Hornjäger (German Edition)
umso stickiger vor.
»Weißt du, was lustig ist?« Larin stand plötzlich vor ihr und hatte ein Tablett in die Hüfte gestützt.
»Was denn?«, fragte Euphena sie interessiert.
»Du schüttelst den Kopf über unsere Bräuche und schleichst dich dann selber hinaus, um dem Mann, den du liebst, ein Futterschälchen vor die Füße zu stellen.«
Euphena musste zugeben, dass es so formuliert wirklich ein wenig komisch klang. Sie winkte ab und schnappte sich ebenfalls ein Tablett. »Ich liebe ihn nicht.«
»Natürlich tust du das!« Larin begann den Tisch abzuräumen. Es wirkte wie eine schier unendlich lange dauernde Aufgabe. »Wir alle haben doch gesehen, wie du ihn ansiehst!«
Euphena arbeitete sich von der anderen Seite vorwärts. »Das ist jetzt auch egal! Vielleicht liebe ich ihn, ja! Aber so eine Zuneigung ist wertlos, wenn sie nicht erwidert wird.« Sie stapelte vier Holzschüsseln und stellte sie auf ihr Tablett.
»Hat er das gesagt?« Larin klang ehrlich interessiert. »Denn dann würde ich ihn vermutlich auch im Regen angekettet sitzen lassen, während sich hier drinnen alle vergnügen.«
Aus Larins Mund klang das irgendwie grausamer, als Euphena beabsichtigt hatte. Eine Flutwelle des schlechten Gewissens überrollte sie.
»Nein, hat er nicht«, murmelte sie dann.
»Na siehst du!«, rief Larin begeistert. Offensichtlich war es ihr egal, ob sie jemanden damit weckte oder nicht. »Was machst du dir dann für Sorgen? Noch ist nichts entschieden!« Sie löste die Finger eines Schlafenden von einem Becher, trank den Rest aus und stellte ihn dann zu den anderen.
»Ich weiß einfach nicht was ... ich ... ich kenne mich im Moment einfach nicht aus!« Euphena hob einen Löffel vom Boden auf.
»Schätzchen, das wirst du bei Männern nie!« Larin kicherte.
Euphena stutzte. Bis jetzt hatte nur einer sie so genannt.
»Hilfst du uns bei der Weinernte? Heute ist ein guter Tag dafür!«
Euphena wischte den Gedanken beiseite und lächelte. »Gerne!«
»Ihr schuldet mir immer noch eine Antwort!« Euphena richtete sich auf und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Sie standen inmitten der Weinstöcke, die wild am Südhang zwischen einigen Apfelbäumen wuchsen.
Kerfluns stöhnte auf. »Ich tausche die Antwort darauf!« Er wischte sich die Hände an seiner fleckigen Schürze ab, die fast nicht um seinen Bauch zu kriegen gewesen war.
»Und wogegen?« Mit Schwung warf sie eine Rebe mit prallen Beeren in ihren Weidenkorb.
Der König deutete mit seinem Messer auf ihren Korb, der schon wesentlich voller war, als sein eigener. »Ich tausche deinen gegen meinen.«
Euphena warf einen prüfenden Blick auf Kerfluns Trauben. Sie hatte in derselben Zeit mehr als doppelt so viel gepflückt wie die anderen! Ihr Korb war bald bis zum Rand gefüllt.
»Dann muss die Antwort aber gut sein«, flüsterte sie ihm über den Weinstock zu. Kerfluns bückte sich, um die nächste Rebe abzuschneiden und blieb wieder einmal mit seinen Hörnern im Blattwerk hängen. Als Mensch hatte Euphena hier eindeutig einen Vorteil!
»Verfluchte Ziegenscheiße!« Vor ihr raschelte es gefährlich. »Oh du elender Weinstock, deine Mutter war gewiss ein Fleckchen Unkraut und dein Vater eine Distel, Unglückseliger!«
»Wartet!«, lachte Euphena und befreite ihn mit geschickten Fingern, ohne die Blätter zu beschädigen.
Kerfluns tauchte schnaubend und mit hochrotem Kopf unter seinen schwarzen Zotteln auf. »Euphena, ich flehe dich an, überlass mir deinen Korb!«
»Von mir aus!«
»Ja!«, jubelte Kerfluns und rannte humpelnd einmal um die Reihe der Weinstöcke herum, um auf die andere Seite und somit zu Euphenas Korb zu gelangen. Einfach dazwischen durchschlüpfen, wie sie es tat, hätte er nicht geschafft, ohne nicht mindestens zwei der knorrigen Pflänzchen umzunieten.
»Was ist mit Eurem Bein?« Euphena schnitt mit flinker Hand die Reben ab, die Kerfluns übergelassen hatte.
»Nichts! Wieso?« Er keuchte, als er wieder bei ihr ankam.
»Ihr humpelt.«
»Ach, nein!« Er winkte ab und hob den Saum seines Kittels. Darunter kam ein Stiefel zum Vorschein und daneben ein Bocksfuß. »Ist schon immer so!«
Euphena nickte und widmete sich wieder den Trauben. »Und?«
»Was und?« Wenn er nicht wirklich erstaunt war, spielte er zumindest hervorragend.
»Gefelerius. Er ist einer von euch, oder?« Sie sah Kerfluns streng an.
Er seufzte und ließ das Messer sinken. »Du willst es unbedingt wissen nicht wahr?«
Euphena nickte.
»Woher kennst du ihn
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