Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)
war sie.“
„Und Sie haben sie entschärft?“
„Natürlich nicht. Ich konnte die Bombe nicht bewegen. Da waren viel zu viele Drähte und ich hatte Angst, mich selbst in die Luft zu jagen. Deswegen habe ich mich für die zweitbeste Lösung entschieden. Ich habe ein Foto und eine Gebetskette vom einen Wagen in den anderen befördert. Ich habe sogar einen Schraubenzieher gefunden und die Nummernschilder ausgetauscht. Davon abgesehen sind die beiden Jeeps identisch und gerade jetzt steht der mit der Bombe oben auf dem Hügel. Und wenn Tarik auf den Knopf des Auslösers drückt – ich bin ziemlich sicher, dass er ihn hat –, werden die da oben eine Überraschung erleben. Und genau diesen Moment nutzen wir. Einverstanden, Scar?“
„Einverstanden“, antwortete Scarlett. Sie war bereit. Alles, was Richard gesagt hatte, bestärkte sie in ihrem Entschluss, sich nicht besiegen zu lassen und diese Situation zu ihrem Vorteil zu nutzen.
Neben ihr zog Albert Remy eine Pistole und überprüfte, ob das Magazin voll war.
Richard war verblüfft. „Haben Sie das Ding immer bei sich?“
„Natürlich.“ Remy lud eine Patrone in die Kammer. „Aber ich glaube nicht, dass Tarik so etwas tun würde. Er ist ein guter Mann.“
„Vielleicht war er das früher. Aber wenn man lange genug in einem Krieg kämpft, fällt es irgendwann schwer, sich zu erinnern, wer man einmal war. Er hat zu viel Blut gesehen. Und vielleicht auch zu viel Sand. Ich behaupte, dass er zu dem geworden ist, was er ursprünglich bekämpfen wollte.“
Sie waren mittlerweile angekommen. Richard stellte den Motor ab. „Ich hoffe, dass das funktioniert“, raunte er Scarlett zu.
„Jetzt weiß ich, wieso Matt so große Stücke auf dich hält.“
„Das tut er?“ Richard lächelte. „Das hat er mir nie gesagt.“
Sie stiegen aus.
Und standen Feldmarschall Karim el-Akkad gegenüber.
Richard und Scarlett hatten ihn zwar noch nie gesehen, aber ihnen war klar, dass er es sein musste. Nach einem Leben in Uniform sah die arabische Kleidung beinahe lächerlich an ihm aus. Er hatte das Gesicht und die Augen eines Soldaten und betrachtete sie mit unverhohlenem Vergnügen.
„Scarlett Adams“, sagte er und schon an der Art, wie er ihren Namen aussprach, erkannte Scarlett, dass er kein oder nur wenig Englisch beherrschte. „Ich bin froh, dich zu sehen“, fuhr er langsam und so zögernd fort, als hätte er die einzelnen Worte im Wörterbuch zusammengesucht.
„Ich vermute, Ihr Name ist nicht Ali“, sagte Richard.
„Ist er nicht.“
Akkad hob eine schlaffe, sorgfältig manikürte Hand. Es war ein Signal. Zwei bewaffnete Männer, die sich im Gebäude verborgen hatten, tauchten auf. Sie trugen dieselben dunkelgrünen Uniformen wie die, die Richard und Scarlett gleich nach ihrer Ankunft gesehen hatten. Ein dritter Soldat erhob sich von seinem Versteck auf dem Dach und zielte mit einem Maschinengewehr auf sie.
„Es ist aus mit euch“, sagte Akkad. Auch er hatte eine Pistole gezogen und richtete sie auf Richard. „Der Engländer stirbt hier und jetzt. Er sollte schon längst tot sein. Das Mädchen kommt mit mir.“
„Und was haben Sie davon?“, fragte Richard.
„Mein Lohn wird groß sein …“
Weiter kam er nicht.
Die Explosion war gigantisch und ohrenbetäubend. Sie fand hinter ihnen statt, oben auf dem Hügel. Die Druckwelle riss sie fast von den Füßen und reichte aus, um den Mann auf dem Dach auf ein Knie fallen zu lassen. Rauch und vom Wüstenboden aufgewirbelter Sand umspülte sie wie ein Sturzbach und nahm ihnen die Sicht. In all dem Chaos wurde Richard klar, dass Tarik den vollen Preis für seinen Verrat bezahlt hatte.
Vielleicht hatten er und seine Männer die Detonation überlebt, aber Richard bezweifelte es. Doch selbst wenn er Zeit dazu gehabt hätte, würde er kein Mitleid für sie empfinden. Sie hatten versucht, ihn und Scarlett unwissentlich zu Selbstmordattentätern zu machen, und jetzt waren sie es, die tot waren. Tarik hatte zweifellos triumphierend auf den Auslöser gedrückt und die Bombe gezündet, von der er dachte, dass sie in ihrem Jeep wäre, dem Fahrzeug, das er ihnen für die Fahrt vom Hügel hinunter zugewiesen hatte. Er hatte gehofft, auf diese Weise seinen Erzfeind Feldmarschall Karim el-Akkad zu töten, und es war ihm gleichgültig gewesen, dass auch sie drei dabei sterben würden.
Richard hatte einen entscheidenden Vorteil. Er wusste, was passieren würde, und reagierte deshalb als Erster. Er warf sich auf den
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