Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)
Sie, erwartet sie dann? Ein weiterer Sieg? Nein. Diesmal werden wir vorbereitet sein. Wir werden eine Armee bereithalten und jeder Widerstand, der sich auf diesem Planeten noch regt, wird mit einem Schlag ausgelöscht.
Nun, einige von Ihnen fragen sich bestimmt – ich kann förmlich hören, wie Sie es denken –, was Sie das angeht. Was Sie damit zu tun haben? Sie sind doch Geschäftsleute, nicht wahr? Politiker, Berater, Berühmtheiten, die ihr Leben genießen. Sie tragen feine Kleidung und arbeiten in komfortablen Büros. Sie würden sich nie selbst die Hände schmutzig machen, nicht einmal, um sich selbst eine Tasse Kaffee zuzubereiten. Wieso also dieses Gerede von Krieg und Schlachten? Nun, es läuft darauf hinaus: Als Gegenleistung für den Ruhm und den Reichtum, den die Alten jedem von Ihnen zugestanden haben, erwarten sie jetzt, dass Sie Ihre Loyalität beweisen. Sie wollen, dass Sie sich ihrer Armee anschließen. Wenn es zum letzten großen Kampf kommt, werden Sie an vorderster Front stehen.“
Im Saal wurde Gemurmel laut. Die Anwesenden sahen einander an, als wären sie nicht sicher, was sie da gerade gehört hatten. Da musste doch ein Irrtum vorliegen, oder? Viele waren überzeugt, dass der Vorsitzende einen Scherz gemacht hatte. Nur Jonas Mortlake kannte die Wahrheit und grinste vor sich hin. Dies war der Moment, auf den er gewartet hatte.
„Sie wurden auserwählt, das Fußvolk in der Armee der Alten zu werden“, verkündete der Vorsitzende. „Es sind mehr als tausend von Ihnen hier, was ausreicht, um zwanzig Bataillone zu bilden. Die meisten von Ihnen werden sterben. Das ist tragisch, aber nicht zu vermeiden. Die Übrigen haben jedoch die Genugtuung, sich sagen zu können, dass sie ihre Schuld gegenüber den Alten beglichen haben, auch wenn das mit großen Schmerzen und persönlichem Leid verbunden war.“ Er breitete die Arme aus und schloss mit dieser Geste jeden ein. „Von nun an sind Sie Rekruten und Ihr neues Leben wird sofort beginnen. Draußen warten Busse, die Sie in die Ausbildungslager bringen werden, wo Sie Ihre Uniformen und die Ausrüstung erhalten. Außerdem müssen Sie mit gewissen Modifikationen rechnen, die hervorragende Kampfmaschinen aus Ihnen machen werden …“
„Moment mal!“
In der ersten Reihe war ein Mann aufgestanden und hob nun die Hand wie ein Polizist, der den Verkehr stoppen will. So etwas war noch nie da gewesen. Niemand hatte es bisher gewagt, dem Vorsitzenden ins Wort zu fallen. Aber dieser Mann war eine der einflussreichsten Personen im Raum, dessen Geschäftsimperium sich von Schanghai bis nach New York erstreckte. Sein Name war Sir David Lang … man hatte ihn geadelt, obwohl er kein britischer Staatsbürger war. Er hatte mit Fluggesellschaften, Hotels, teuren Boutiquen, Filmproduktionen und Telekommunikation ein Vermögen gemacht. Er war etwa Mitte fünfzig, ein kleiner gepflegter Mann mit silbergrauen Haaren und leicht femininen Gesichtszügen.
„Was soll das heißen?“, ereiferte er sich. „Wovon reden Sie? Schlagen Sie im Ernst vor, dass ich irgendeiner Armee beitrete?“
„Das war kein Vorschlag, Sir David. Die Entscheidung ist bereits getroffen.“
„Sie sind verrückt!“ Lang sah sich um und versuchte, die Delegierten auf seine Seite zu ziehen. „Wenn Sie Leute brauchen, die für Sie kämpfen, gehen Sie auf die Straße. Da draußen sind Millionen von denen. Geben Sie jedem einen Dollar und Sie können mit Ihnen machen, was Sie wollen.“
„Die Leute von der Straße interessieren uns nicht. Wir wollen Sie.“
„Nun, das können Sie vergessen. Ich stehe nicht zur Verfügung.“
Der Vorsitzende wirkte ehrlich überrascht. „Ist das Ihr letztes Wort in dieser Angelegenheit, Sir David?“
„Allerdings.“
„Dann fürchte ich, dass sich unsere Wege hier trennen werden.“
Der Vorsitzende hatte kein Zeichen gegeben, aber einen Moment später fiel ein Schuss, dessen Knall in dem riesigen Saal nachhallte. Der Heckenschütze musste irgendwo hoch oben an der Decke sitzen. Lang wurde herumgewirbelt und sein Blut spritzte auf die beiden Frauen, die vor Beginn der Sitzung miteinander geflüstert hatten. Sie fuhren kreischend zurück. Lang brach zusammen. Jonas Mortlake rührte sich nicht. Ihm war klar, dass der Geschäftsmann schon tot gewesen war, als er den Mund aufgemacht hatte.
Es war, als würde dieser erste Tote Wellen schlagen, die sich ausbreiteten wie eine grausame Krankheit. Überall sprangen die Anwesenden auf. Schreiend und
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