Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
Vom Netzwerk:
der Menge lösten sich junge Männer und reihten sich vor ihnen auf. Kerfluns murmelte begeistert, als er seinen Blick über die Kandidaten schweifen ließ. Als Letzter gesellte sich Redlef zu ihnen.
    »Was ist der Preis, Vater?«, fragte er dann laut. Offensichtlich war das der übliche Ablauf des Spiels.
    Kerfluns legte eine theatralische Pause ein. »Was wäre passender, als ein Kuss unserer neuen Freundin!« Er zeigte auf Euphena, die aufschreckte. Dieser miese Bock hatte das geplant! Sie grunzte. Von wegen, komm mit nach vorne, Euphena! Da siehst du besser! Aber den Männern schien das Angebot zu gefallen. Der Saal jubelte ihr zu.
    »Möge der beste Bock gewinnen!«, rief Kerfluns begeistert und winkte mit der Hand nach hinten. Ein paar Aigiden brachten volle Weinkrüge und reichten jedem der Kandidaten einen. Erwartungsvoll starrten sie Euphena an.
    »Du musst das Signal zum Anfangen geben«, flüsterte Kerfluns ihr zu. Kurzerhand zog Euphena ein Taschentuch hervor und ließ es fallen. Alle eckigen Pupillenpaare vor ihr folgten dem Flug des Tüchleins. Als es den Boden berührte, hoben die Böcke ihre Krüge so rasch als wie möglich an die Lippen und tranken so schnell sie konnten. Die Menge tobte und feuerte sie an. Als einem beleibteren Aigiden mit dicken Fingern, der Krug aus der Hand rutschte, mähten mit einem Schlag alle los. Beschämt wischte er sich den Mund ab und hockte sich wieder an einen der Banketttische.
    »Siehst du? Der ist jetzt ein Schaf!« Kerfluns kicherte.
    »Und das ist was Schlechtes?« Euphena hatte Schafe immer für süß und wollig gehalten, sie verstand beim besten Willen nicht, was man daran nicht mögen konnte.
    Kerfluns schnaubte. »Natürlich, wer will denn schon ein Schaf sein?!«
    Euphena fragte nicht weiter nach. Das aus dem Mund einer halben Ziege zu hören reichte ihr!
    Der erste Bock warf triumphierend seinen Krug zu Boden, gleich nach ihm wurde der zweite fertig. Als Dritter schleuderte Redlef den Seinigen zur Seite und dann taten es ihnen nach und nach alle anderen gleich.
    Der Letzte wurde von der Menge wieder zum Schaf erklärt und schied aus. Somit standen noch sieben Böcke vor ihnen.
    Die nächste Aufgabe bestand darin, über ein Weinfass zu springen. Die übrigen Aigiden im Saal bildeten einen schmalen Korridor und rollten ein hüfthohes Fass in die Mitte. Die Aufgabe an sich wäre nicht so schwer gewesen, wenn der Krug Wein davor nicht gewesen wäre. Das Publikum kommentierte jeden Sprung mit Pfeifen und Rufen der etwas unfeineren Art. In der ersten Runde stolperte ein kleinerer Bock über das Fass, weil er schlicht und ergreifend verabsäumt hatte abzuspringen, und wurde somit ebenfalls zum Schaf. Um die Sache zu erschweren, hoben sie das Fass auf die Rücken zweier Freiwilliger, die sich auf den Boden kauerten. Ein vernarbter Bock sprang als Erster und setzte vorbildlich darüber. Die Menge jubelte. Redlef nahm mit dem Blick Maß und sprang mit einem Überschlag über das Fass. Der Nächste, ein etwas älterer Bock mit kurzgeschorenen Haaren, bekam vor dem Absprung vom vorderen Fassträger ein Bein gestellt und krachte zu Boden.
    »Ist das denn erlaubt?«, fragte Euphena empört.
    Kerfluns lachte. »Natürlich! So etwas kann passieren!«
    Der Bock mit den kurzen Haaren trat nach dem Fasshalter, gesellte sich aber ohne Widerworte als Schaf zu den anderen. Von den letzten drei Sprüngen endeten die ersten zwei im Triumph und der letzte Springer als Schaf, weil er im Sprung das Hindernis mit dem Fuß berührt hatte.
    Redlef versetzte dem Fass einen Tritt, sodass es ans Ende der Halle rollte, und verscheuchte die Träger. Vier Böcke waren noch übrig.
    Euphena lehnte sich vor, um besser zu sehen. »Was kommt jetzt?«, fragte sie Kerfluns aufgeregt.
    Aber der König antwortete nicht, sondern zeigte nur in die Mitte des Saales, wo zwei Böcke Aufstellung nahmen. Einer wankte bereits gefährlich, konnte sich aber noch auf den Beinen halten. Sein Gegner spannte seinen Körper, stieg auf die Zehenspitzen und ließ seine Hörner auf die seines Gegners knallen. Euphena zuckte zusammen. So einen Schlag konnte keiner unbeschadet überstehen!
    Der Wankende rappelte sich dennoch hoch und machte drohend zwei Schritte auf den Angreifer zu. Dann fiel er der Länge nach hin und begann zu schnarchen. Euphena war erstaunt. Offensichtlich hatte sie ihn unterschätzt.
    Redlef griff den Sieger sofort an. Sie verkeilten ihre Hörner ineinander und rangen sich gegenseitig nieder. Mit

Weitere Kostenlose Bücher