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Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Band stand für die Farbe der Revolution. Im Alten Ägypten war Rot die Farbe des Sieges gewesen. Die Rebellen sprachen alle ein bisschen Englisch, aber weniger als man erwarten würde. Da es kein Fernsehen gab, fehlte ihnen die Möglichkeit, Sprachprogramme zu schauen oder aus Filmen zu lernen. Es gab auch kein Internet mehr. Für Scarlett war das das Schlimmste von allem, denn sie fühlte sich von der Welt abgeschnitten und allein. Remy berichtete, dass es schon vor langer Zeit über Nacht verschwunden war. Niemand konnte sich erinnern, wann es plötzlich nicht mehr da war, aber, wie Richard überlegte, konnte auch niemand genau sagen, wann es eigentlich erfunden worden war. Jedenfalls war es jetzt weg.
    Zwei Wochen waren vergangen – allerdings war es schwierig, den Überblick zu behalten, denn ein Tag war wie der andere. Zumal immer noch die Möglichkeit bestand, dass die Alten mit ihnen spielten und sie Monate oder sogar Jahre in der Zeit vorwärtssprangen, ohne es zu merken. Als Scarlett aus dem Lazarett entlassen worden war, hatte man ihr einen kleinen Raum neben Richards zugewiesen, im Untergeschoss, wo sie niemandem im Weg waren. Sie hatten beide ein Bett, ein Waschbecken und eine Gemeinschaftsdusche, aus der kaltes Wasser tröpfelte – wofür sie dankbar sein sollten, wie Remy ihnen versichert hatte. In Ägypten – und anderen Ländern – gab es in vielen Städten gar kein Wasser mehr. Bei Nacht starrten die beiden aus ihren halb unter der Erde steckenden Kellerfenstern, doch alles, was sie sahen, waren die Stiefel der Wachsoldaten, die draußen ihre Runden drehten. Die Türen waren unverschlossen. Sie durften sich frei innerhalb der Anlage bewegen. Doch davon abgesehen hätten sie ebenso gut im Gefängnis sitzen können.
    Wenigstens erholte sich Scarlett zusehends von ihrer Verletzung. Trotz ihrer derzeitigen Lage war Richard darüber mehr als erleichtert. Sie hatte Gewicht verloren, was sie bei den knappen Rationen im Lager sicher nicht wieder zulegen würde, und der Schock über das Erlebte stand ihr noch ins Gesicht geschrieben. Der Chirurg hatte ihr die Haare abgeschoren und es war eine unansehnliche Narbe zurückgeblieben, die erst verschwinden würde, wenn die Haare ordentlich nachgewachsen waren. Beim ersten Blick in einen Spiegel hatte Scarlett das Gesicht verzogen und „Spieglein, Spieglein an der Wand“ gemurmelt, was bewies, dass ihr Sinn für Humor ebenso zurückkehrte wie ihre Kraft und ihre Entschlossenheit, sich zu wehren. Sie war froh, noch am Leben zu sein.
    Richard hatte sie von Anfang an gerngehabt. Er bedauerte immer noch, von Matt getrennt zu sein, und machte sich ständig Sorgen um ihn, aber er und Scarlett hatten sich schnell angefreundet – was nicht anders zu erwarten war, nachdem das Schicksal sie zusammengeworfen hatte. Scarlett war klein und dünn und sah mit dem geschorenen Kopf aus wie eines der Bettelkinder von Bangkok. Aber Richard vergaß nie, dass sie eine der Fünf war und Naturgewalten entfesseln konnte, sobald sie sich dazu entschied.
    Scarlett war froh, dass Richard bei ihr war, und obwohl er es abstritt, beteuerte sie, dass er ihr das Leben gerettet hatte, indem er sie in dieses Lager gebracht hatte. Sie mochte ihn, weil er so unordentlich und unorganisiert war und ständig so tat, als wäre er total hilflos in ein Abenteuer hineingeraten, das er nicht verstand. Gleichzeitig erkannte sie seine verborgenen Stärken. Er war Matt ein guter Freund und würde alles für ihn tun, genau genommen für jeden von ihnen. Er würde bei ihnen bleiben bis zum Ende.
    Richard hatte ihr erst vor Kurzem erzählt, was mit der Welt geschehen war – der Welt, die sie beide gekannt hatten. Er wollte erst sicher sein, dass sie stark genug war, es zu verkraften. Kurze Zeit hatte er überlegt, es vor ihr geheim zu halten, doch ihm war schnell klar geworden, dass er es nicht lange können würde. Schließlich war es der Grund, aus dem sie hier war. Und so hatte er ihr alles erzählt, was er von Albert Remy erfahren hatte.
    Sie war nicht geschockt gewesen. Es war einfach zu viel, um es zu begreifen, und hier, isoliert im Lager, ohne Zeitungen oder Fernsehen, die es real werden ließen, waren es einfach nur Worte. Welchen Beweis hatten sie, dass es tatsächlich stimmte? Remy war genauso von allem abgeschnitten wie sie und kam ebenso wenig an Informationen, die über das hinausgingen, was in Kairo geschah, von Beweisen ganz zu schweigen. Trotzdem zweifelten sie keinen Augenblick daran,

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