Hornjäger (German Edition)
Wort erwähnt, aber Euphena kannte inzwischen den Ausdruck in seinen Augen und der hatte sich unmerklich verändert. Wenn sie ihn darauf ansprach, winkte er bloß ab und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema. Sie selbst konnte nichts tun. Sie musste Vertrauen haben und darauf hoffen, dass Helwyr wusste was er tat.
Vor ihr sog er scharf die Luft ein. Hestus war über eine dicke Wurzel gestolpert. Lange würde sie das nicht mehr mit ansehen! Helwyr litt an seiner Beinverletzung, nur war er vermutlich zu stur oder einfach zu stolz, um sich Ruhe zu gönnen.
»Wünscht Ihr, dass wir eine Pause machen?«
»Nein, nein ... es geht schon.« Helwyr räusperte sich.
»Das erklärt Ihr mir, seit wir am See vorbeigekommen sind, und glauben tu ich Euch das immer noch nicht! Helwyr Ihr braucht Ruhe! Euer Bein wird vom ständigen Reiten nicht besser!«
»Habt Ihr Euch eigentlich schon überlegt, was Ihr zum Aigidenkönig sagen werdet, wenn Ihr vor ihm steht?«
Na wunderbar! Der sture Themenwechsel Helwyrs zeigte seine schlechte Laune nur noch deutlicher.
»Nein, das mache ich dann eher spontan. Ich meine, wenn wir ihn finden sollten und ich nicht im ersten Augenblick meinen Kopf verliere, werde ich wahrscheinlich so verblüfft sein, dass ich sowieso kein Wort herausbringe. Aber Ihr lenkt schon wieder ab, mein Herr. Ihr müsst hier nicht den Helden spielen!«
Helwyr seufzte und hielt Hestus an. »Euphena ich weiß, dass mein Bein vom Reiten nicht unbedingt besser wird, aber um mich wieder reisefertig zu bekommen, kann es Wochen dauern und die Zeit haben wir nicht. Jede Minute in der Wildnis minimiert unsere Überlebenschancen. Solange ich also noch halbwegs bei Kräften bin und ich Euch helfen kann, werde ich das tun!«
»Aber tot nützt Ihr mir noch weniger!« Euphena grinste ihn herausfordernd an. »Wer beschützt mich denn vor wilden Bestien, wenn es Euch schlechter geht?«
»So wie wir derzeit dastehen, ist unsere einzige Chance möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Mein Bein wird so oder so brandig, das ist nur eine Frage der Zeit.« Helwyr sah sie müde an.
Euphena fühlte sich so ohnmächtig. Wieso konnte sie nichts Sinnvolles tun?
»Wenn dieser verfluchte Wald nur aufhören würde und wir jemanden hätten, der uns hilft! Warum ist hier verdammt noch einmal keiner?«
»Bin ich denn niemand?!«
Euphena und Helwyr schreckten gleichzeitig hoch. Vor ihnen, mitten auf der Straße, stand ein kleines Männlein, aufgestützt auf einen kurzen Wurzelstab. Auf dem Kopf trug es einen Hut und sein weißer Bart kringelte sich am Boden noch ein ganzes Stück weiter, bevor er schließlich endete. Keiner von ihnen hatte das Männchen bemerkt. Es schien, als wäre es direkt dem Boden entwachsen.
»Ähm ... doch! Natürlich seid Ihr jemand!« Euphena schoss das Blut ins Gesicht. Was sagte man am besten zu einem kleinen Männchen in grüner Filzhose, das plötzlich wie ein Pilz aus dem Boden aufgetaucht war. »Ihr seid ... Ihr seid ... ja, wer seid Ihr denn eigentlich?«
»Gestatten, Gwerthwyr ban Gorrach!« Das Männchen zog galant den Hut. »Und wie werdet Ihr geheißen?«
»Man nennt mich Helwyr, ich bin Jäger und durchstreife diese Lande nach Arbeit.« Vorsichtig richtete sich Helwyr ein wenig auf. »Das ist Euphena, mein Weib.«
»Hocherfreut!« Das Männchen verneigte sich auch vor ihr. Reflexartig wollte sie knicksen, bemerkte aber zu spät, dass sie noch auf Antha saß und wackelte deshalb leicht verlegen hin und her, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Euphena überlegte, ob sie ihren Schürhaken zur Seite legen konnte. Gefährlich sah das Männchen nicht aus, aber nach der letzten Nacht, wollte sie lieber kein Risiko eingehen.
Gwerthwyr hatte ihren Blick bemerkt. »Ich bin einfacher Händler, Euphena Helwyrsweib. Vor mir braucht Ihr Euch nicht zu fürchten. Es sei denn natürlich es geht an Preisverhandlungen« Der Zwerg kicherte leise in seinen Bart. »Da kann ich schon recht grausam sein.«
»Oh, ich wollte nicht ...!«
»Ach, zerbrecht Euch nicht Euer Köpfchen. Vorsicht ist in diesen Wäldern geboten! Es gibt Kreaturen, die nicht so friedlich sind wie ich. Mein Weib zum Beispiel.« Er kicherte wieder. »Für mich die Schönste unter der Sonne, aber manchmal schwingt sie einen recht fiesen Kochlöffel.« Gwerthwyr rieb sich gedankenverloren das Kinn.
Helwyr entspannte sich merklich. Wer solche Reden führte, hatte selten wirklich Böses im Sinn.
»Nun Herr Gorrach, es hat uns außerordentlich
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