Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
auch nur in ihre Nähe gekommen.
    Der Land Cruiser schlitterte über den Wüstensand und sie ließen Kairo hinter sich zurück.

DER BAUM

17
     
     
    Scott Tyler war zu dem Schluss gekommen, dass er Pedro nicht leiden konnte.
    Sie hockten nun schon zusammen in dieser stinkenden Zelle seit – wie lange? Scott hatte längst sein Zeitgefühl verloren, aber es waren sicher mehr als drei Wochen, vielleicht auch ein Monat. Doch egal, wie lange es schon dauerte, Pedro beschwerte sich nie. Er aß den ekligen Fraß, den sie ihm gaben, und fragte nie nach mehr, obwohl die Portionen winzig waren und sie beide langsam verhungerten. Er war auch nie gelangweilt. Wenn sie Freigang hatten – nur eine Stunde am Tag –, wanderte er auf dem leeren Hof unter dem schwarzen Himmel herum, als wäre es der Central Park. Einmal am Tag wurden sie zum Duschen und auf die Toilette in einen kahlen Raum geführt, in dessen Betonboden sich ein Schachtdeckel befand. Das Wasser war kalt und ihnen blieben nur wenige Minuten, sich zu waschen. Aber das schien ihn auch nicht zu stören. Es war, als wäre er in einer anderen Welt.
    Pedro sprach auch kaum mit ihm. Das war nicht weiter verwunderlich. Er hatte sein ganzes Leben in Peru verbracht und erst vor Kurzem Englisch gelernt, überwiegend durch seine Unterhaltungen mit Matt in der Traumwelt. Aber Scott wurde das Gefühl nicht los, dass er nicht mit ihm sprach, weil er es nicht wollte. Schließlieh hatten sie anfangs miteinander geredet, nachdem man sie beide gefangen genommen hatte. Aber als die Tage vergingen, hatte sich Pedro in sich selbst zurückgezogen. Und zwar mit Absicht, da war sich Scott ganz sicher.
    Im Moment betrachtete er Pedro, der auf seiner Pritsche lag. Er hatte die Hände unter dem Kopf verschränkt (man hatte ihnen keine Kissen gegeben) und starrte an die Decke, als stünde dort etwas Interessantes geschrieben. Pedro war viel kleiner als Scott und obwohl sie fast genau gleich alt waren, sah er mit seiner glatten Haut und dem unschuldigen Blick aus wie ein Zehnjähriger. Seine schwarzen Haare waren vorn zu einem kurzen Pony geschnitten, der in gerader Linie von einem Ohr zum anderen reichte. Ein typischer Grundschul-Topfschnitt. Pedro war schon unglaublich dünn gewesen, bevor man sie auf diese Hungerrationen gesetzt hatte. Spinnenbein. Das war der Name, den Scott ihm gegeben hatte, und er sprach ihn sogar gelegentlich damit an.
    „Sag mal, was meinst du dazu, Spinnenbein?“
    Es amüsierte Scott, dass Pedro keine Ahnung hatte, was das bedeutete. Er dachte vermutlich, dass es ein Ausdruck von Freundschaft war.
    Scott konnte immer noch nicht fassen, dass sie bei ihrer überstürzten Flucht aus Hongkong zusammen an einem Ort gelandet waren. Es kam ihm vor, als hätte er Pech beim Würfeln gehabt. Wieso konnte es nicht Scarlett sein oder sogar Matt? Warum nicht sein eigener Bruder? Selbst das Alleinsein hätte ihn nicht gestört. Alles wäre besser als das hier.
    Natürlich wusste er, was in diesen letzten paar Sekunden im Tempel passiert war. Sie waren alle durch die Tür gesprungen, ohne nachzudenken, ohne zu wissen, wohin sie gingen. Und statt sich irgendwie in Sicherheit zu bringen, waren sie in alle Winde verstreut worden. Das war Matts Schuld. Er hatte ihnen gesagt, dass sie verschwinden sollten, bevor der Sturm sie alle tötete, was vielleicht auch stimmte, aber trotzdem hatte er es nicht zu Ende gedacht. Nur ein paar Sekunden … länger hätte es nicht gedauert. Er hätte sie zurück nach Cuzco oder nach London oder sonstwohin schicken können, wo sie alle zusammen sein konnten. Aber er hatte Angst gehabt und war einfach geflohen. Vielleicht war er doch nicht der große Anführer, für den er sich hielt.
    Ganz davon abgesehen, dass es von Anfang an ein Fehler gewesen war, nach Hongkong zu gehen. Hinter Scarlett herzujagen, hatte bedeutet, in eine offensichtliche Falle zu tappen, wovor Scott schon vor ihrem Aufbruch gewarnt hatte … nicht, dass ihm irgendjemand zugehört hätte. Matt war sogar so weit gegangen, ihn und Jamie zu trennen. Wie hatte er so etwas tun können?
    Jetzt, wo er darüber nachdachte, konnte er Matt noch weniger leiden als Pedro.
    Scott und Matt waren nie miteinander ausgekommen, von dem Moment an, als er und Jamie im peruanischen Cuzco angekommen waren, am Ende einer langen Reise, die sie beinahe das Leben gekostet hatte. Scott war schon einmal gefangen genommen worden. Damals hatte ihn eine Frau gefoltert, Susan Mortlake. Scott konnte nicht an sie

Weitere Kostenlose Bücher