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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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beantwortet«, sagte sie.
    »Ich finde, jetzt bin ich an der Reihe, selbst ein paar zu stellen.
    Zunächst einmal – wann wird endlich das große Geheimnis enthüllt?«
    Sie sah mich an, aber es war Dr. Loxheim, der ihr antwortete.
    »Gerade jetzt, meine Liebe«, sagte er. Er trat hinter sie und stach blitzschnell die Nadel in ihren Hinterkopf.
    Ich fing sie auf, als sie fiel, und wir trugen sie zum Operationssaal.
    Die ganze Prozedur dauert vier Wochen. Ich fürchte, Dr.
    Loxheim kam in dieser Zeit nicht oft zur Ruhe.
    Was mich anbelangt, so war ich selbst beschäftigt. Ich mußte ihr Studio beruhigen, eine sorgfältig vorbereitete Geschichte über ihren Inkognito-Urlaub in Kanada verbreiten und 100

    zusätzlich noch meine eigenen Nachforschungen anstellen.
    Ich mußte viele Aspirantinnen interviewen, bis ich schließ-
    lich jemanden fand, der mir zusagte.
    Dann brauchte ich nichts mehr zu tun, außer auf den neunundzwanzigsten Tag zu warten, an dem ich sie sehen durfte. Loxheim hatte sie natürlich bis dahin andauernd mit Medikamenten ruhig gehalten, aber er hatte mir versichert, daß sie während der letzten vierundzwanzig Stunden nichts bekommen habe.
    »Sie ist ganz normal«, versicherte er mir.
    »Normal?«
    »Nun« – er lächelte – »ich meine damit, daß ich glaube, daß sie in einer Verfassung ist, in der sie die Wahrheit durchaus vertragen kann.« Er zögerte. »Sind Sie ganz sicher, daß Sie nicht wollen, daß ich es ihr sage?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Diesmal bin ich verantwortlich.«
    »Sie werden doch einen allzu heftigen Schock vermeiden?
    Sie hat bis jetzt zwar alles wunderbar überstanden, aber man weiß nie … Erinnern Sie sich noch daran, wie Jimmy es aufgenommen hat, nachdem er es herausgefunden hatte?«
    »Ich erinnere mich. Aber er ist jetzt wieder völlig in Ordnung. Wenn sie sich erst einmal der wahren Bedeutung bewußt werden, dann gewöhnen sie sich auch daran.«
    »Aber sie ist noch so jung.«
    »Ich habe sie gewarnt.« Ich seufzte. »Gott weiß, daß ich alles versucht habe. Und jetzt werde ich es ihr sagen. Auf meine Weise.«
    »Viel Glück«, sagte Dr. Loxheim.
    Ich verließ sein Büro und ging zu ihrem Schlafzimmer.
    Sie lag völlig ruhig da. Ihr Kopf lag auf dem Kissen, aber sie war nicht zugedeckt und trug lediglich ihr langes Nachthemd.
    Sie hatte die Augen offen, und sie sahen genau so aus wie früher. Alles sah aus wie vorher, und auch ihre Stimme klang unverändert.

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    »Ed!« sagte sie. »Er hat mir gesagt, daß du kommen würdest, aber ich konnte es nicht glauben.«
    »Warum sollte ich nicht kommen?« fragte ich lächelnd. »Du bist wieder völlig in Ordnung. Hat er dir das nicht gesagt?«
    »Ja. Aber auch das habe ich ihm nicht geglaubt.«
    »Du kannst es aber glauben. Es geht dir gut, Kay. Komm, setz dich. Du kannst aufstehen, wenn du möchtest. Du kannst dich anziehen und nach Hause gehen, wann immer du willst.«
    Sie richtete sich langsam auf.
    »Das stimmt«, murmelte sie mit kleiner Stimme. »Ich kann mich setzen. Aber, Ed, etwas ist ganz eigenartig. Ich fühle überhaupt nichts. Deshalb war ich nicht sicher, Ed. Ich scheine überhaupt kein Gefühl mehr zu haben. Ich bin einfach – taub.«
    »Das geht vorüber«, versicherte ich ihr, »wenn du erst einmal draußen bist, ein paar gymnastische Übungen gemacht und ein wenig frische Luft geschnappt hast.«
    Sie stand auf, und ich nahm sie beim Arm. »Langsam«, warnte ich sie. »Du bist lange nicht auf den Beinen gewesen –
    und wahrscheinlich ein bißchen steif. Das ist, als müßtest du noch einmal das Laufen lernen.«
    Ihre Beine bewegten sich ruckartig, aber sie konnte sie doch schon in gewisser Weise koordinieren. Ich half ihr zu einem Stuhl. Sie setzte sich, als habe sie das noch nie in ihrem Leben getan. Ihre Augen verloren für einen Moment den Blick, wurden aber sogleich wieder ruhig.
    »So«, sagte ich. »Siehst du?«
    »Ja. Ich glaube, es geht mir schon wieder gut. Aber, Ed, ich fühle immer noch nichts. Ich meine, es ist nicht nur, als sei ein Bein eingeschlafen, sondern es ist am ganzen Körper so.«
    »Mach dir deshalb keine Sorgen.«
    »Und das ist noch nicht alles. Seit ich wach geworden bin, bin ich wach geblieben! Viele Tage schon. Ich habe Dr.
    Loxheim deswegen gefragt und ihn gebeten, mir ein Schlaf-mittel zu geben, aber das wollte er nicht. Er behauptete, es sei 102

    gefährlich. Also blieb ich wach. Bei Tag und bei Nacht. Und das Eigenartige dabei ist, ich scheine überhaupt nicht

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