Hornjäger (German Edition)
die macht doch jetzt alles mit dir. Findest du sie nicht nett?« Gespräche über Euphena konnte er gar nicht leiden. Noch weniger, als in der Mittagshitze vor dem versammelten Hof Bogenschießen zu müssen.
»Sie ist tüchtig, soviel steht fest«, schaltete sich Ardianna ein.
»Sie ist langweilig!« Das Prinzesschen zog die Augenbrauen zusammen.
»Geh wieder an deine Arbeit und zeig mir dann, was du Schönes gestickt hast!« Fengus setzte seine Nichte ab und gab ihr einen kleinen Schubs Richtung Decke, auf der das Mädchen mit der großen Nase hockte und geduldig, wie ein kleines Hündchen vor einer Pastete saß, die oben auf dem Herd stand. Fengus hasste kleine Hündchen fast genauso wie Bogenschießen.
»Das ist ein Mädchen mit Charakter.« Ardianna zog den ersten Pfeil aus der dickgepressten Strohscheibe.
»Wer? Das Hündchen dort auf der Decke?«
»Nein, Euphena.« Sie sah ihren Bruder herausfordernd an.
»Verschone mich damit, bitte!« Wenn die Frauen seiner Familie so weitermachten, zog er für die nächsten drei Wochen in den Kerker, da waren die Pritschen zwar hart, aber dafür ließ sich das Gejammer der Sterbenden besser aushalten als, die verqueren Welt vorstellungen seiner Schwester!
»Sie hat dir wenigstens Paroli geboten, wenn es nötig war. Ein angenehmes Wesen hat sie auch ...«
»Wenn sie nicht gerade versucht, Mitglieder der königlichen Familie zu töten, oder meine Stadt verwüstet«, zählte Fengus weiter auf.
»Anständig ist sie durch und durch, dass weiß man unter Frauen und ihr ist ein starker Willen zu eigen, was man für gewöhnlich Herrscherinnen zuschreibt.«
»Das klingt ja immer besser. Hast du dich jetzt auch noch gegen mich verschworen?« Mit wütenden Bewegungen entriss Fengus dem Stroh nach und nach alle Pfeile.
Ardianna lehnte sich gegen die Zielscheibe und ließ ihren Bruder arbeiten. »Allein ihre Herkunft wäre ein großes Problem. Hofdame ist sie ja wohl aus Mitleid geworden ... Vater hat sie ja damals nur aufgenommen, weil sich sonst niemand um das halbverhungerte Kind gekümmert hätte. Aber du bist ja König, das hättest du schon irgendwie richten können ... Ja sie war mein bestes Pferd im Stall ... voller Potential! Der Umgang mit ihr tut dir gut!« Ardianna tat, als würde sie nachdenken. »Bis du sie zum Sterben in die Wildnis geschickt hast!« Ihre Worte waren spitz wie die Sticknadel der Prinzessin.
»Euphena gut für mich? Du bist ja nicht gescheit, Weib! Noch so eine Aussage und ich erkläre den Südlanden endgültig den Krieg, nur damit du mich mit deinen dummen Ideen verschonst! Ich will von Euphena jetzt nichts mehr hören, verstanden? Der Nächste, der sie erwähnt, fängt eine, ob verwandt oder nicht!« Fengus spürte, wie seine Stirn unter dem Druck seiner Wut anfing zu pulsieren. Da war er sie endlich losgeworden und dann verfolgte sie ihn innerhalb der eigenen Reihen, wie ein Nachtmahr, der sich im Schlaf auf seine Brust hockte und ihm die spindeldürren Finger um die Kehle legte.
Ardianna blickte ihn mit einer Mischung aus Verunsicherung und Sorge an. Dann knickste sie artig und flüsterte »Jawohl, Euer Majestät!«
Fengus seufzte. Die Weiber waren sein Untergang. »Ardianna.« Er nahm sie bei der Schulter. »Ich bin dir nicht böse, aber sagen wir einfach, dass diese Wette im Moment einfach ein heikles Thema ist.«
Wenn er ihr gesagt hätte, dass er schon seit Wochen ernsthaften Grund zur Sorge hatte, weil seine Männer offensichtlich nicht in der Lage waren, seine Befehle korrekt auszuführen, und sie schon seit Tagen wieder hätten hier sein müssen, mit einer reuigen Euphena im Schlepptau, hätte er sich von seiner Schwester mehr als nur eine Schimpftirade anhören können. Euphena hatte immer schon in ihrer Gunst gestanden, nicht zuletzt deswegen, hatte man auch ihre Freundschaft zur Prinzessin zugelassen. Fengus wusste um ihre Qualitäten, aber er wusste auch um seinen Stolz und der Verpflichtung seiner Familie gegenüber.
Auf einmal ging ein Raunen durch die Anwesenden. Hastig machte man einem verdreckten Boten Platz, der sich von hinten einen Weg durch die Menge bahnte.
»Mein Herr! Eine Nachricht!« Der Bote schnaufte über die Wiese und wurde vom Waffenmeister festgehalten, ehe er auch nur in die Nähe der Hoheiten kam.
Fengus erstarrte, das Gesicht des Boten war gerötet und der Schweiß lief ihm unter seiner Kappe seitlich herab. Er wollte sich nicht vorstellen, wie das dazugehörige Pferd aussehen musste. Geflissentlich
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