Hornjäger (German Edition)
hatte sie das bloß vergessen können?! Die Logik dieser Ziegen würde sie noch wahnsinnig machen, dessen war sie sich sicher.
»Was ist eigentlich mit deinem Mann?«
Euphena sah Kerfluns verständnislos an. Sie sparte im Moment an Worten, wo es nur ging, sonst hätte sie nämlich das Kauen unterbrechen müssen.
»Sollen wir ihn nicht hereinholen? Draußen wird es allmählich kalt.« Kerfluns nahm einen tiefen Schluck und schenkte sich aus Euphenas Weinkrug nach.
Sie zuckte nur mit den Achseln. »Nein!«
Sollte er da draußen ruhig ein wenig für all die Dinge büßen, die er ihr an den Kopf geworfen hatte! Außerdem war es für sie in dieser Hitze schwer vorstellbar, dass man überhaupt frieren konnte. »Er ist auch nicht mein Mann!«
»Oh«, machte Kerfluns. »Ich dachte nur, weil ihr miteinander reist und euch benehmt wie zwei unglücklich Verliebte ...«
»Nein!«, sagte Euphena streng. Sie musste sich ihren Traum von einem Leben mit Helwyr aus dem Kopf schlagen, das hatte er ihr mehr als deutlich gezeigt!
Langsam spürte sie, wie sich ein leichtes Völlegefühl in ihrem Magen ausbreitete. Euphena verringerte ihre Essgeschwindigkeit, mampfte aber dennoch weiter. »Euer einziger Sohn?« Sie nickte zu Redlef hinüber.
»Bei den blitzschleudernden Göttern, nein!« Kerfluns schien über ihre Frage belustigt. »Von mir stammt vermutlich die Hälfte der Dorfbewohner ab ... so genau, weiß das hier keiner.« Er grinste sie an.
Euphena musste lächeln. »Wenn Ihr so dasitzt und Euch an den Weinbecher klammert, seht Ihr fast liebenswert aus.« Sie hatte keine Ahnung, warum sie das eben gesagt hatte. Im Moment fühlte sie sich großartig, die Schmerzen waren wie weggeblasen, sie war inzwischen mehr als satt, hockte mit Märchenfiguren irgendwo im Nirgendwo und unterhielt sich angeregt in ihren wunderschönen neuen Kleidern.
Kerfluns lachte. »Ich bin nicht umsonst ihr König!« Er stieß mit ihr an. »Mein Horn darfst du aber trotzdem nicht haben!«
Euphena tat beleidigt und schob die Unterlippe vor.
»Ist übrigens nicht aus Gold.« Er klopfte wieder dagegen. »Nichts hier ist aus Gold, denn glaube mir, wäre es so, würden wir nicht in unseren schönen Holzhäusern wohnen!« Er lachte ein dröhnendes Lachen.
»Was ist es dann?« Euphena war verwundert.
»Ein Gemisch aus Kupfer und diesem hellsilbernen Metall, das es hier überall gibt. Unser Schmied« Er deutet irgendwo in die Menge. »hat ein bisschen herumexperimentiert und es mir an mein kaputtes Horn geschmiedet ... hat mir dabei ein schönes Loch in meine Haare gefackelt.« Er lachte. »Konnte ja keiner ahnen, dass es eines Tages das Ziel von Abenteurern wird!«
»Ich hätte es nicht des Wertes wegen gebraucht, sondern für eine Wette.« Euphena nahm einen Schluck direkt aus dem Krug. Der Wein darin hatte eine satte Farbe und schmeckte wie ein Südhang an einem Sommerabend. So süß und schwer ließ er sie schon allein durch den Geruch schwindeln!
Etwas Besseres hatte Euphena nie getrunken!
»Gut der Wein, nicht wahr?« Kerfluns beobachtete neugierig ihre Reaktionen. »Also, worum geht es bei dieser Wette?«
Mit einem Seufzen drehte sich Euphena jetzt ganz zu Kerfluns um. »Ich habe den Zorn meines Königs auf mich gezogen, seinen Befehl, einen grausigen Baron zu heiraten, zurückgewiesen und muss ihm jetzt bis zum nächsten Vollmond ein goldenes Horn bringen, das gar nicht existiert, damit er mich in Ruhe mein Leben leben lässt!«
Kerfluns nickte anerkennend. »Und wie ist dein Nicht-Ehemann in die Sache verwickelt?«
»Helwyr? Oh, ich bin ihm zufällig auf der Straße begegnet, als mein Geleitschutz gerade versuchte mich zu überfallen«, erwiderte sie schlicht und trank noch einen Schluck aus dem Krug.
»Zufällig auf der Straße begegnet ...«, wiederholte Kerfluns leise. »Vollmond? Da hast du aber nicht mehr viel Zeit, Menschenmädchen!«
Euphena nickte bedächtig. »Das hat sich sowieso erledigt. Schließlich bin ich jetzt hier, oder?«
»Sehr richtig!« Kerfluns schlug ihr auf den Rücken, sodass sie sich im Trinken verschluckte und vor lauter Husten fast erstickte. »Jungs! Aufstellung! Wir spielen eine Runde Schäfchenzählen!«, rief er nach hinten in den Saal.
Die Menge grölte begeistert. »Komm mit nach vorne, Euphena! Da siehst du besser!« Er reichte ihr die Hand und führte sie zu seinem Thron. Kerfluns ließ sich mit einem Seufzer darauf plumpsen und bedeutete Euphena sich zu ihm auf die Armlehne zu setzen.
Überall aus
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