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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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braucht mir nicht gleich die Tür einzutreten!« Hinter den Mauern schlurfte jemand deutlich hörbar über den Hof und werkelte dann am Schloss herum.
    Das schmale Manntörchen öffnete sich einen Spaltbreit und heraus schaute ein hagerer Mann, der seine besten Jahre bereits weit hinter sich gelassen hatte. Auf seinen grauen Locken saß eine schlichte Haube, und seine geübten Augen fixierten Helwyr, wie sie es schon mit tausenden anderen Bittstellern gemacht zu haben schienen.
    »Was wollt ihr?« Eine einfache Frage. Sie klang nicht bösartig, nur interessiert.
    »Dürfen wir eintreten? Wir möchten Ihrer Hochwohlgeborenen Gräfin Marezza ein Anliegen vortragen.«
    »Ach Jungchen. Wenn ich hier jeden hereinlassen würde, der ein Anliegen hat, dann könnte man vor lauter Menschen den Burghof nicht mehr betreten.« Der Alte lachte in sich hinein. Zwei Zähne besaß er noch, wobei der eine bei jedem Lachen auch schon gefährlich wackelte. »Nein, meine Lieben. Ihr sagt mir, worum es geht, und dann ...« Der Torwart brach ab und betrachtete verträumt eine Stelle am Holz des Tores, wo die grüne Farbe schon ein wenig abgesplittert war.
    »Und dann?«, fragte Euphena.
    Der Alte schreckte hoch. Es war ein Wunder, dass sich dieses Burggespenst noch von selbst auf den Beinen hielt.
    »Wie bitte?« Seine Hand schloss sich um den Türgriff und hielt ihn fest, als würde er sonst ertrinken.
    »Und was passiert, wenn wir Euch gesagt haben, weshalb wir hier sind?«, fragte Euphena etwas lauter.
    »Dann sage ich es der Gräfin und dann bekommt Ihr vielleicht eine Einladung zugestellt, die Euch einen Termin innerhalb der nächsten drei Wochen zuweist.«
    »Aber so viel Zeit haben wir nicht!« Euphena sah alarmiert zu Helwyr. »Gibt es denn keine Möglichkeit jetzt vorgelassen zu werden?«
    »Nein.« Die Stimme des Alten klang zittrig.
    »Nein?« Helwyr griff dem Alten unter einen Arm und stützte seine Gebrechlichkeit.
    »Oh, danke Junge.« Er lächelte sein zahnloses Lächeln unter seiner dicken Kartoffelnase hervor. »Nein, das geht leider wirklich nicht.« Er beugte sich verschwörerisch nach vorne. »Die Gräfin ist nämlich gar nicht da!«
    »Und wo ist sie dann?« Euphena flüsterte ebenfalls.
    »Ach was weiß ich, irgendwelche Besprechungen mit irgendwelchen Landesherren. Geht wohl um die Grenzkriege. Aber mir sagt ja keiner was.«
    »Dürfen wir trotzdem eintreten? Wir hätten auch ein paar Fragen an den Archivar der Feste, so es einen gibt?«
    »Es tut mir leid, heute empfangen wir nicht. Fragt morgen noch einmal nach ... oder übermorgen. Wer weiß, wann jemand Zeit für Euch hat.« Der Torwart hustete plötzlich los.
    Schnell trat Helwyr über die Schwelle, um den Alten auf das Pförtnerbänkchen hinter dem Tor zu setzen.
    »Komm nicht über die Schwelle, Jungchen! Ich warne dich! Solange ich ein Tor bewache, kommt da keiner rein!«
    »Schon gut, Alter. Ich wollte nicht eindringen, sondern nur helfen.« Er hob beschwichtigend die Arme. Für einen Mann mit Helwyrs Statur wäre es ein leichtes gewesen, den Pförtner zu überwältigen. Nein! Euphena korrigierte sich. Für einen Mann mit jeglicher Statur wäre es ein leichtes gewesen, den Pförtner zu überwältigen. Vermutlich auch für jede Frau und wahrscheinlich auch für jedes Kind. Aber Helwyr respektierte seinen Willen und trat zwei Schritte zurück.
    »Schon besser.« Der Alte hob herausfordernd das stoppelige Kinn.
    Alles in allem waren das keine guten Neuigkeiten. Zeit zu warten hatten sie nicht. Vor allem dann nicht, wenn nicht einmal sicher war, dass sie überhaupt jemand anhören würde. Euphena dachte nach. Wie konnten sie in das Schloss kommen und Fragen stellen, ohne, dass es jemand sauer aufstoßen würde? Seach! Ihr fiel es wieder ein! Natürlich einen Versuch war es wert.
    »Sagt, guter Mann, könntet Ihr vielleicht Seach ans Tor holen?«
    »Ihr kennt Seach?« Der alte Pförtner klang verwundert.
    »Ja er ist ein alter Freund und wir würden zu gerne guten Tag sagen!« Euphena lächelte wieder ihr Teekränzchenlächeln.
    »Oh wieso sagt Ihr das nicht gleich. Dieser nette junge Mann. Er spielt oft Karten mit mir, wisst Ihr?« Der Alte machte einen Schritt zur Seite und bedeutete ihnen schnell einzutreten.
    Das ließ sich Euphena nicht zweimal sagen. Geschwind bückte sie sich und trat durch das kleine Manntor.
    »Die anderen spielen nicht gerne mit mir, wisst Ihr? Weil ich mir die Karten nicht mehr so gut merken kann wie früher, aber Seach schon. Der gute

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