Horror Cocktail
Und das ist auch der Grund, warum ich es dir nicht sagen werde. Aber so viel verspreche ich dir: Mach weiter. Geh deinen Weg so gut, wie 97
du es vor hast. Und in zehn Jahren kommst du wieder zu mir.«
»Zehn Jahre?« Ihre Augen waren jetzt wieder trocken, und ihre Stimme war rauh. »Glaubst du wirklich, du könntest mich einfach so für zehn Jahre abschieben? Wie ich die Dinge sehe, wirst du bis dahin tot sein.«
»Ich werde noch da sein«, versprach ich ihr. »Ich bin zäh.«
»Nicht zäh genug«, fuhr sie auf. »Ich werde dich fertig-machen.«
Ich nickte. Sie hatte natürlich recht. Das sah ich deutlich.
Man konnte sie nicht aufhalten.
»Und wenn ich von dir die Wahrheit nicht erfahre«, fuhr sie fort, »dann gehe ich eben selbst zu Dr. Loxheim. Irgend etwas sagt mir, daß er der Mann ist, mit dem ich sprechen sollte.«
Ich nickte wieder. »Vielleicht hast du recht«, sagte ich langsam. »Vielleicht solltest du doch bald mit ihm zusammen-treffen.«
Es war wirklich nicht leicht für mich, Dr. Loxheim die Idee zu verkaufen. Trotzdem mußte er schließlich zustimmen, nachdem ich ihm alle Einzelheiten berichtet hatte.
»Es steht zu viel auf dem Spiel für uns, als daß wir irgendein Risiko eingehen dürften«, sagte ich. »Das wissen Sie.«
»Und was ist mit den anderen?« erinnerte er mich. »Sie haben da schließlich auch mitzureden.«
»Sie sollen natürlich abstimmen. Aber es ist die einzige Lösung.«
»Sie glauben also, daß es dieses Mädchen wert ist?«
»Natürlich tue ich das. Normalerweise hätten wir sie in acht bis zehn Jahren sowieso aufgenommen. Sie befindet sich auf dem Weg nach oben, das werden Sie schon sehen. Nur – und das habe ich Ihnen ja schon erklärt – sie will nicht warten. Also nehmen wir sie eben schon jetzt.«
»Wenn die anderen mitmachen.«
»Wenn die anderen mitmachen. Und sie werden 98
zustimmen.«
Sie gaben ihre Zustimmung. Am gleichen Abend noch hielten wir bei Dr. Loxheim eine Versammlung ab, und sie kamen alle. Ich erzählte die ganze Geschichte, und Paul unterstützte mich. Das genügte.
»Wann wird es sein?« fragte Dr. Loxheim.
»Je eher, desto besser. Ich werde die nötigen Maßnahmen unverzüglich einleiten. Sie können sie in etwa einer Woche hier erwarten.«
Und es war auch genau eine Woche später, als ich sie hinbrachte. Gleich nachdem ihr Film abgedreht war. Gleich nachdem wir ihr einen vierwöchigen Urlaub zugeteilt hatten.
Gleich nachdem ich sie persönlich zu Frankie Blitzer, meinem Agenten, begleitet hatte, wo sie einen langfristigen Vertrag unterzeichnete.
Gleich danach machten wir uns auf den Weg.
»Wohin bringst du mich?« fragte sie.
»Zu Dr. Loxheims Klinik.«
»Bedeutet das, daß ich jetzt endlich das Geheimnis erfahren darf?«
»Genau.«
»Und was hat deine Meinung so rasch geändert?«
»Du.«
»Du magst mich ein wenig, nicht wahr?«
»Das habe ich doch schon gesagt, nicht wahr? Und wenn ich dich nicht gern hätte, dann wärst du nie hinter das Geheimnis gekommen. Eher hätte ich dich ermordet.«
Sie lachte, aber ich konnte nicht mitlachen, denn ich hatte ihr die Wahrheit gesagt.
Dr. Loxheim wartete oben in seinem Büro auf uns und war sehr herzlich. Ich nahm Kay das Versprechen ab, keinerlei Fragen zu stellen, bis er seine Untersuchungen abgeschlossen habe, und sie arbeitete großartig mit. Er machte einen Bluttest und nahm eine Hautprobe. Er nahm ihre Stimme auf Tonband 99
auf und schnitt ihr sogar eine Locke ab.
Dann begann eine über eine Stunde dauernde Befragung für das Krankenblatt. Er war natürlich sehr gründlich: Nicht nur, daß er ihren kompletten Lebenslauf notierte, einschließlich der Namen all ihrer Bekannten, er machte auch sozusagen eine Bestandsaufnahme ihres persönlichen Geschmacks –
einschließlich einiger Lieblingsfarben, der Marken ihrer Kosmetika und ihres Lieblingsparfüms.
All das war natürlich unnötig, aber er war nun mal ein sehr gründlicher, methodisch arbeitender Typ und wollte für alle Fälle vorbereitet sein. Das sah ich ein; denn wenn in letzter Minute doch etwas mißlingen sollte und wir rasche Entschlüsse treffen mußten, standen auf diese Weise wenigstens alle wichtigen Daten zur Verfügung.
Aber es war früher schon nichts schiefgegangen, und ich war auch jetzt voller Zuversicht. Übrigens hatte Kay nichts dagegen. Ich glaube, sie hielt das Ganze für eine Art Psycho-analyse.
Schließlich, als alles vorüber war, erhob sie sich.
»Nun habe ich eine Menge Fragen
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