Hornjäger (German Edition)
Kopf, sodass seine Haare nach vorn über seine Schulter fielen. »Du hast kein Pferd und auch keinen Schürhaken!«
»Na wunderbar!« Euphena warf die Arme in die Luft. Wollte er wirklich gegen sie kämpfen? Der König war mit Sicherheit älter als Fengus und ging schon schwerfällig, außerdem war er kaum größer als Euphena selbst. Ihn konnte sie, wenn sie schnell war, vielleicht sogar besiegen!
»Du kannst nur kämpfen! Bist du gewillt?«, fragte er sie ohne eine Miene zu verziehen.
Euphena nickte nachdenklich. Vielleicht konnte sie den alten Bock einfach umwerfen, dann hatte sie gewonnen und durfte gehen. »Ja! Wo tragen wir es aus?«
Der Aigidenkönig lachte nur. »Wir tragen gar nichts aus! Redlef hier hat dich hergebracht, folglich gehört auch ihm deine Freiheit!« Er zeigte auf seinen Sohn mit den goldenen Ohrringen.
Plötzlich hörte Euphena auf zu atmen. Gegen dieses Monster hatte sie nicht den Hauch einer Chance!
»Willst du nicht vielleicht doch tauschen?«, fragte sie kleinlaut.
»Gibst du mir den Kerl da draußen, als Stiefelputzer?« Redlef trat vor und nickte Richtung Dorfplatz.
Sie gab ja zu, dass das ein verlockender Gedanke war, nach ihrem Streit mit Helwyr, aber nach allem, was er für sie getan hatte, konnte sie ihm das nicht antun! Sie schüttelte den Kopf. »Nein!«
»Sehr gut!« Redlef grinste genauso hinterhältig wie sein Vater und kam leise klingelnd auf Euphena zu. Hastig entledigte sie sich ihres Umhangs und steckte sich einen Rockzipfel in den Gürtel. Wenn sie Glück hatte und flink genug war, konnte sie möglicherweise lang genug ausweichen, bis Redlef müde wurde. Er schnappte sich einen Speer und kam auf sie zu. Euphenas Knie wurden weich. Den Plan konnte sie sofort wieder vergessen!
»Hier, jetzt nimm schon!«, brummte eine der Wachen hinter ihr und streckte ihr ebenfalls einen Speer unter die Nase. Alle starrten sie an und vor ihr wartete der Inbegriff an Stärke und Beweglichkeit mit einem überlegenen Grinsen auf sie. Wenn sie nicht zugriff, konnte sie vielleicht noch etwas Zeit herausschlagen oder sogar die ganze Nacht abwarten.
»Na los!« Der Wächter drückte ihr den langen Holzschaft einfach in die Hand. Redlef sprintete mit erhobenem Speer auf sie los. Erschrocken sprang sie zur Seite und rannte so schnell sie konnte ans andere Ende des Raumes. Nach wenigen Schritten stolperte sie über ihre Waffe und fiel der Länge nach auf den gestampften Lehmboden. Das schadenfrohe Lachen der Umstehenden schmerzte Euphena fast noch mehr, als der Sturz an sich.
Gerade als sie sich hochrappeln wollte, stand Redlef plötzlich über ihr und stieß sie zurück auf den Boden. Euphenas Hinterkopf schlug hart auf. Sie stöhnte leise. Das war nicht die feine Art! Redlef stand da wie ein Eroberer und ließ sich mit erhobener Hand von der Menge bejubeln. Euphena spürte, wie sich Wut in ihrem Bauch zusammenballte. Auf ihn, auf den König, auf Helwyr und auf Fengus!
Während er ihr den Rücken zudrehte, sprang sie blitzschnell auf und versetzte ihm mit ihrem Speerschaft einen Stoß ins Kreuz. Redlef taumelte vorwärts, fing sich aber, bevor er das Gleichgewicht verlor.
Euphena jubelte innerlich und streckte ebenfalls einen Arm empor. Bei ihr klatschte niemand.
Redlef drehte sich mit einem Schnauben um und senkte die Hörner. Verunsichert machte Euphena einen Schritt zurück und hob den Speer auf Augenhöhe. Der Aigidenkrieger stand nach zwei schnellen Schritten vor ihr und schlug mit dem Speer auf sie ein. Holz prallte auf Holz. Euphena parierte so gut sie konnte, wich aber immer weiter zurück. Nach wenigen Augenblicken hatte Redlef ihre Deckung durchbrochen und versetzte ihr seitlich einen Schlag gegen den Oberschenkel. Sofort knickte ihr Bein nach unten weg und Euphena fiel auf die Knie.
Sofort ließ er von ihr ab und drehte eine Jubelrunde. Euphena wog ihren Speer prüfend in der Hand. Der Schaft war aus stabilem Holz gemacht und die Spitze schien festzusitzen. Sie stand auf. Der junge Aigide klatschte in ein paar Hände und kniete sich dann in Abwehrstellung vor ihr auf den Boden. Die Spitze seines Speeres zeigte exakt zwischen ihre Augen. Euphena holte Schwung und ließ sich, anders als Redlef es erwartete, knapp vor ihm auf den Boden fallen. Bevor er aufspringen konnte, trat sie von unten gegen seinen Speer und schlug ihm damit ins Gesicht. Der Königssohn schrie auf und hielt sich die Nase. So schnell sie konnte, rollte sich Euphena zur Seite und entging damit seinem
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