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Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Titel: Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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und krächzend, aber er hatte es geschafft, sich aus der Umklammerung zu befreien.
    Wenngleich diese Erleichterung nur so lange währte wie ein Fingerschnipsen.
    »Daniels«, antwortete der Teufel. Seine Stimme war beinahe lächerlich hoch. So, als versuche er, eine Frau zu imitieren.
    »On the rocks oder pur?«
    »Lebendig. Und möglichst an einem Stück«, erwiderte der Teufel und verzog dabei keine Miene.
    Mehmets Hand, die eben noch nach der Flasche greifen wollte, erstarrte auf dem Weg zum Regal. »Sie sprechen von Jim Daniels?«
    »Ja, von dem Nigger, von wem sonst?«
    In Mehmet loderte Wut auf, die seine Kraft und seinen Widerstandswillen entfachte. In verschwörerischem Tonfall sagte er: »Weißt du was?«
    Der höllische Gast beugte sich interessiert vor.
    Mehmet zischte es so laut heraus, dass selbst die beiden Pärchen, die ein ganzes Stück entfernt saßen, sich erstaunt umdrehten: »Verpiss dich, du Schwuchtel.«

7
Syriah
11. Februar, 12:22 Uhr
    »Der Tag wird kommen, da auch der Hirte alle Hoffnung fahren lässt und sein Herz voller Furcht ist. Er wird das Haupt in Demut vor seiner satanischen Majestät neigen, da er glaubt, Gott habe sein Volk endgültig verlassen. Dies ist die dunkelste Stunde, in der sich das Schicksal der Menschheit entscheidet. Wenn sich jedoch nur ein einziger Aufrechter findet, ist es nicht zu spät. «
    – Aus den Prophezeiungen des Nicodemus von Brügge, 1444
    Es war, als hätte das Klingeln des Handys Syriah aus einer anderen Dimension zurück in die Wirklichkeit gerissen. Sie fingerte das iPhone aus der Innentasche ihrer Lederjacke und schaute auf das Display. Es gab nur eine Handvoll Leute, denen sie ihre Nummer anvertraut hatte.
    Umso erstaunter war sie, als sie Anrufer unbekannt las. Trotzdem nahm sie das Gespräch entgegen.
    »Beppo!« Verwundert rief sie seinen Namen. Von wegen unbekannt. Eine Zeit lang waren sie wie Bruder und Schwester gewesen, mit denselben Zielen, Wünschen und Hoffnungen. Der gemeinsame Kampf hatte sie zusammengeschweißt. Aber vielleicht waren sie sich am Ende zu ähnlich gewesen und zu vertraulich miteinander umgegangen. Die Macht, die sie beide berief, hatte sie auseinandergerissen, bevor sie eine Sünde hatten begehen können.
    Seitdem hatte Syriah nichts mehr von Beppo gehört. Er war in Mailand geblieben, während man ihr eine neue Existenz in Köln gewährt hatte.
    Wie lange hatte Beppo sich nicht gemeldet? Drei, vier Jahre? Noch mehr? Sie wusste es nicht, denn Zeit war für sie und ihresgleichen ein abstrakter Begriff.
    »Angelina.« Seine Stimme klang erleichtert. »Schön, mal wieder deine Stimme zu hören. Das muss jetzt zehn Jahre her sein.«
    Zehn Jahre? War so viel Zeit vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten?
    »Wo bist du, Angelina?«
    Sie sah sich um. Der Priester hing an ihren Lippen. »Im Kölner Dom.«
    »Und es ist … nichts?«
    »Doch, eine ganze Menge, aber …«
    »Du weißt nicht, was passiert ist, Angelina?«
    »Ich habe Todesboten gesehen. Sie sind mir auf den Fersen. Außerdem …« Sie überlegte, wie sie ihm möglichst schnell ihre Situation klarmachen konnte, und flüsterte: »Ich brauche Hilfe, Beppo.«
    »Ich fürchte, wir alle brauchen Hilfe. Du weißt es also noch nicht?«
    »Was soll ich nicht wissen?«
    Sie wurde blass, als Beppo ihr die Neuigkeit erzählte.

8
Beppo
11. Februar, 11:47 Uhr
    »Rom hat gesprochen, der Fall ist beendet. «
    – Nach Augustinus von Hippo, Sermones
    Irgendetwas war anders an diesem späten Morgen des 11. Februar, als Giuseppe Beppo Diociaiuti seine schwarze Clownsnase nach oben streckte und gen Himmel schnüffelte. Bleigrau spannte sich das Firmament über Rom. Es lag etwas in der Luft, er spürte es.
    In den Nachrichten hatten sie von Schnee gesprochen. Das allein wäre eine Katastrophe und würde die Stadt und ihre Bewohner ins Chaos taumeln lassen.
    Aber da war noch etwas anderes. Etwas Unbeschreibliches, das jenseits dieser grauen Glocke lauerte.
    Die Ahnung, dass etwas Unvorhergesehenes passieren würde, begleitete Giuseppe, als er die Straße hinunterwatschelte, um die U-Bahn zu erreichen. In seinem Clownskostüm wirkte er wie eine aufgeblasene groteske Fliege auf zwei Beinen.
    Giuseppe war kein gewöhnlicher Clown. Er stand nicht auf Plätzen und Straßen, um sich zum Affen zu machen. Er zog keine albernen Grimassen. Und er lachte niemals.
    Giuseppe Diociaiuti, genannt Beppo, war ein Trauerclown.
    Er begleitete die Toten.
    Vielleicht half er allein durch seine

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