Hornjäger (German Edition)
gefreut, Eure Bekanntschaft zu schließen. Leider müssen wir jetzt weiter.« Helwyr machte Anstalten an ihm vorbeizureiten.
»Halt, Meister Helwyr! Ich habe Euch doch noch gar nichts angeboten! Etwas wie das hier, zum Beispiel.« Gwerthwyr zog eine schwarz glänzende Kugel unter seinem Umhang hervor und hielt sie ihnen hin. Euphena war fasziniert. Eine glatte Oberfläche, perfekt geschliffen; und tiefschwarz war das Ding. Nie im Leben hätte sie erraten können, wozu man so etwas brauchen konnte.
»Ein magisches Artefakt.« Gwerthwyr hatte ihren interessierten Blick bemerkt. »Weiß man sie zu handhaben, könnt Ihr, schönes Fräulein, über Eulen gebieten!« Das Männchen machte eine theatralische Geste.
Euphena kicherte und sah zu Helwyr. »Praktisch wäre das schon!«
»Vergesst es! Das ist Plunder! Abgesehen davon habe ich für solchen Tand kein Geld! Kommt Euphena, wir wollen weiter.«
»Och, aber mein herzallerliebster Schatz. Zum Hochzeitstag ...!« Euphena klimperte mit den Wimpern.
»Nein, liebstes Weib ! Das können wir uns bestimmt nicht leisten, außerdem haben wir keine Verwendung dafür. Ich hatte noch nie im Leben das Bedürfnis Eulen zu befehligen und werde es vermutlich auch niemals haben!«
Sie sah ihn aus großen Augen an.
»Nein, Euphena. Man kauft gruseligen Zwergen mitten im Wald keine schwarzen Kugeln ab! Merkt Euch das!«
»Also wirklich Meister Helwyr.« Gwerthwyr schnalzte mit der Zunge und lies die Kugel wieder in seinem Gewand verschwinden.
»Mein Gemahl meint es nicht so!« Euphena schaltete sich ein. Sie mochte den kleinen Kerl irgendwie. »Er hat nur Sorge, dass ich unsere letzten Kupferlinge ausgeben, wo wir es doch im Moment so knapp haben.« Sie lächelte entschuldigend.
»Ich verstehe.« Gwerthwyr nickte bedächtig. »Ich kenne das von meiner Alten. Die hat auch nichts anderes im Sinn als meine hart verdienten Taler durchzubringen.« Verschwörerisch zwinkerte er Helwyr zu.
»Könnt Ihr uns vielleicht den Weg weisen, Herr Gwerthwyr ban Gorrach?«
»Aber sicher meine Liebe. Kommt doch kurz herein. Bei einem Stück Kuchen bespricht sich vieles leichter!« Er wies auf einen Felsblock neben dem Weg. »Außerdem tragt Ihr sehr interessanten Schmuck, Euphena Helwyrsweib. Den muss ich mir genauer ansehen, wenn Ihr gestattet. Sehr interessanter Schmuck ...«
Euphena sah zu Helwyr. Der Zwerg hatte etwas von Kuchen gesagt. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Flehend sah sie ihn an. Helwyr hatte längst verstanden. Auch er hatte Gwerthwyr als harmlos eingestuft und nickte nur kurz.
Beherzt ließ sich Euphena von Anthas Rücken gleiten. Helwyr wartete bis Hestus sich hingelegt hatte und stieg dann vorsichtig ab. Was hatte er nicht für ein braves Pferdchen! Er verzog leicht das Gesicht, als er sein Bein belastete.
»Ein Jagdunfall, Meister Helwyr?« Gwerthwyr sah ihn interessiert von unten an.
»Kann man so sagen«, grummelte Helwyr.
Gwerthwyr hüpfte zu dem Felsbrocken, klopfte viermal mit seinem Wurzelstab dagegen und öffnete die Tür. Euphena war verwirrt. Sie hätte schwören können, dass da vorher noch keine Tür gewesen war! Leicht irritiert folgten sie dem Zwerg.
»Und was für Wild pflegt Ihr zu erlegen, Meister Helwyr?« Gwerthwyr verrührte den Zucker schön säuberlich in seiner Zwergentasse. »Bring noch mehr Tee, Weib!«
Aus der hinteren Ecke des Raumes kam eine dickliche Zwergin gewackelt. Sie hatte sich als Menyw vorgestellt und gleich freudig begonnen Tee und Kuchen aufzutragen. In der Zwergenhöhle war es eng und gemütlich, aber hauptsächlich eng. Euphena wunderte sich, wie sie beide überhaupt hier hereingepasst hatten. Aber jetzt saßen sie an einem Zwergentisch und unterhielten sich angeregt mit einem Waldzwergenehepaar.
Menyw stellte einen runden Teekessel in die Mitte des Tisches, setzte sich ebenfalls und wies mit der Hand einladend auf die Köstlichkeiten. Mit einer geübten Bewegung nahm sie Gwerthwyr den Zucker weg, biss genüsslich in ein Stück Zwergenkuchen und schnippte sich einen Krümel vom Bart.
Helwyr war fasziniert. Er hatte ja von Zwergenfrauen gehört, aber begegnet war er noch nie einer. Alles in allem wirkte sie wie ein Menschenweib, nur kleiner, irgendwie gedrungener und ... nun ja, mit einem Bart eben. Welch komische Laune der Natur diese Kuriosität wohl verbrochen hatte?
Euphena stieß Helwyr den Ellbogen in die Rippen und nippte weiter an ihrem Tee.
»Verzeiht! Ich ... die Schmerzen in meinem Bein wisst Ihr!« Es war
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