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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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ihm im Moment nur die Wesen ein, denen man auf keinen Fall im Dunklen begegnen sollte.
    »Versucht zu schlafen. Ich werde wachen!« Er langte nach seinem Schwert und lehnte sich mit dem Rücken an die Kaminwand. Helwyr war müde und hungrig. Wenn sie nicht bald etwas Essbares fanden, mussten sie Würmer und Maden sammeln gehen. Helwyr grummelte. Er hasste Maden.
    »Ich danke Euch, aber ich werde ohnehin kein Auge zu tun. Wenn es Euch nichts ausmacht, wache ich mit Euch.« Euphena hockte sich neben ihn.
    »Einverstanden. Zusammen wird uns nichts passieren!« Helwyr lächelte sie an.
    Er wollte versuchen ihr die Angst zu nehmen und ihr ein wenig Sicherheit zu bieten, denn wenn sie sich an diesen Zustand der Verunsicherung gewöhnte, hatte sie keine Chance die restliche Reise heil durchzustehen. Gruselige Wesen in verfallenen Ruinen waren verglichen zu dem, was noch auf sie warten mochte, eine recht heitere Angelegenheit.
    »Wisst Ihr, ich war einst in einer ganz ähnlichen Situation.«
    »Tatsächlich?« Euphena fuhr mit den Fingern wieder über die Steinfiguren am Kamin. Sie war fasziniert, von der alten Steinmetzarbeit. Oder sie hoffte darauf, noch einen Gehörnten zu finden.
    »Ja, das ist Jahre her.« Helwyr sah ins Feuer. »Ich war mit einem Händler unterwegs, den ich wenige Tage zuvor kennengelernt hatte. Wir reisten gemeinsam, weil vier Augen mehr sehen, als deren zwei. Als wir eines Abends vom Regen überrascht wurden, fanden wir glücklicherweise eine verfallene Hütte im Wald.«
    Euphena rückte noch ein Stückchen näher an ihn heran. Helwyr schmunzelte. Jetzt hatte er ihre ganze Aufmerksamkeit.
    »Sie war verlassen, zumindest glaubten wir das. Aber gerade, als wir uns zur Ruhe gebettet hatten, und alles in völliger Stille dalag, wurden wir von einem Waldschrat attackiert. Das sind garstige kleine Biester, sage ich Euch. Gelbe Augen hatte er und spitze Zähne. Er war sehr flink und wir zu überrascht, um rechtzeitig reagieren zu können!«
    Euphena sog hörbar die Luft ein. »Und was geschah dann?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Nun, da er keine Ruhe geben wollte, nagelte ich seinen Kopf an einen Bretterverschlag.« Helwyr klopfte zufrieden auf sein Schwert.
    »Ihr habt ihn umgebracht?« Sie schien ein bisschen verdutzt.
    »Sagen wir einfach er war zu gefährlich, um es nicht zu tun.«
    Dass dieser Schrat den Händler zuvor im Schlaf zerstückelt, und es sich dann in den Kopf gesetzt hatte als Nächstes sein Maultier zu fressen, erwähnte er besser nicht. Euphena war in dieser Nacht auch ohne Schauergeschichten schon ein kleines Nervenbündel.
    »Oh!«, machte sie.
    »Ihr seht also: Ich werde schon auf Euch aufpassen! Außerdem hätten wir es schlechter treffen können. Immerhin haben wir ein Feuer und sitzen in einem wunderschönen Palast.« Lachend warf er die Hände in die Luft.
    »Es freut mich, dass mein Zuhause Euch gefällt!«
    Beide erstarrten! Wer hatte da soeben gesprochen? Helwyr konnte in der Dunkelheit niemanden ausmachen! Bis auf Euphena, die neben ihm hockte und ihm schmerzhaft ihre Fingernägel ins Fleisch bohrte. Die Stimme war von der anderen Seite des Raumes gekommen, wo die Schatten am dichtesten waren.
    »Wer ist da?« Unwillkürlich umfasste Helwyr den Schwertgriff ein wenig fester.
    Eine zierliche Gestalt bewegte sich auf sie zu. Euphena spähte angestrengt in die Dunkelheit. Regungslos warteten sie darauf, dass sie sich aus der Finsternis löste und in den Lichtkegel des Feuers trat.
    »Ich bin die Herrin dieses Hauses!«
    Die Frau breitete ihre Arme aus, als handle es sich um eine Selbstverständlichkeit. Sie war hager, ihre Wangen etwas eingefallen, und ging leicht geduckt, als würde sie permanent einen Angriff von oben erwarten. Ihre Haare hatte sie mit Lederbändern an den Kopf gebunden und trug einen braunen Fetzen, der vermutlich nie ein ordentliches Kleid gewesen war. Sie bewegte sich, als würde sie ihre Kleidung gar nicht spüren. Es war Helwyr unmöglich ihr Alter zu schätzen. Sie mochte gerade erst der Jugend entronnen sein, oder kurz vor ihrem Tode stehen, er konnte es beim besten Willen nicht sagen! Ihre tiefen Augen fuhren unruhig zwischen ihm und Euphena hin und her.
    Dann kam sie lächelnd näher.

    Dass diese Begegnung nicht gut enden konnte, war Helwyr in dem Moment klar, als er sie erblickt hatte. Erste Anzeichen des Wahnsinns spiegelten sich in ihren unruhig umherzuckenden Augen, als sie auf die beiden zukroch. Scheinbar hielt sie nicht besonders viel davon,

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