Hornjäger (German Edition)
ließen sich eben schwer ablegen.
»Da hast du verdammt noch einmal recht, mein Junge!« Der Wirt lachte laut und knallte einen weiteren Humpen vor Helwyr auf den Tisch.
Der tiefrote Wein schwappte leicht und verströmte den lieblichen Duft nach lauen Kasernenabenden und einem Feuer, dass einem Füße und Seele wärmte. Wehmütig nahm Helwyr einen tiefen Schluck. Seit sie Euphena aus dem Gemach gezerrt hatten, freute ihn rein gar nichts mehr! Natürlich wäre es äußerst unklug gewesen, sich zu zeigen und unbewaffnet mit einem Mädchen aus einem gut gesicherten Schloss auszubrechen, dessen Architektur ihm in keinster Weise bekannt war. Trotzdem mochte er sich im Moment nicht so richtig. Schließlich hatten sie Euphena geschlagen und wer weiß wo hingebracht! Er hatte nur dagestanden hinter diesem vermaledeiten roten Vorhang. Wie ein Feigling! Helwyr nahm einen weiteren Schluck. Dieses Gesöff war genau richtig! Süß und schwer und dazu bestimmt verzweifelten Menschen die Erinnerung zu rauben.
Er würde diese verfluchten Hundesöhne dafür büßen lassen!
»Huch! Da krieg ich ja gleich ‘ne Heidenangst, wenn ich in dein Gesicht schau‘, Junge! Dir muss aber ordentlich jemand auf den Schwanz getreten sein, so wie du grad dreinschaust!« Der Wirt holte sich einen Stuhl heran und setzte sich erwartungsvoll Helwyr gegenüber.
Sein Gesicht war das eines verlebten Mannes, auch wenn sein Blick noch klar war und die Haare noch kaum grau. Er wirkte verbraucht und die Säufernase machte den Eindruck nicht gerade besser.
»Verschwinde! Ich will jetzt nicht reden!« Helwyr versuchte sich auf seinem Sessel ein wenig wegzudrehen und verlor dabei fast das Gleichgewicht.
»Weißt du, wenn Leute wie du in mein Wirtshaus kommen, und die Menge Wein verdrücken, die du schon intus hast - was selten vorkommt, weil die Meisten nach dem fünften Becher umkippen - dann kommt immer, ich sage dir immer, der Moment, in dem sie mir alles erzählen wollen.« Der Wirt kratzte mit seinem Daumennagel etwas Dreck von der Holzplatte. »Die tun das nicht, weil es ihnen nachher schlechter geht, verstehst du?«
Helwyr verstand nicht. Er hatte auch keine Lust darüber nachzudenken, was der Wirt ihm gerade versuchte mitzuteilen. Er wollte jetzt einfach ein bisschen traurig sein. Und das allein!
»Geht es um ‘ne Frau?«, fragte der Wirt neugierig. »Es geht fast immer um ‘ne Frau. Sogar wenn‘s ums Geld geht, geht‘s um die Weiber, weil die dem armen Teufel dann die Hölle heißmachen!« Der Wirt lachte wieder, diesmal jedoch verkrampfter.
Er hatte sie zurückgelassen. Einfach so! Helwyr schniefte. Logisch gesehen war es so natürlich besser, hier draußen konnte er wenigstens etwas unternehmen. Alle der Reihe nach töten, alleine eine Festung einnehmen oder einen Tunnel bohren oder ... Wenn er es sich genau überlegte, konnte er alleine eigentlich gar nichts ausrichten! Noch dazu rückten die Tage unaufhörlich vorwärts und brachten Euphena und ihn immer näher an das Spätsommerbankett, das den Rest ihrer beider Leben bestimmen würde. Wenn sie dann überhaupt noch lebten ...
Helwyr schüttete den Rest des Weines seine Kehle hinunter, ohne auf den Geschmack zu achten.
Draußen auf der Gasse wurde es laut. Jemand zog singend und kichernd durch die Straßen und duellierte sich hin und wieder verbal mit um ihren wertvollen Schlaf gebrachten, anständigen Bürgern; wie sie sich selbst bezeichneten. Das Gekichere kam immer näher, bis drei vollschlanke Weiber in knappen Kleidern das Wirtshaus betraten.
»Wirt, wir wollen Wein!«, rief die Mittlere und stützte sich schwer auf Helwyrs Schulter.
Unwirsch wischte er ihren Ellbogen zur Seite. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Wieso ließ man ihn nicht einfach in Ruhe?!
»He!«, empörte sie sich. »Was fällt Euch ein? Oh ...« Vorsichtig betrachtete sie ihn von der Seite und begann eine Strähne ihrer blonden Locken um einen Finger zu wickeln. »Guten Abend mein Hübscher.« Gekonnt lehnte sie sich nach vorne, um ihm einen tiefen Einblick in ihr Dekolletee zu gewähren.
»Verschwindet!«, grummelte Helwyr. Er hielt sich vorsichtshalber an der Budel an, um nicht vom Hocker zu kippen.
»Was haben wir denn für ein Problem?« Die Blonde wandte sich gleich direkt an den Wirten, in der Annahme, dass dieser sich bereits bestens im zerrütteten Gefühlsleben ihres Opfers auskannte.
Doch der zuckte nur mit den Achseln.
»Wenn es um ‘ne Frau geht, die du vergessen willst, kannst du das bei
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