Hornjäger (German Edition)
Sofort stieß er den neben sich an und zeigte auf sie. Euphena musste hier verschwinden! Geschwind schlüpfte sie durch eine Tür und fand sich unversehens in der Küche wieder.
Zwei Mägde blickten überrascht auf. Schnell warf sich Euphena mit dem Rücken gegen die Tür. Auf der anderen Seite wurden Rufe laut. Die Banditen hatten sie wiedererkannt! Es polterte gegen die Tür. Die Männer versuchten, sie aufzudrücken, aber Euphena stemmte sich bereits mit aller Kraft dagegen.
»Na los, steht nicht so herum! Helft mir die Tür zu verbarrikadieren!«
Die eine Magd blinzelte verdutzt. Die andere, ein Blondschopf mit zwei Zöpfen, war geistesgegenwärtiger. Schnell holte sie einen Besen und klemmte ihn unter den Riegel.
»Danke!« Euphena lief weiter zur Hintertür der Küche. Sie musste Helwyr warnen! Auf gar keinen Fall durfte er in die Hände der Schurken geraten! Sonst hatte sie wirklich niemanden mehr. Sie lief durch die Speisekammer und stand vor einer Wand. Sie fluchte laut. Hinter ihr tobte es. Die Männerbande brach mit einem Krachen durch die Tür.
Hestus mümmelte zufrieden an den letzten Halmen und glänzte wieder von Kopf bis Fuß.
»Na, mein alter Junge. Wieder bereit für eine Reise?« Helwyr kraulte ihn zwischen den Ohren. Sonnenlicht drang durch die Ritzen und Löcher der Stallwand und tauchte alles in ein unwirkliches Licht. Der Staub tanzte vor seinen Augen und drehte sich bei jedem Lufthauch noch einmal. Er führte Hestus auf den Hof. Ungeduldig tippte er mit dem Fuß auf den Boden. Wo nur Euphena so lange blieb?
Helwyr hätte es sich eigentlich denken können; er schickte eine Frau mit seinem Geld los und wunderte sich, dass sie herumtrödelte. Aus dem Schankraum drang plötzlich Geschrei an sein Ohr! Vermutlich ein unzufriedener Kunde. Oder besser gesagt ein ganzer Haufen! Helwyr wollte nachsehen, ob der Wirt Hilfe brauchte. Eine Prügelei am frühen Morgen war sicher das Letzte, was dieser rechtschaffene Mann gebrauchen konnte. Er betrat das Wirtshaus. Hinter dem Tresen hockte der verängstigte Wirt, vier Schäfer saßen in einer Ecke, um sich vor der Arbeit noch ein Schlückchen zu genehmigen und fünf seiner Männer brachen gerade durch eine Tür im hinteren Teil des Raumes. Sie waren immer noch wie Strauchdiebe gekleidet und verhielten sich auch so, als sie unter wildem Geschrei die Küche stürmten. Alarmiert hechtete Helwyr hinter ihnen her. Er hatte Euphena nirgends gesehen! Er drängte sich durch seine Männer nach vorne und konnte nur noch einen moosgrünen Rockzipfel erkennen, der durch ein Fenster ins Freie verschwand. Eine blonde Magd stand mit unschuldigem Blick daneben und machte große Augen. Er fluchte.
»Helwyr, mein Herr! Da seid Ihr ja! Wir glaubten Euch bereits vermisst!«
Die Männer umringten ihn.
»Wo ist Astos?« Er packte seinen Stellvertreter, der einen recht eigenartigen Filzhut auf dem Kopfe trug, bei den Schultern.
»Im nächstgelegenen Dorf, Herr. Er organisierte die Suche nach dem Fräulein.«
»Nach mir sucht er nicht?« Helwyr klang enttäuscht.
»Seine Worte waren; der alte Windhund findet selbst dann nach Hause, wenn man ihn mit verbundenen Augen in die Unterwelt stellt!«
Helwyr feixte. Charmant wie immer, sein alter Freund! »Wie lauten eure Befehle, Soldat?«
»Wir sollen das Fräulein unter allen Umständen finden!«
»Und wenn ihr sie gefunden habt?«
»Sofort zurück in die Stadt bringen, Herr! Astos hat die Unternehmung abgebrochen. Er meint, die Sache sei sinnlos, er bringt sie jetzt seiner Majestät zurück, und wenn er sie selbst zurücktragen muss!« Der Soldat räusperte sich.
Helwyr dachte nach. Das waren keine guten Nachrichten. Nicht für Euphena!
»Mit Eurer Erlaubnis, Herr, müssen wir jetzt das Fräulein einfangen! Weit kann sie ja noch nicht gekommen sein!«
Helwyr ließ die Schulter seines Stellvertreters los. Die Männer stürmten davon. Er betete, dass Euphena geschickt genug war, ihnen zu entgehen. So oder so musste er sie unbedingt vor ihnen finden!
Vorsichtig ließ sich Euphena am Küchenfenster hinunter, streckte die Fußspitzen und ließ sich das letzte Stückchen zu Boden plumpsen. Die Strauchdiebe hatten sie wieder gefunden! Das war nicht gut! Gar nicht gut!
Rasch sah sie sich um. Neben ihr standen gestapelte Kisten und Fässer an der einen Hauswand des Hinterhofes. Eine zur Hälfte beladene Bierkutsche an der anderen. Die graue Stute schnupperte interessiert in ihre Richtung und stellte die Ohren auf. Wo
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