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Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Horror Factory - Der Behüter(German Edition)

Titel: Horror Factory - Der Behüter(German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte S. Sembten
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schwarze Nacht. Es roch nach Rost, Staub und feuchten Ziegelsteinen.
    Alenka knipste die Stablampe an. Sie erschrak: der Lichtstrahl traf mitten ins Gesicht des fremden Mädchens. Sie starrten einander an. Aus der Schwärze geschält, wirkten die asketischen Züge noch bleicher als zuvor. Die Sonnenbrille fehlte jetzt. Offenbar hatte das Mädchen sie nach dem Betreten des Gebäudes abgenommen. Noch unheimlicher als das Gesicht wirkten die Augen. Sie waren sogar heller als die von Justines ›Gorilla‹. Die Iriden waren fast so weiß wie die Augäpfel, die Pupillen fahlgrau. Man hätte ihre Besitzerin für blind halten können, hätte sie sich nicht so sicher bewegt. Alenka tippte auf Kontaktlinsen. Ohne zu blinzeln, drehte das Mädchen den zernarbten Kopf aus dem Lichtstrahl.
    Alenka hörte ein rostiges Knirschen. Justine hatte die Eingangstür losgelassen, und der Keil aus Tageslicht, der in die Dunkelheit schnitt, schrumpfte zusammen und verschwand jenseits der einrastenden Stahlbarriere.
    Neben dem Lichtkegel von Alenkas eigener Leuchte fingerten jetzt auch die Lampenstrahlen von Justine und Gordian durch die Schwärze. »Mach du die Vorhut«, sagte Gordian an Justine gewandt.
    Sie tasteten sich im Gefolge der Taschenlampenstrahlen voran. Der Boden bestand erst aus Tonfliesen, dann aus Beton, und schließlich gingen sie, metallisch klingende Echos erzeugend, scheinbar irgendwo in der Schwebe zwischen Himmel und Hades über einen Untergrund aus Gitterrosten.
    Alenkas Herz schlug ihr bis in den Hals. Was habt ihr vor mit mir?
    Aber über ihre Zunge kam die Frage: »Warum gibt es hier keine Beleuchtung?«
    Justine erwiderte: »Zur Sicherheit. Damit es für Außenstehende noch schwerer wird, unser Heiligtum zu finden … Achtung! Jetzt kommen jede Menge Stufen. Zwei Absätze fehlen. Ich warne euch rechtzeitig …«
    Es war eine Gitterrost-Spindeltreppe, die sich lotrecht abwärtsschraubte und im Dunkeln verlor. Der Gorilla machte den Anfang beim Abstieg, gefolgt von Justine mit der lichtstärksten Taschenlampe. Dann war die Reihe an Alenka. Nach ihr kam Gordian, und den Abschluss bildete das Mädchen.
    Justine zählte jede Stufe mit. »Eins – zwei – drei – vier –«
    Alenka richtete den dünnen Strahl ihrer Stablampe nach unten, während sie die Füße auf die dreieckigen Metallstufen setzte. Unter den Gitterroststreben zeichnete sich nichts als dichte Schwärze ab. Ihr war schlecht vor Angst und ihre Knie fühlten sich so weich an wie geronnene Milch. Krampfhaft klammerte sie sich am kalten Stahl des Handlaufs fest.
    »Fünf – sechs – sieben –«, zählte Justine monoton. Sie schritt freihändig abwärts. Offenbar war sie mit der Wendeltreppe vertraut.
    Plötzlich rutschte die Sohle von Alenkas Plateaustiefel an der Stufenkante ab. Ehe sie sich fangen konnte, stolperte sie gegen Justines Schulter.
    Justine verlor das Gleichgewicht. Das Zählen brach ab. Doch statt zu stürzten, konnte Justine sich am Handlauf festhalten. Dafür hatte sie die Taschenlampe loslassen müssen. Klappernd rollte die Leuchte zwischen zwei Stufen hindurch. Ihr Strahl wurde von der Finsternis verschluckt. Nach einer gefühlten Ewigkeit tönte von tief unten ein Splittern herauf, als die Lampe am Boden zerschellte. Unsichtbare Wände warfen das Geräusch als düster hallendes Echo zurück.
    »Du verdammte Idio–« Justine verstummte abrupt. Nach ein paar Sekunden sagte sie viel leiser und sehr beherrscht: »Bitte gib mir deine Lampe, Alenka!«
    Die kleine Maglite war nicht größer als ein Tablettenröhrchen und leuchtete deutlich schwächer als Justines Lampe. Sie setzten den Abstieg fort: »… sechs – sieben – acht – neun – zeh…«
    Justine schrie gellend auf. Die Spindeltreppe erbebte. Dort, wo eben noch Justine gewesen war, schnitt Gordians an Alenka vorbei gerichteter Lampenstrahl durch die Dunkelheit.
    Alenka erstarrte im Schritt. Das Herz schlug wie der Klöppel einer Sturmglocke gegen ihre Rippen.
    Gordian senkte den Strahl seiner Maglite. Direkt unter Alenkas Füßen klaffte ein großes, trapezförmiges Loch in der Treppe.
    Justine musste hindurchgefallen sein. Auch der Gorilla war verschwunden.
    Im selben Moment hallte eine Stimme aus der Tiefe herauf. »Ich bin okay! Kommt runter! Und passt auf die rausgebrochenen Stufen auf!«
    Furchtsam starrte Alenka auf die dunkle Lücke. Ein langer Schritt mit Halt am Handlauf hätte genügt. Dennoch rührte sie sich nicht.
    »Vorsicht!« Nach dieser Warnung drückte

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