Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss

Titel: Horror Factory 05 - - Necroversum: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
Vom Netzwerk:
nur eine wachsende Ungeduld, dass sich endlich die Tür zu seinem Zimmer öffnen und Laura hereinkommen würde.
    Der Fernseher lief. Am Abend zuvor hatte er sich bis in die Nacht die Sexclips und Hotline-Dauerwerbesendungen angeschaut. Darüber war er wie üblich eingeschlafen. Immerhin konnte er die Fernbedienung betätigen. Allerdings war sie im Schlaf seinen Fingern entglitten und auf den Teppich gefallen.
    Verdammt! Er hasste Frühstücksfernsehen! Auch wenn heute Rosenmontag war. Er hasste Rosenmontag! Seit fünf Jahren wohnten sie nun in Köln, und jedes Mal hatte seine Mutter ihn zum Rosenmontagszug mitgeschleift. Er war der Einzige gewesen, der sich nicht nach den Bonbons hatte bücken können. Sie hatten ihm zwar genug in seinen Rollstuhl geworfen, aber einige hatten auch sein Gesicht getroffen.
    Im Fernsehen laberten sie davon, der Eiffelturm sei in der Nacht für ein paar Minuten verschwunden gewesen. Es war ein Kurzbericht über mysteriöse Fälle, die sich angeblich in den letzten Tagen zugetragen hatten. Ein Astrologe erklärte mit gewichtiger Miene, Auslöser der Geschehnisse sei der Asteroid, der sich der Erde nähere. Dann wurde über andere geheimnisvolle Phänomene berichtet. Aus einer abgelegenen Gegend in China drang die Kunde, dass grauenvolle Bestien Nacht für Nacht ein Dorf heimsuchten und die Bewohner verschleppten …
    Von ihm aus konnten die Bestien sämtliche Chinesen verschleppen. Und den Rest der Menschheit gleich dazu. Meinetwegen auch ihn selbst. Ihm wäre es lieber gewesen, von einem Monster gefressen zu werden, als sein ganzes Leben im Rollstuhl zu verbringen.
    Jan horchte auf, als der Kölner Dom eingeblendet wurde. Ein paar Pennbrüder hatten auf der Domplatte im Schatten des Portals vor der Kälte Schutz gesucht. Die Kamera zeigte mehrere verlotterte Gestalten. Selbst Jan war klar, dass diese Burschen für eine Flasche Schnaps den Reportern alles erzählen würden, was sie von ihnen hören wollten. Jedenfalls schworen die Penner Stein und Bein, in der Nacht habe wie aus dem Nichts eine Art Umzug stattgefunden. Die Typen hätten alle ziemlich schräg und gruselig ausgesehen. Einer der Penner, den sie George nannten und der sich damit brüstete, mal Geschichte studiert zu haben, behauptete, es sei ein Pestumzug gewesen. Offenbar versetzte er die anderen Pennbrüder mit seinem Gesabbel tüchtig in Angst, denn alle behaupteten, dass es keine Menschen, sondern Geister gewesen seien. Jedenfalls hatten sie nun Sorge, die Pest zu bekommen. Einer hielt seine Unterarme in die Kamera, und da waren wirklich ein paar ziemlich eklige Beulen zu sehen. Es konnten aber auch Frostbeulen sein.
    Jedenfalls deutete der Moderator nach dem Gespräch mit einem Augenzwinkern an, dass heute Rosenmontag sei, und man solle alles nicht so tierisch ernst nehmen.
    Jan ging das Gequassel dermaßen auf die Nerven, dass er tief Luft holte und den Namen seiner Schwester rief, die eigentlich ganz nett war, jedenfalls neunzig Prozent des Tages. Aber die restlichen zehn Prozent ging sie ihm mit ihrer Besserwisserei und Arroganz gehörig auf den Geist. Nur war er leider auf sie angewiesen, vor allem wenn seine Mutter Frühdienst hatte.
    »Laura!« Der Ruf ging in ein Röcheln über, und er musste spucken.
    Doch sie reagierte nicht. Wahrscheinlich saß sie ebenfalls vor der Flimmerkiste und sah sich irgendeine Mädchensendung oder VIVA an.
    Oder wollte sie ihn mal wieder nicht hören? Weder für sie noch für ihn war es ein Highlight, wenn sie ihm den Urinbeutel wechselte, ihn wusch und eincremte. Aber manchmal ging es nicht anders.
    Jan wollte gerade noch einmal rufen, als die Tür aufging.
    Laura starrte ihn missmutig an. »Ich frage mich, was ich verbrochen habe, einen wie dich als Bruder zu haben.«
    Zum Glück war sie heute Morgen nicht wirklich schlecht drauf. Sie wechselte seinen Beutel, was sie mit ihren zwölf Jahren schon ganz gut machte. Dann half sie ihm aus dem Bett und wusch ihn. Anschließend rollte sie ihn in die Küche. Es gab Cornflakes und Karokaffee. Dazu lief lautstarke Karnevalsmusik. Deswegen hatte sie sein Rufen zuerst nicht gehört.
    Geduldig fütterte sie ihn und flößte ihm Kaffee ein, während aus dem Radio südamerikanische Klänge drangen – Sambarhythmen, auch wenn sie in diesem Falle »Colonia tropical« hießen und von der Bonner Brass-and-Marching-Band Querbeat stammten.
    Schließlich blickte Laura auf die Uhr.
    »Mist, wir sind zu spät dran!«
    »Zu spät?«
    »Ja. Ich bin mit den

Weitere Kostenlose Bücher