Hornjäger (German Edition)
die Feuerfalken zusammen. Helwyr half, wo immer eine starke Hand gebraucht wurde. Er holte sogar Gefelerius Seil von der Statue, aber erst, als Euphena auch zu ihm herüber sah.
Dinge wurden in Truhen gestopft, Ponys verdreckt wie sie waren vor die Wagen gespannt, wer einen vollen Kessel mit Suppe hatte, stellte ihn eben so zwischen das Gepäck und wer gerade halbbekleidet war, blieb halb bekleidet. In Sybiras Zelt sah es nicht besser aus. Elvira half ihr dabei alles auf einen Wagen zu laden, die Stoffe zusammenzulegen und das beschriebene Holzschild samt Kru unter ihren Arm zu klemmen. Es fand sich sogar noch ein Plätzchen für Elviras Schlösser.
Kurze Zeit später waren die Wagen beladen und alle Feuerfalken reisefertig. Auf Ordnung oder aufs Schlichten hatte hier niemand geachtet.
»Auf geht’s!« Suns stand am vordersten Ponywagen und schwang die Peitsche. Mit einem Ruck setzte sich der Tross in Bewegung. Der oberste Feuerfalke wäre fast vom Kutschbock gekippt, konnte sich aber noch in letzter Sekunde an einer schief gestapelten Truhe festhalten.
Helwyr schmunzelte und stieg neben Euphena aufs Pferd. Am Nordtor drehten sie sich ein letztes Mal um und ließen ihren Blick durch die Straße gleiten. Der Marktplatz glich einer Müllhalde, aber zurückgelassen hatten sie nichts.
»Denkst du, die Stadt schafft es?«, fragte Euphena plötzlich, als sie an den herumwuselnden Wachen vorbeizogen, die im Begriff waren das westliche Tor zu verbarrikadieren.
»Nun, ich kenne das Heer der Angreifer nicht, aber die Mauern sind stark und Marezza eine kluge Frau ... sie wird ihr Volk durch die schlimmen Zeiten führen!«
»Das hoffe ich!« Euphena richtete den Blick nach vorne. »Das hoffe ich ...«
G emeinsam folgten sie der Straße nach Norden. Auf den gleichmäßig dahinrumpelnden Wagen unterhielten sich die Feuerfalken leise oder hingen einfach nur ihren Gedanken nach. Nur zwei hellblonde Kinder spielten über und neben der Kolonne fangen. Von den Kriegswirren bemerkten sie rein gar nichts. Helwyr hatte die Pferde an einem hervorstehenden Nagel an Sybiras Wagen festgebunden und schlief zwischen ihren Habseligkeiten. Elvira saß bei der Wahrsagerin am Kutschbock und blätterte die Karten durch. Nur hin und wieder fragte sie etwas und bekam eine ausschweifende Antwort. Euphena hockte neben Suns auf dem ersten Wagen und beobachtete die Waldränder und den Weg vor ihnen.
»Schätzchen, da wird sich nichts tun! Wir haben das Kriegsgebiet längst hinter uns gelassen.« Hinter ihnen kramte Gefelerius in den Sachen, die er achtlos auf Suns Wagen geworfen hatte. Mehr als sein Seil und ein wenig Kleidung schien der Gaukler nicht zu besitzen.
»Vermutlich hast du recht.« Euphena lehnte sich zurück. Inzwischen wurde es dunkel, lang konnten sie also ohnehin nicht mehr fahren.
Gefl lachte. »Natürlich habe ich recht.« Triumphierend hielt er eine Korbflasche in die Höhe.
»He, das ist meine!«, rief Suns protestierend.
»Jetzt nicht mehr!« Gefelerius entkorkte sie mit den Zähnen und ließ Euphena daran schnuppern. Ein säuerlicher Duft stieg ihr in die Nase. Er nahm einen tiefen Schluck. »Das nenne ich ein Leben!«
Suns drehte sich um und schnappte nach der Flasche. »Wenn du elender Bastard schon meinen Wein säufst, dann gib mir wenigstens auch einen Schluck!« Er drückte Euphena die Zügel in die Hand. »Fahr du!«
Es dauerte ein Weilchen, bis Suns die Flasche wieder absetzte.
»Gefelerius ein Bastard?« Euphena schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Er ist doch ein verkannter Prinz!« Sie zwinkerte Gefl hinter sich zu.
»Da hast du verdammt noch einmal recht! Und jetzt probier den Wein!«, antwortete er schnell und hielt ihr die Korbflasche unter die Nase.
Euphena klemmte die Zügel zwischen die Knie und kostete den Wein. Er schmeckte nicht ganz so fürchterlich, wie er roch, und war nur sehr schwach, fast ein wenig wässrig.
Neben ihr kicherte Suns und wickelte sich enger in seinen Wollumhang. »Ha, das erzählt er allen! Weißt du Euphena, wir haben ihn stockbesoffen in einem Straßengraben gefunden und zunächst gedacht er sei tot!« Suns machte noch einen Schluck. »Haben ihn dann in unseren Hühnerkäfig am letzten Wagen gesperrt und gewartet was passiert.«
»Und was ist passiert?« Euphena wusste nicht, worauf der Mann hinauswollte.
»Na gar nichts. Is irgendwann aufgewacht und hat begonnen, den Käfig vollzukotzen. Ein schöner Prinz warst du ...«, er reichte Gefelerius die Flasche nach
Weitere Kostenlose Bücher