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Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Titel: Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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einstudierten Riten. Eure Welt beschränkt sich auf Himmel, Hölle und Fegefeuer. Und das Wichtigste ist euch der weltliche Machterhalt. Aber wie heißt es so schön: Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als ihr euch träumen lasst.«
    »Unsinn. Während meiner Ausbildung habe ich jeden Einzelnen von euch studiert.«
    »Dann weißt du auch, was die drei Todesboten bedeuten?«
    »Sie haben hier keine Macht.«
    »Aber sie sind draußen, direkt vor dem Portal. Du solltest dich davon überzeugen.«
    Seine Standfestigkeit geriet ins Wanken. Andererseits fragte sie sich, ob nicht gerade die Sturheit seine Stärke war. Und wenn sie überleben wollte, brauchte sie einen starken Partner an ihrer Seite.
    Ohne Syriah weiter zu beachten, ging der Pater davon. Was hatte er vor?
    Sie ließ ihn ziehen, wandte sich wieder dem Fenster zu. Es war, als hätte es nur darauf gewartet, erneut mit ihr zu sprechen. Doch diesmal flüsterte es nicht, es schrie. Die Schreie hallten in Syriahs Kopf wider. Wie eine Kreissäge frästen sie sich in ihr Hirn. Sie hielt sich die Ohren zu, obwohl es nicht mehr als eine hilflose Geste war. Die Schreie hörte nur sie. Sie waren in ihr.
    Trotz der Schmerzen irrte ihr Blick zum Fenster hinauf. Sie kannte jedes einzelne der über elftausend Farbquadrate und hatte sich deren Anordnung eingeprägt. Nun sah sie, dass sich das Fenster verändert hatte. Aus dem Zufallsprinzip, nach dem die zweiundsiebzig Farben angeordnet waren, war Chaos entstanden.
    Doch Syriah durchschaute das Chaos. Es sprach in einer anderen Sprache zu ihr als die Intelligenz, die das Fenster bislang beherrscht hatte.
    Und durch das Chaos drang etwas Fremdartiges in die Welt. Etwas, vor dem selbst Syriah abgrundtiefe Furcht verspürte und das sie unbändig hasste …
    Die Schreie verhallten. Dafür wurde das Flüstern lauter. Syriah versuchte sich zu wehren. Wieder betete sie das Vaterunser auf ihre ureigene Art und Weise, aber diesmal zeigte es nicht die erhoffte Wirkung. Im Gegenteil, ein höhnisches Kichern hallte in ihrem Kopf, so laut und schrill, dass sie das Gefühl hatte, jeden Moment würde ihre Schädeldecke platzen.
    Als sie schon glaubte, es könne schlimmer nicht werden, sah sie es mit eigenen Augen.
    Es waren nicht mehr zweiundsiebzig Farben, in denen das Fenster schimmerte, es waren dreiundsiebzig.
    Da war eine neue Farbe, wie Syriah sie noch nie gesehen hatte. Eine Farbe, die sich ihrem Begreifen entzog. Und sie blieb nicht an einer Stelle, sondern begann zu wandern, verdrängte die anderen Farben …
    In diesem Moment platzte eine strahlende Sonne von draußen ins Innere des Doms und brachte das Fenster zum Leuchten. Es war, als hätte jemand einen göttlichen Funken entzündet. Geblendet taumelte Syriah zurück und kreuzte die Arme vor den Augen, um sie vor der gleißenden Helligkeit zu schützen. Aber das Licht drang auf anderen Wegen in sie ein. Sie hatte das Gefühl, von innen zu verbrennen. Undeutlich hörte sie die Schreie der anderen Kirchgänger, die ebenfalls gepeinigt wurden von dem, was durch das Fenster drang.
    »Sieh nicht hin!« Der Priester war plötzlich wieder neben ihr. Wie schon das erste Mal spürte Syriah seine feste Hand an der Schulter. Er zog sie mit sich, und sie ließ es geschehen, vertraute sich ihm an.
    Irgendetwas zersplitterte. Zugleich hatte sie das Gefühl, von einer riesigen Faust im Unterleib getroffen zu werden. Sie sank auf die Knie. Auch Pater Josephus ging zu Boden.
    Das Fenster zerfiel. Durch die riesige Scheibe zog sich ein zentimeterbreiter Riss, der sich wie ein Reißverschluss nach unten öffnete. Unerträglich langsam durchzog er Farbquadrat nach Farbquadrat.
    Dahinter klaffte undurchdringliche Schwärze.
    Ein eiskalter Wind fegte ins Innere des Doms. Syriah zitterte, als sie die Eisschicht spürte, die sich augenblicklich auf ihre Haut legte. Gleichzeitig erwachte das verhasste Flüstern wieder in ihrem Kopf.
    In diesem Moment klingelte ihr Handy.

6
Mehmet
10. Februar, 10:48
    »Every time I close my eyes,
it’s like a dark paradise.«
    – Lana del Rey, Dark Paradise
    Mehmet Hübsch traf den Teufel das erste Mal in einer Vollmondnacht. Es war auf den Tag genau zwei Jahre nachdem er das Liberty Dinner eröffnet hatte und ein halbes Jahr, nachdem es in »Texas Chainsaw Massacre« umgetauft worden war.
    Mittlerweile war es zu einer Institution geworden. Die Stammgäste und jeder, der dazugehören wollte, nannte es kurz »TCM«. Das klang so schick wie ein rassiger

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