Aus einer Ecke kam zustimmendes Gegröle. »Unser Freund Helwyr kommt verkleidet mit so einem Rauschebart an den Wachen vorbei in die Zelle marschiert ...«
Euphena lauschte Gefls beinahe korrekten Erzählungen und rückte näher zu Helwyr. »Was für ein Haufen«, flüsterte er und zog sie unter den Wollumhang.
»Aber mit einem großen Herz.« Euphena schmunzelte und hakte sich bei ihm unter.
»... und dann greift Euphena in diesen Scheißepott!« Gefelerius unterstrich seine Erzählungen mit theatralischen Gesten. Von überall hörte man leise Ekelgeräusche. Euphena schmunzelte.
»Sag, du hast dir inzwischen die Hände gewaschen, oder?« Mit ernster Miene fing Helwyr an, sich sein Pfeifchen mit Suns Kraut zu stopfen.
Sie boxte ihn zur Strafe in die Rippen und lehnte sich vor, um ihm einen glühenden Span für die Pfeife zu holen.
»Ach komm her!« Helwyr zog sie vor sich, sodass sie sich mit dem Rücken an ihm anlehnen konnte, und begann genüsslich sein Pfeifchen zu paffen. Euphena legte den Kopf an seine Brust und schloss die Augen. Der schwere Pfeifenduft umfing sie wie Wasser und der Klang der Flöte zu Gefelerius Erzählungen wogte in Wellen an ihrem Ohr. Euphena war gänzlich gefangen im Moment.
»Wo ziehen wir als Nächstes hin?«
Euphena öffnete ihre Augen wieder. »Marezza sagte Richtung Norden.«
»Der Norden ist weit ... sonst wissen wir nichts?«
»Gefelerius spricht nicht darüber«, flüsterte Euphena zurück. »Er meinte, er habe dort alles verloren ... er sagte auch, dass ich meine Aufgabe nicht bewältigen kann.« Euphena schwieg wieder. »Er ist ... seltsam.«
Helwyr lachte und zog an seinem Pfeifchen. »Das kann man wohl laut sagen!«
»... als Marezza in den Hof geritten kam, wusste ich: Wir waren gerettet! Mutig wie immer trat ich nach vorne und ...«
»He Gefl, wir waren dabei! Also trink noch etwas und erzähl die Geschichte richtig!« Der Rufer war der Flötenspieler selbst, der sofort nach seinem Einwurf weiter für Untermalung sorgte.
»Halt die Klappe, Drin! Ich weiß schon, was ich sage!« Gefelerius nahm trotzdem noch einen Schluck.
»Erzähl weiter, Junge!« Meldete sich Sybira mit einem strengen Seitenblick zu Drin zu Wort. »Ich war nämlich nicht dabei!«
Gefl fuhr fort und schmückte die Geschehnisse aus reinem Protest noch weiter aus. Hin und wieder warf er einen flüchtigen Blick zu Elvira, die wie gebannt an seinen Lippen hing.
»Was machen wir morgen also?«
»Ich denke, wir sollten der Straße nach Norden folgen und in der Bevölkerung nachfragen ...« Euphena seufzte. »Vielleicht kriegen wir ja einen Hinweis.«
Helwyr lachte und schickte einen Rauchkringel in den Sternenhimmel. »Wenn man bedenkt, was das letzte Mal passiert ist, als wir nach Informationen suchen wollten ...«
»He Suns!«, rief Euphena hinüber. »Wo zieht ihr überhaupt hin?«
Suns drehte langsam seinen kahlen Kopf. Entweder war es der Wein oder der lange Tag, der ihn so schläfrig gemacht hatte. »Schätze nach Westen ... zu dem Bund freier Städte. Wieso fragst du?«
»Nur so. Was gibt es dort?«
Suns lachte. »Weidevieh hauptsächlich! Es sind bessere Dörfer, die gemeinschaftlich das Land bestellen. Eher ein langweiliges Pflaster, aber dafür sind die Menschen freundlicher.« Er wandte sich wieder dem Feuer zu und starrte versonnen hinein.
»... und nachdem ich ihnen mit meiner Kraft gedroht hatte, ließen sie mich plötzlich gehen!« Gefelerius endete und verneigte sich in gewohnter Manier. Die Feuerfalken klatschten respektvoll. Schwer ließ er sich neben Euphena und Helwyr plumpsen und stieß erneut mit ihr an. »Auf die Freiheit!«
»Auf die Freiheit ...«, murmelte Euphena. Eine Freiheit auf Zeit.
Gefl lehnte sich mit einem Seufzer zurück, kurz darauf fiel ihm der Kopf in den Nacken und von ihm war nur noch ein leises Schnarchen zu hören. Immer mehr Feuerfalken rollten sich neben dem Feuer zusammen und ließen nichts mehr von sich hören. Nur Suns unterhielt sich noch murmelnd mit dem Trommler und versuchte ihn vehement davon zu überzeugen, dass man selbst einen schlechten Wein unbedingt einem guten Schnaps vorziehen musste. Seine Argumente waren allerdings nicht wirklich stichhaltig. Der Mann mit der Lederkappe neben ihnen zog sich einen brennenden Span nach dem anderen aus der Glut und löschte ihn in seinem Mund. Manchmal wirbelte er ihn auch um
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