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Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Titel: Horror Factory - Der Behüter(German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte S. Sembten
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schwarze Jeans, ein weißes T-Shirt, nicht minder knapp sitzend, und einen taillierten hellgrauen Blazer. Wenige Schritte von ihr entfernt wartete der unheimliche Bursche – Justines Schatten, ihr Bodyguard oder was auch immer – reglos mit vor der Brust verschränkten Armen. Er trug heute einen dreiteiligen silbergrauen Anzug. Die kalten Augen waren hinter den silbrig getönten Gläsern einer Sonnenbrille verborgen.
    »Hallo, Alenka«, grüßte Justine mit ihrer rauchigen Stimme. Sie wies auf den Mann, der eben dem Coupé entstieg. Auf der anderen Seite stieg ein Mädchen aus dem Wagen.
    »Darf ich vorstellen? Das ist Gordian, ein weiteres Kirchenmitglied.«
    Alenka ergriff die Hand, die der junge Mann ihr hinhielt. »Freut mich!«, grinste er. Gordian war groß und schlank. Er trug Blue Jeans, ein weißes Hemd und eine schwarze Lederjacke. Die Stirnglatze ließ ihn etwas älter wirken, als er wahrscheinlich war.
    Wie Justine, so war auch Gordian von Narben gezeichnet. Aber anders als die Galeristin verbarg er die seinen nicht unter Kosmetik. Im Gegenteil – die Narben, die er an der linken Schläfe und Wange aufwies, bildeten dekorative Ornamente, ähnlich farblosen, dreidimensionalen Tätowierungen.
    Alenka wies mit einer Kinnbewegung auf eins der Reliefs. »Sind das künstliche Narben?«
    »Teils ja, teils nein«, erwiderte er. »Ich hatte mir einige hässliche Narben zugezogen. Weil ich ein Ästhet bin, habe ich sie mir mittels Skarifizierung künstlerisch verschönern lassen.«
    »Die ursprünglichen Narben – hast du sie dir ebenfalls bei einem Fenstersturz eingehandelt?«, hakte Alenka mit einem schnellen Blick auf Justine nach.
    Der junge Mann lachte. Dann erwiderte er: »Nein. Ich bin im Zoo ins Eisbärengehege gesprungen.«
    »Und dein Behüter hat dich gerettet?«
    »Ja, sie hat dem Bären eins auf die Nase gegeben«, grinste Gordian.
    Das Mädchen war neben Gordian getreten. Es war dünn, drahtig und ganz in Schwarz gewandet. Der Schädel des Mädchens war kahl rasiert. Das bleiche Gesicht war scharf geschnitten und hager und völlig ungeschminkt. Wie Justines Begleiter trug auch das Mädchen Schmisse am Hals, im Gesicht und auf der Glatze, die sich von Justines und Gordians Narben deutlich unterschieden und eher wie Kampfmale aussahen. Die Augen verbargen sich hinter schmalen dunklen Brillengläsern. Was das Outfit der jungen Frau anging, so verspürte Alenka das peinliche Gefühl, einer authentischeren Variante ihrer eigenen Verkleidung gegenüberzustehen.
    Niemand traf Anstalten, Alenka mit dem taff aussehenden Mädchen und mit dem Leibwächter-Typen bekannt zu machen.
    In diesem Moment fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Wie hatte sie nur so begriffsstutzig sein können? Justines ›Gorilla‹ und das schwarz gekleidete Mädchen: d-a-s sollten zwei fleischgewordene ›Behüter‹ sein!
    Zugegeben, die beiden sahen filmreif aus, und zumindest der Gorilla bewegte sich raubtierhaft lautlos und geschmeidig. Dennoch: der Betrug war so plump, dass sie es bis eben einfach nicht kapiert hatte. Plötzlich fühlten sich die Euroscheine, die sie in die vielen Taschen ihrer Cargohose gestopft hatte, wie Bleibarren an, die ihr das Beinkleid auszogen. Die 10.000 Euro waren die Hälfte des Geldes, das sie noch auf dem Konto gehabt hatte. Und wer wusste schon, ob diese Leute es nur auf Geld abgesehen hatten?
    Justine zog die Wagentür des BMW auf und fischte eine Taschenlampe aus der Seitenablage. Sie sah in die Runde: »Worauf warten wir noch?«
    Alenka war in die Falle getappt. Hier gab es weit und breit keine Hilfe. Sie konnte nur noch hoffen …
    … und zu ihrem Schutzengel beten.
    Beinah hätte Alenka schrill aufgelacht.
*
    In der Backsteinfassade war eine Eisentür. Justine stemmte die Schulter dagegen. Farbe blätterte ab, und die Scharniere knirschten rostig, als Justine die Tür aufdrückte.
    Die beiden vermeintlichen Behüter verschwanden als Erste durch die dunkle Öffnung.
    Gordian stupste Alenka an. »Damen genießen Vortritt.« Er hielt ihr eine von zwei kleinen Stablampen hin, die er aus der Jackentasche gezogen hatte. »Nimm. Da drinnen ist es finster wie die Hölle.«
    Alenka trat über die Schwelle und schlüpfte an Justine vorbei in die Finsternis.
    Abgesehen von der Helligkeit, die durch den Türspalt hereinfiel, und von vereinzelten Lichtspeeren, die durch irgendwelche Löcher hoch oben im Mauerwerk oder dem Gebäudedach hereindrangen und sich im Dunkeln verloren, herrschte tatsächlich

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