Hornjäger (German Edition)
flachen Fluss stand Euphena, den Rock hatte sie in den Gürtel gesteckt, sodass sie nur in ihren weißen Kniebundhöschen wadentief im Wasser stand, und starrte auf die Wasseroberfläche. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt.
Irgendwie sah sie nicht aus, als wäre sie in besonders großer Not.
»Was bei allen Göttern macht Ihr da?«
»Ah, auch schon wach Schlafmütze?« Euphena richtete sich auf.
»Was macht Ihr im Fluss?« Helwyr trat näher ans Ufer.
Euphena deutete neben ihn auf den Boden. Im Gras lagen Fische. Größere und Kleinere.
Hestus stupste ihn von hinten mit der Schnauze an. Die graue Stute folgte ihm bereits überall hin. Helwyr tätschelte ihnen die Nasen.
»Wie es aussieht, hast du eine neue Freundin gefunden, alter Junge.« Hestus wieherte leise. »Jaja, die Weiber!« Helwyr lachte und drückte ihn zur Seite. Wenn es Fisch gab, würde er sich nützlich machen. Er ging Feuerholz sammeln.
Der nächste große Fisch kam näher und beäugte Euphenas Zehen. Das Fischmaul klappte tumb auf und zu.
Im Wasser war es eisig kalt. Euphena konnte ihre vielbewunderten Zehen kaum noch spüren, aber den einen wollte sie noch fangen. Unmerklich spannte sie sich zum Sprung. Der Fisch glotzte weiter und versuchte ein wenig desinteressiert ihre Waden anzuknabbern. Euphena plante alles ein; seinen möglichen Fluchtweg, die Wasserspiegelung und ihren Schatten. Blitzschnell griff sie zu und hob ihn aus dem Wasser. Es war ein ganz schöner Brocken. Sie hatte Mühe in festzuhalten. Schnell warf sie ihn auf die Uferböschung, wo er zappelnd zu liegen kam.
Euphena streckte ihren Rücken. Glücklicherweise war Helwyr gerade dabei Feuer zu machen. Ihre Nacht war etwas unruhig gewesen, weil sie jämmerlich gefroren hatte. Sie brauchte einen Mantel oder eine Pferdedecke. Ihr war ganz egal was, nur warm musste es sein! Sie trat ihren Rückweg zum Ufer an. Helwyr legte gerade die letzten trockenen Ästchen in die Flammen und sah zu ihr herüber.
Euphena grinste. Sie war stolz auf ihren Fang. Triumphierend watete sie ans Ufer und reckte keck ihr Kinn nach oben. Sollte Helwyr ruhig sehen, dass sie auch etwas bewerkstelligen konnte! Vor lauter Stolzieren übersah sie jedoch einen glatten Stein, rutschte aus und klatschte mit einem spitzen Schrei ins Wasser. Panisch strampelte sie mit den Beinen, bis sie sich wieder gefangen hatte.
Helwyr hielt den Kopf gesenkt und sortierte die Fische. Sein Gesicht wirkte ein wenig verkrampft.
Er sah sie an und biss sich auf die Lippen.
»Na los doch ... lasst es raus!« Euphena setzte sich gemütlich ins Flussbett.
Helwyr prustete los und knickte ein vor Lachen.
Sie gab ja zu, dass sie einen amüsanten Anblick geboten haben musste, aber seine Reaktion erschien ihr dennoch ein wenig übertrieben! Während er mit Lachen beschäftigt war, konnte sie genauso gut ihre Haare durchschwemmen. Wer wusste schließlich, wann sie die nächste Gelegenheit zu einem Bad haben würde. Zu einem eiskalten Bad. Euphena zitterte schon am ganzen Körper. Helwyr kam noch immer kichernd auf sie zu.
»Vergebt mir!« Er stieg zu ihr in den Fluss und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Aber euer Anblick war einfach entzückend!«
Mit einem Ruck nahm er sie hoch und trug sie vorsichtig an Land. Neben dem Feuer setzte er sie ab und widmete sich wieder den Fischen.
Euphenas Rock klebte an ihren Beinen. Kurzentschlossen zog sie ihn aus und hängte ihn an die Wagenwand. Ihre weißen Kniebundhöschen taten es auch.
»Euphena habt Ihr meinen Fleischdorn gesehen? Gestern hatte ich ihn noch!« Helwyr tastete seinen Gürtel ab.
Mit einem unschuldigen Lächeln zog sie den Metallspieß aus ihrem Haarknoten und warf ihn Helwyr zu. Sie erntete einen etwas verwirrten Blick.
»Sonst wären meine Haare nass geworden!«
»Euphena, Eure Haare sind nass geworden! Und das trotz meines Fleischdorns!« Helwyr grinste und spießte den größten Fisch auf. Sie schnitt ihm eine Grimasse. Manchmal konnte dieser ungehobelte Mensch recht taktlos sein!
Helwyr legte die Fische übers Feuer.
Während sie brieten, gesellte sich Euphena zu den Pferden. Sie schnappte sich Helwyrs Mantel, der über seinem Sattel lag. Im Moment brauchte er ihn ohnehin nicht. Damit war es schon viel besser. Vor allem wärmer! Lieber wäre ihr ein feiner Wollmantel mit bunten Borten gewesen, statt dieses rauen Lederdings, aber schließlich war sie auf Reisen. Da durfte man nicht zimperlich sein! Vorsichtig kämmte sie Hestus verdreckte Mähne mit
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