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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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Archiv des Schlosses. Wenn Ihr also Informationen sucht, findet Ihr sie am ehesten dort. Ich werde darauf achten, dass keiner den Korridor betritt, während Ihr hier seid. Mehr könnt Ihr nicht von mir verlangen!« Seach wandte sich zum Gehen.
    »Wartet!« Euphena hielt ihn geschwind am Ärmel fest. »Könnt Ihr uns nicht vielleicht etwas zum vergessenen Volk sagen? Habt Ihr davon gehört?«
    Seach riss sich ungeduldig los. »Nein! Habe ich nicht. Man spricht nicht über sie ... merkt Euch das! Das bringt nur Unglück und jetzt lasst mich gehen, mehr kann ich nicht für Euch tun!« Er sah unsicher zu Helwyr.
    Der nickte.
    Blitzschnell verschwand Seach in einer der Seitentüren und ließ Euphena und Helwyr allein zurück. Da standen sie nun, zwischen Ahnenporträts und Wandteppichen. Bunte Kunstwerke auf einer safranfarbenen Wand, die kleine Lichtquellen trug und nur hier und da von einem Fenster durchbrochen wurde.
    »Nun denn?« Helwyr fuhr sich beiläufig über die Narbe. »Wo fangen wir an?«
    »Hättest du ihm etwas angetan, wenn er sich weiterhin geweigert hätte, uns zu helfen?« Euphena sah ihm interessiert ins Gesicht.
    Helwyr grinste. »Vermutlich nicht. Er ist ein großkotziger Junge, der sich die Welt nach seinen Vorstellungen richten möchte ... mehr nicht.«
    »Das beruhigt mich.« Jetzt lächelte Euphena ebenfalls. Sie hatte die Farce mitgemacht, weil sie ihre einzige Hoffnung gewesen war, ihrem Ziel näher zu kommen, aber wenn es tatsächlich ernst geworden wäre, hätte sie das Leid des Burschen kaum ertragen. »Ich hätte es schrecklich gefunden, ihm wehzutun.«
    »Ich weiß.« Beruhigend strich Helwyr ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Deshalb bist du so wundervoll.«
    Sie musste plötzlich lächeln und schmiegte ihre Wange in seine hohle Hand.
    »Euphena, auch wenn ich ihm heute nichts angetan hätte, musst du trotzdem eines wissen:« er strafte sich unmerklich. »Ich habe in meiner Vergangenheit durchaus schon anders gehandelt. Ich will nicht, dass du mich für einen strahlenden Helden hältst. Das bin ich nicht. Auf meinen Schultern lastet Schuld, ich möchte nur, dass du das weißt!«
    Euphena antwortete nicht gleich. Sie runzelte die Stirn und hakte sich bei ihm unter. »Ich will nicht wissen, was du getan hast!«
    »Aber ich ...«
    »Du hast getan, was du für richtig gehalten hast, dessen bin ich mir sicher. Helwyr ich vertraue dir und was auch immer vorgefallen sein mag, allein die Tatsache, dass es dich heute quält, lässt Zuversicht in mir aufkeimen!« Sie drückte seinen Arm an sich. »Jeder neue Tag bringt auch die Chance, sich wieder richtig zu entscheiden. Und jetzt lass uns irgendwelche Aufzeichnungen über dieses vermaledeite Hörnervieh finden!«
»Einverstanden!« Helwyrs Miene hellte sich deutlich auf. »Weißt du übrigens, was ...«
    »Sieh doch nur!« Euphena blieb abrupt stehen und widmete ihre gesamte Aufmerksamkeit einem Wandteppich, der sich über mehrere Manneslängen an der Wand zu ihrer Linken hinstreckte.
    »Da sind sie ja schon wieder!« Helwyr beugte sich nach vorne, um besser sehen zu können. »Mir scheint, wir kommen der Sache näher.«
    Inmitten der auf dem Teppich dargestellten Frühlingsszene, die drei Jungfern beim Ringelreihen tanzen an einem Flussufer zeigte, tummelten sich zwei der gehörnten Aigiden seitlich im Gebüsch. Wieder ließ Euphena ihren Finger über die Hörner gleiten, die sich seltsamerweise durch den Teppichflor so weich und harmlos anfühlten. Einer der beiden Gesellen hatte einen Ziegenfuß und einen Blütenkranz am Haupt. Der andere war mit einem wild aussehenden Spieß bewaffnet.
    »Dass die immer im Dickicht hocken müssen ...« Euphena schüttelte den Kopf. Ein Umstand, der sie nicht gerade beruhigte. Angenommen, sie kamen eines Tages in ihr Territorium und merkten es nicht einmal, dann würden sie bestimmt ebenfalls aus dem Hinterhalt angesprungen werde, genau wie die Mädchen auf dem Wandteppich. Euphena griff sich an die Kehle. Noch bevor sie es merkte, wäre sie durchbohrt und würde röchelnd ihre letzten Atemzüge tun. Ein recht unangenehmer Gedanke. Vielleicht sollte sie einfach nach Hause zurückkehren und den grausigen Baron heiraten! Wenn sie in dessen Garten lustwandelte, hatte sie zumindest mehr Überlebenschancen!
    »Das tun sie gar nicht ... Schau! Hier geht es weiter!« Helwyr war dem Teppich einige Schritte gefolgt. Euphena trat ein Stück zurück, um das ganze Kunstwerk erfassen zu können. Tatsächlich! Der

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