Hornjäger (German Edition)
goldenen Perlen verziert. Zufrieden drehte sie sich von einer Seite zur anderen. Die Mode hier war viel kleidsamer, als sie gedacht hatte!
»Genug bewundert Menschenmädchen!« Larin nahm sie am Arm. »Es wird Zeit, dass du den Rest von uns kennenlernst!« Ihre Stimme klang wie immer, nur dieses leicht grausame Grinsen ließ Euphena mit einem Schaudern an den König mit seinen gelben Augen denken.
Gemeinsam schritten sie zum Dorfplatz zurück. Helwyr saß noch immer angepflockt neben dem Brunnen und starrte jeden Aigiden böse an, der zu nahe an ihm vorbeiging. Seine Augen weiteten sich, als er Euphena in der Dämmerung erblickte, er sagte jedoch nichts. Sie würdigte ihn keines Blickes und schritt stur an ihm vorbei.
Die Blonde öffnete ihnen die schwere Holztür. Larin trat hoch erhobenen Hauptes ein und gesellte sich mit ihren Freundinnen ans hintere Ende der Halle. Jetzt war der Saal brechend voll. Die meisten Gehörnten saßen plaudernd an den Tischen und waren damit beschäftigt mehr zu essen und zu trinken, als ihre Sitznachbarn. Euphena stieg der Duft von Käse und frischem Brot in die Nase und brachte ihr auf grausame Weise ihren Hunger in Erinnerung. Sie schluckte schwer. Erhellt wurde der Raum nur durch Fackeln, die an den tragenden Stützen hingen und die ganze Szenerie in ein flackerndes Schattentheater verwandelte.
»Steh da nicht so rum.« Eine Wache mit Speer stieß sie vorwärts und schloss hinter ihr das Tor. Euphena straffte sich und schritt gemächlich die Reihen ab. Das ausgelassene Geplauder verstummte zusehends und wurde zu einem angeregten Zischen und Geflüster. Wenn sie schon hier war, wollte sie diesem Pack wenigstens in höfischer Manier begegnen!
Der Thron am Ende des Saales war leer. Nur der Königssohn stand mit verschränkten Armen dahinter und musterte sie unverhohlen.
»Ah, da ist sie ja wieder!« Knapp vor ihr löste sich der König aus der Reihe seiner Leute und stieg schwerfällig die paar Stufen hinauf. Sie hatte ihn gar nicht bemerkt.
Euphena blieb auf halbem Weg nach vorne stehen. In dem Raum waren doch mehr Aigiden, als ihr lieb war. Wer auf den Bänken keinen Platz mehr gefunden hatte, stand seitlich an der Wand in Gruppen zusammen, oder versperrte durch seine alleinige Anwesenheit den Weg nach draußen.
»Jetzt, wo alle da sind, können wir ja anfangen.« Der König ließ sich mit einem Seufzer auf den Holzthron fallen. »Wer also seid Ihr?«
»Euphena. Ich komme vom Hof König Fengus‘ des Zweiten«, erklärte sie erneut.
»Und was wünscht Ihr hier, Euphena vom Hofe König Fengus‘ des Zweiten?«
»Das hat sich erledigt«, meinte sie schlicht. Es lag nicht in ihrer Absicht, jetzt da ihr Versagen schon feststand, sich noch tiefer in Schwierigkeiten zu bringen.
»Was also wollt Ihr hier?« Die gelben Augen des Königs fixierten sie. Er war eine eindrucksvolle Erscheinung, wie er hier saß und sich der Schein des Feuers in seinem Horn spiegelte.
»Nichts!« Sie zuckte mit den Achseln.
»Ein Mensch, der nichts begehrt, strebt nicht und wo kein Streben ist, da ist auch keine Liebe, und wer nicht liebt, lebt nicht! Was also, frage ich Euch, wünscht Ihr hier?« Seine gelben Augen ruhten auf ihr. Ganz offensichtlich ließ er ihre Antwort nicht gelten.
Euphena dachte nach und ging tiefer in den Raum. »Ich kam, um, mit Verlaub«, sie verneigte sich leicht. »Euer güldenes Horn zu holen!«
Rings um sie wurde scharf die Luft eingesogen.
»Das könnt ihr nicht haben!« Donnerte es von vorne auf Euphena ein. Der König lehnte sich etwas vor. »Ist ziemlich fest angeschmiedet!« Er klopfte mit einem Finger dagegen.
Euphena nickte resigniert. War ja klar!
»Was also wünscht Ihr hier?«, fragt er sie erneut.
»Dann will ich meine Freiheit!«, erwiderte sie laut. Noch während sie die Worte ausgesprochen hatte, verstummten ringsum die letzten Gespräche. Euphena brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass jetzt alle Augen auf ihnen beiden lagen.
»Freiheit.« Der König hob das Kinn und ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. »Laut unseren Gesetzen kann man nur dann etwas von jemandem erlangen, wenn man in einer von beiden Seiten bewilligten Herausforderung siegt, oder ein Tauschangebot stellt, dass der andere annimmt!« Der König erhob sich und verschränkte die Hände unter seinem Bauch.
Euphena biss sich auf die Lippe. »Ich habe ein Pferd und einen Schürhaken! Ich wäre bereit das gegen meine Freiheit zu tauschen!«
Der König schüttelte den
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