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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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findest du nicht auch?«
    Hinter der nächsten Biegung tauchten die beiden Racker wieder auf. Sie hatten offensichtlich etwas äußerst Spannendes entdeckt und hockten beide, mit der Nase knapp über dem Boden, mitten am Weg.
    »Da seid ihr ja!« Euphena stellte den Korb ab und beugte sich über sie.
    »Schau, Euphena, ein Ohrring!« Sipi war hellauf begeistert. »Wie schön der ist!«
    Euphena nahm ihn hoch. Helwyr trat hinter sie und ließ den Blick über die kleine runde Perle und den daran hängenden blauen Glasstein gleiten. Ein elegantes Stück. Aber nichts, was ein Bewohner dieser Gegend verlieren würde. Euphena überreichte ihn Sipi.
    »Hier bitteschön. Dein kleiner Schatz.« Sipi staunte und nahm ihn wie ein krankes Vögelchen in ihre Hände.
    »Darf ich dann euer Schwert anfassen?« Nuori sah mit seinen grünen Augen zu Helwyr hinauf.
    »Wenn dein Vater es erlaubt ...«
    »Och, Papa wird bestimmt nichts dagegen haben. Wisst Ihr, wenn ich groß bin, möchte ich auch ein Jäger sein, so wie ihr.« Helwyr verstand. Euphena hatte ihnen dieselbe Geschichte erzählt, wie den anderen zuvor.
    »Dann musst du früh anfangen zu trainieren, um einmal ein so mächtiger Jäger zu werden, wie ich es bin.«
    Euphena hob eine Augenbraue und setzte sich die in ihren Schatz vertiefte Sipi wieder auf die Hüfte.
    »Ja, das habe ich mir auch schon überlegt.« Nuori schmeichelte seine zarte Kinderhand in Helwyrs Pranke. »Wenn ich ganz fest übe, meint Ihr ich kann nächsten Sommer endlich mit meinem Vater auf die Jagd?« Nuori strahlte.
    Helwyr lachte. »Bestimmt! Aber entscheiden muss er das.«
    »Und wieso bist du verletzt?«, fragte Nuori munter weiter.
    »Das war ein riesiger Eber mit Hauern so lang wie mein Unterarm!« Er streckte ihm seinen Arm hin.
    Nuori staunte. »Habt Ihr ihn besiegt?«
    »Natürlich! Mit Mut und Stärke schafft man alles! Wir haben ihn anschließend sogar gebraten.« Von der Seite sah Helwyr, wie Euphena jetzt auch die zweite Augenbraue hob. Aber sie sagte nichts.
    »Und seid Ihr jetzt so stark wie der Eber?«
    »Noch viel stärker! Schau!« Im Gehen schnappte sich Helwyr Nuori mit einem Arm am Kragen und setzte ihn sich auf seine Schultern.
    Nuori kicherte und versuchte von seiner erhöhten Position aus die herabhängenden Äste zu erreichen. Helwyr war erstaunt. Sein Bein schmerzte kaum noch und die zusätzliche Belastung stellte keinerlei Problem dar.
    »Gibt es eigentlich irgendeine Spur von unseren Pferden?«, er wandte sich wieder an Euphena.
    »Ich fürchte nicht.« Sie seufzte. »Antha ist noch im Getümmel auf und davon und Hestus wird sich ebenfalls aus dem Staub gemacht haben.«
    Das waren keine guten Neuigkeiten. Nicht nur, dass sie von jetzt an marschieren mussten, fuchste Helwyr der Verlust seines braven Pferdchens gewaltig. Hestus war perfekt ausgebildet und stand in der Blüte seiner Jahre. So ein Tier bekam man nicht an jeder Ecke!
    Gemeinsam mit den Kindern traten sie aus dem Wald heraus und wandten sich zum Bauernhäuschen. Nagda werkelte gerade in einem der kleinen Beete, als sie von ihr bemerkt wurden.
    »Ihr kommt gerade recht!«, rief sie. »Das Essen steht schon auf dem Tisch!«
    Unwillkürlich beschleunigte Helwyr seine Schritte. Sein Magen hing ihm inzwischen schon in den Knien.
    »Und habt Ihr alles geschafft?« Die gute Nagda nahm ihnen den Wäschekorb ab.
    »Ja. Wir haben alles gewaschen, Mama!« Sipi streckte die Arme nach ihr aus.
    »Das ist ganz wundervoll, meine Kleine!« Sie drückte ihr einen Schmatzer auf die weiche Kinderwange.
    »Wie ich sehe, habt Ihr gefunden, was Ihr gesucht habt?«, sie lächelte Helwyr an.
    »Ja! Ich dachte schon, mit meinem Weib wäre es zu Ende.«
    Nagda lachte. »Und wir dachten lange, mit Euch wäre es zu Ende. Die ersten zwei Tage habt Ihr Euch kein Stück bewegt, aber dann habt Ihr glücklicherweise angefangen zu brabbeln und zu schnarchen. Da wussten wir, Ihr seid über den Berg!«
    Helwyr spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. »Jedenfalls kann ich Euch gar nicht genug für Euer Bett und Eure Freundlichkeit danken! Was Ihr auf Euch genommen habt, ist nicht selbstverständlich!«
    »Es sind gerade schwierige Zeiten hier. Da muss man einander helfen! Und jetzt rein mit euch allen, sonst wird die Suppe kalt!«
    Nagda schnappte sich Sipi und ging ins Haus. Helwyr ließ Euphena den Vortritt und bückte sich dann so tief er konnte unter dem Türsturz durch, damit Nuori sich auf seinen Schultern nicht den Kopf stieß. Gemeinsam

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