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Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Titel: Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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Sportwagen.
    Apropos Sportwagen: Das Chevy Cabrio stand inzwischen wieder draußen vor dem Diner. Jim hatte sich eines Tages verabschiedet, um »mit der Lady vom Ordnungsamt« ein paar Wörtchen zu reden. Mehmet hatte keine Ahnung, wie er die Frau rumgekriegt hatte. Jedenfalls hatte sie erlaubt, den Wagen wieder aufzustellen.
    Doch Jim hatte den Chevy nicht einfach nur vor den Eingang gerollt. Er hatte ihn tatsächlich wieder flottgekriegt. In jeder freien Minute hatte er unter dem Wagen gelegen, hatte den Motor zerlegt und wieder zusammengebaut und in mühevoller Handarbeit den »kackbraunen« Lack abgeschliffen und den Rost entfernt. Nur zum Lackieren hatte er den Wagen in eine Werkstatt gebracht. Seitdem erstrahlte der Chevy in modischem Rosa.
    Mehmet fragte sich oft, ob es die Arbeit wert gewesen war. Aber das sagte er Jim natürlich nicht. Auch nicht, dass Rosa in seinen Augen eine »Schwulifarbe« war.
    Jedenfalls, in dieser Vollmondnacht im Februar hatte Mehmet schon an den Feierabend gedacht, als der Teufel das TCM betrat.
    Mehmet stand hinter dem chromblitzenden Tresen und spülte die letzten Gläser dieses Abends. Nur noch fünf Gäste waren da. Zwei Pärchen, die an den letzten Krümeln ihrer Hamburger und Fries knabberten, sowie ein alter Kauz in Westernkleidung, den alle nur »Fuzzy« nannten. Er kam aus dem nächsten Kaff, war Stammgast und behauptete, das TCM erinnere ihn an seine Heimat. Inzwischen hatte Mehmet herausgefunden, dass der Alte von Hartz 4 lebte und niemals weiter als zwanzig Kilometer aus seinem Kuhdorf herausgekommen war. Mehmet mochte ihn trotzdem, auch wenn er meistens nicht zahlte, mancher weibliche Gast sich von seinen Blicken belästigt fühlte und er nicht gerade eine Werbung für das Lokal war. Meistens schob Mehmet ihm sogar einen Hamburger und eine Cola gratis zu.
    Als der Teufel das TCM betrat, kam es Mehmet wie in einem dieser alten Schwarz-Weiß-Filme vor: Als die gläserne Eingangstür sich öffnete, spiegelten sich nur Neonlicht und Finsternis darin. Dann schob sich der lange Schatten eines Mannes ins TCM. Der Fremde war Mehmet auf den ersten Blick unsympathisch. Zugleich hatte er instinktiv Angst vor ihm. Dabei wirkte der Mann körperlich schwach, schwächer noch als Fuzzy, der aufgeblickt hatte und den Fremden mit furchtsam aufgerissenen Augen anstarrte wie ein Kaninchen die Schlange.
    Der Teufel würdigte Fuzzy keines Blickes. Von Anfang an fixierte er nur Mehmet. Sein Blick war wie geschliffener Stahl. Als das Neonlicht sich in seinen Augen spiegelte, schienen sie rote Laserstrahlen auf Mehmet abzufeuern.
    Wo war Jim? Mehmet hörte ihn nicht in der Küche hantieren wie sonst. Mit Jim an seiner Seite hätte er sich wohler gefühlt.
    Der Teufel kam mit langsamen Schritten näher, sodass Mehmet genug Zeit hatte, ihn zu mustern. Er trug einen wasserstoffblonden Kurzhaarschnitt und schwarzes Leder, als wäre er mit einer Harley gekommen. Dagegen sprachen seine blitzblanken weißen Cowboystiefel. Mehmet musste schlucken und ein zweites Mal hinsehen: Sie waren tatsächlich mit Fransen, Zierperlen und Glitzersteinchen besetzt. Beinahe musste er lachen – aber nur beinahe, denn der Fremde hatte etwas an sich, dass einem das Lachen im Hals stecken blieb.
    Das Auffälligste war sein Gesicht. Eine solch unnatürliche Gesichtsfarbe hatte Mehmet noch nie gesehen. Die dunkelbraune Färbung konnte er sich nur im Sonnenstudio zugelegt haben. Sie wirkte, als hätte er zu lange unter einem Strahler gelegen. Je näher er kam, desto deutlicher erkannte Mehmet, dass die Haut voller Falten und Runzeln war. An einigen Stellen wirkte sie beinahe verbrannt wie bei einem Grillhähnchen.
    Mehmet spürte, wie sein Körper sich versteifte. Seine Linke umkrampfte das Glas, als wollte sie es zerbrechen, während die Rechte das Spültuch zerknüllte.
    Der Fremde setzte sich auf einen Schemel, wobei er sich mit einer geschmeidigen Eleganz bewegte, die Mehmet an ein Raubtier erinnerte. Noch immer hatte er kein Wort gesprochen, obwohl er Mehmet unverwandt anstarrte.
    So verletzlich hatte Mehmet sich das letzte Mal gefühlt, als vor drei Jahren sein jüngerer Bruder Hassan ins TCM gekommen war und ihm gesagt hatte, ihr Vater sei gestorben. Er hatte das Gefühl, als läge er auf dem Operationstisch und der Teufel würde seine Seele sezieren. Ohne Betäubungsmittel, bei vollem Bewusstsein.
    »Was wünschen Sie?« Endlich gelang es ihm, den trockenen Knoten in seinem Hals zu lösen. Seine Stimme klang rau

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