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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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wirkte. Aber nichtsdestotrotz war der Lappen kurze Zeit später wieder etwas weißer als zuvor. Sipi wrang ihn aus und Euphena beförderte ihn mit einem Wurf aus dem Handgelenk zurück in den Korb.
    »Und jetzt gehen wir sie aufhängen! Nimmst du mich wieder auf deine Schultern Euphena? Biiitte!«
    Sie lachte. »Aber erst bei der Wäscheleine. Damit du auch raufreichst, du Knirps.«
    Sipi jubelte und hüpfte voraus zu Nuori, der vorne am Waldweg Kiesel in den Fluss warf.
    »Hilfst du mir?« Euphena bückte sich nach einem Henkel des Weidenkorbes. Helwyr nahm den anderen.
    »Sag es mir.« Bat er und schlenderte neben ihr das Ufer zurück.
    »Was denn?«
    »Das weißt du genau. Also verrate mir dein Geheimnis, Euphena. Den Hieb mit dem Messer hättest du nicht überleben dürfen!«
    Sie lachte. »Bist du denn froh, dass ich überlebt habe?« Sie wollte ihn necken.
    Er sah sie nur an.
    »Ich werte das als ein Ja.«
    Helwyr grinste. »Tu das. Aber jetzt mal im Ernst, ich will es wissen!«
    »Nun ... erinnerst du dich an den Abend in der Waldschenke, als du mir meine gesamte Kleidung verbieten wolltest?«
    »Ja und ich fürchte, ich muss dich korrigieren: Ich wollte nicht nur, ich habe es auch!« Seine Augen lächelten.
    »Richtig. Also sagen wir so ... du wolltest, dass ich alles weggebe, was mich in der Bewegung behindert und mir im Weg sein könnte.«
    Helwyr nickte. Er konnte sich noch gut an das Theater erinnern, das sie ihrer Stiefelchen wegen gemacht hatte.
    »Ich habe dir gehorcht bis auf eine Sache.«
    »Was für eine Sache?«
    »Doppelt stahlverstärkt, handgenäht und mit einer Körperkrümmung, dass jeder Schneiderin die Nadel in den Fingern zittert.«
    Er verstand nicht, worauf sie hinauswollte. Vermutlich schaute er gerade wie ein Suppenhuhn, dem man befohlen hatte, die Pferde vor den Wagen zu spannen und zum Marktplatz zu fahren.
    »Mein Korsett. Mein schönes, schönes ... schönes Korsett!«, erklärte sie trauriger Stimme.
    »Aah«, machte Helwyr.
    »Jetzt ist es ruiniert, aber dafür lebe ich noch. Wirklich schade ... Es hat damals ein Vermögen gekostet!«
    »Ich kaufe dir ein Neues.« Helwyr grinste sie von der Seite an. »Ich habe die Dinger eigentlich immer für ziemlich unnötig gehalten, aber das hat sich jetzt wohl geändert.«
    »Ein Korsett unnötig?«Euphena schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ich weiß gar nicht, was ich darauf antworten soll!«
    Sie sammelten die beiden Kinder ein und folgten dem Waldweg.
    »In deinem neuen Kleid wirkst du gar nicht mehr wie ein Püppchen«, raunte Helwyr ihr ins Ohr. Er ging dicht hinter ihr, weil der Weg sich zu schmal dahinschlängelte, um für sie beide und den Weidenkorb Platz zu bieten.
    Euphena kicherte. »Ja, auch ich kann mich modisch noch weiterentwickeln. Nagda war so lieb uns neue Kleider zu geben, unsere Sachen sind vollkommen ruiniert. Es ist zwar nicht das Beste, aber man fühlt sich äußerst wohl damit.«
    »Und das sagt das modebewussteste Hofdämchen, das ich kenne. Ich bin stolz auf dich Euphena.«
    »Und das sagt der Mann, der nicht einmal Hosen trägt!« Sie kicherte.
    Helwyr sah an sich hinunter. Euphena hatte recht. Er hatte keine Hosen an. Glücklicherweise war sein Hemd lang genug, um einen Aufstand der Bevölkerung zu vermeiden.
    »Hm«, machte er. »Ist mir noch gar nicht aufgefallen!«
    »Ja, so war es leichter den Verband zu wechseln. In den paar Tagen, in denen du weggetreten warst, mussten wir uns ja um all deine Wehwehchen kümmern. Du hast doch nichts dagegen?«
    »Ganz im Gegenteil. Mein Bein fühlt sich schon bedeutend besser an.«
    »Wie sind wir eigentlich hierhergekommen?« Helwyr linste nach vorne. Die Kinder waren weit vorausgelaufen. Er hoffte, dass sie sich nicht verirrten in diesem Durcheinander an Bäumen.
    »Nagdas Mann hat uns gefunden. Du wirst ihn gleich kennenlernen. Er kann dir dann alles Weitere erzählen.« Sie bemerkte seinen Blick. »Wegen der Kinder brauchst du dir keine Sorgen zu machen! Nuori und Sipi kennen die Gegend hier wie ihre Westentasche.«
    »Die haben ja beide einen Narren an dir gefressen! Vor allem Sipi scheint dich besonders ins Herz geschlossen zu haben.«
    Euphena lachte. »Ja sie ist ein Goldstück! Und Nuori ist so klug für sein Alter. Er ist immer neugierig und steckt seine Nase in alles.«
    »Ja, das stimmt allerdings.« Die unangenehme Erinnerung an den Finger in Helwyrs Ohr kehrte schlagartig wieder zurück.
    »Besonders sein Schal gefällt mir gut. Er steht ihm zu Gesichte,

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