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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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gerne hätte sie all diese Figürchen und Ornamente mit der Feder zu Pergament gebracht. Solch eine Art der Kunst kannte man bei ihnen nicht. Ein Hirsch, der über einen Ast sprang, gefiel ihr besonders gut. Daneben ein Häschen, eine Esche und drei Pilze.
    Ein lautes Rumpeln aus dem Inneren des Gebäudes riss sie aus ihren Gedanken. Euphena zuckte unwillkürlich zusammen.
    »Alles in Ordnung, Fräulein Euphena, das war nur ein Stuhl!«, trällerte Helwyr aus der Dunkelheit. »Hab den Kamin gleich gefunden!«
    Euphena schmunzelte. Er war unverbesserlich. Verträumt ließ sie ihre Hand weitergleiten. Ein Eber, eine Eule und dann ...
    Euphenas Finger stockten. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie auf den behauenen Fels. Das konnte doch gar nicht sein! Sie trat näher und sah genauer hin. Doch! Zwischen all den steinernen Bäumen schaute ein Männergesicht hervor.
    Euphenas Herz setzte kurz aus. Es war ein menschliches Gesicht, an sich nichts Besonderes, nur trug dieses auf dem Kopf zwei gebogene Ziegenhörner! Wie vom Donner gerührt stand sie da. Sie wagte nicht einmal, sich zu bewegen. Da inmitten der floralen Steinelemente hockte ein Gehörnter! Ein Aigide vom vergessenen Volk! Euphena betastete sein Gesicht, um zu sehen, ob er auch tatsächlich dort war, und sie nicht schon wieder fantasierte. Nein, sie spürte es genau! Die Rillen in seinen Hörnern, sie roch das Moos, das sich an seinem Hals angesetzt hatte. Euphena konnte es kaum fassen!
    »Was tut Ihr da? Wieso schnüffelt Ihr an einem Stein?«
    Sie fuhr herum. Helwyr stand neben ihr und versuchte angestrengt den Grund für ihren gedankenverlorenen Blick zu erkennen. Sie hatte ihn gar nicht bemerkt.
    »Da!« Sie nahm seine Hand und legte sie auf den Steinaigiden.
    »Was zum ...?« Er sah genauer hin. »Oh!«
    »Jawoll, oh!«
    Helwyr fuhr sich über die Narbe. »Das ist interessant!«
    Euphena biss sich auf die Lippe. »Die Legende scheint in diesen Gegenden also auch zu existieren!«
    Sie war sich nicht sicher, wie sie das finden sollte. Einerseits freute sie sich über jeden Hinweis, der sie näher an das Ziel ihrer Reise führen konnte, andererseits rückte damit auch die Wahrscheinlichkeit näher, von diesen Monstern gefressen zu werden!
    »Puh!« Euphena setzte sich auf die Türschwelle. In ihrem Kopf drehten sich die Gedanken.
    »Er sieht irgendwie aus, als wäre er zum Sprung bereit. Meint Ihr nicht auch?« Helwyr sah zu ihr herab.
    Sie nickte nur.
    »Fast ein wenig aggressiv ... so als wollte er jagen ... oder einfach nur töten!«
    Euphena schlang Helwyrs Mantel enger um sich. Sie fröstelte.
    »Oh, seht nur, der hat ja ganz kleine Reißzähnchen! Wie süß! Wobei wenn ich mir das Recht überlege, wird er ein menschliches Bein damit schon zerfetzen können!«
    »Helwyr!«
    »Was?«
    »Ich habe schon so genug Bammel vor denen! Könntet Ihr also bitte mit Eurer Kunstwerksinterpretation aufhören? Ihr macht es mir nicht gerade leichter!« Euphena wollte ihr Bein nicht verlieren! Und eigentlich auch sonst keinen Körperteil! Sie wollte nicht einmal daran denken müssen!
    Helwyr seufzte und hockte sich neben sie. »Verzeiht mir.«
    »Schon gut! Ich wollte Euch nicht anschreien.« Sie zerpflückte ein Blatt mit ihren Fingern. »Wisst Ihr, bei Hofe hat sich alles so leicht angehört. Wie ein Spaziergang mit triumphaler Heimkehr. Aber jetzt, wo ich so weit von zu Hause fort bin, weiß ich nicht, ob ich überhaupt irgendeine Chance habe das alles hier zu schaffen! Ich bin doch niemand, der mit wütenden Monstern ringt!« Euphena schniefte.
    »Nein, das seid Ihr gewiss nicht!« Helwyr stupste sie mit der Schulter an. »Aber Ihr habt Potential! Das sehe ich! Für den Anfang muss Euch das genügen und um den Rest kümmern wir uns, sobald es so weit ist!«
    Euphena verzog einen Mundwinkel, und versuchte zu lächeln.
    »Kommt!« Helwyr zog sie auf die Beine. »Drinnen wartet eine Überraschung auf Euch!«

S ie folgte ihm ins Haus. Hinter der Tür lag ein Saal, groß genug um viele Männer zu fassen und dennoch klein genug, um immer noch eine gewisse Behaglichkeit auszustrahlen. Am Kopfende lag ein allesbeherrschender Steinkamin. In seiner Formgebung glich er exakt dem restlichen Hausdekor, figurale Elemente aus glattem Stein herausgearbeitet. Ein warmes Feuerchen knisterte bereits und erhellte den dunklen Raum ein wenig. Dennoch saß die Finsternis dick und klebrig, wie schwarze Spinnen, in ihren Ecken. Langsam umrundete Euphena die schwere Holztafel in der Mitte

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