Horror-Hochzeit
machte einen so sicheren Eindruck Seinen schwarzen Frack hatte er bereits übergestreift. Das dunkelblonde Haar lag sorgfältig frisiert und verdeckte auch die ersten kahlen Stellen des Schädels. Der Bräutigam zählte fast 40 Lenze und war nicht mehr der Allerjüngste. Sein Gesicht zeigte noch die Sonnenbräune des letzten Skiurlaubs. Breit in den Schultern war er. Markant sprang das Kinn hervor. Dafür wirkte die Nase ein wenig flach. Am meisten fielen die Augen auf, da sie einen entschlossenen Ausdruck zeigten Lucienne Lancomb ließ sich nach vorn sinken Sie fiel in die Arme des Mannes und preßte sich an ihn Danach hatte sie sich gesehnt, das hatte sie so gern getan denn dabei bekam sie stets das Gefühl, daß nichts mehr passieren konnte.
Frederik strich einige Male über den Rücken seiner Verlobten »Tu mir einen Gefallen, Darling, sag mir ehrlich, was heute in dich gefahren ist.«
»Soll ich das wirklich?«
»Ich bitte darum!«
»Und hilfst du mir dabei?«
»Falls es in meinen Kräften steht, immer.«
»Und ob es in deinen Kräften steht, Fred. Sogar nur in deinen.«
Jetzt wurde der junge Earl doch hellhörig. Er drehte sich und stemmte seine Verlobte ein Stück weg, so daß er in ihr Gesicht schauen konnte.
»Was hast du nur?«
»Ich will hier weg, Fred!«
Der Earl begann zu lachen »Was willst du? Hier weg? Habe ich dich richtig verstanden?«
»Ja.«
»Aber die Hochzeit…«
»Die holen wir woanders nach«
Tief atmete der Mann ein »Wir können meinetwegen noch schneller verschwinden, als wir uns vorgenommen haben, aber erst nach der Trauung. So war es abgemacht.«
»Ich habe meine Ansicht geändert.«
»Einfach so?«
»Ja.«
»Das glaube ich dir nicht, Lucienne. Nein, nicht bei dir. Du bist sprunghaft, das gebe ich zu. Wenn es aber um entscheidende Dinge ging, hast du einen klaren Kopf behalten. Das fand ich an dir ja stets so gut und hervorragend.«
»Trotzdem will ich weg.«
»So ohne Grund?«
»Natürlich nicht. Es gibt einen Und dieser Grund hat auch einen Namen.«
»Bitte, dann sag ihn!«
In diesem Augenblick wurde gegen die Tür geklopft. »Moment«, sagte der junge Adelige und ließ seine zukünftige Frau los. »Ich werde anordnen, daß niemand mehr, den wir nicht…«
Die Tür wurde bereits aufgestoßen. Rosa stand auf der Schwelle und lächelte listig.
»Das ist er!« rief Lucienne und deutete mit dem Finger auf sie. »Das ist der Grund. Wegen ihr will ich weg!«
***
Bernie Winter hatte es ebenfalls geschafft. Er war mit dem eigenen Wagen gekommen und die Nacht durchgefahren Dementsprechend mies hatte er sich bei seiner Ankunft gefühlt, und wenn der schlaksige Bernie sich mies fühlte, war er ungenießbar.
Um anderen Mitmenschen nicht auf den Wecker zu fallen, legte er sich stets ins Bett und schlief.
Einen normalen Wecker brauchte er nicht, denn er hatte seinen inneren, der stets nach ungefähr vier Stunden »läutete«. Es klappte auch in der Behausung, die man den Presseleuten zur Verfügung gestellt hatte. Es war wirklich eine Behausung. Ein umgebautes Gartenhaus und ziemlich abseits auf dem Grundstück stehend. Dabei zog es an allen Ecken und Kanten. Die Heizung funktionierte nicht, und in jedem Zimmer standen zwei Betten.
Eine Toilette war vorhanden, die man mehr als einen Eimer bezeichnen konnte.
Als Winter erwachte, griff er sofort zu seinen Glimmstengeln, hustete sich zuvor kräftig aus und sah, wie die Tür aufgedrückt wurde. Der Kollege, der das Zimmer mit ihm teilte, kam an. Er war von der Konkurrenz und wurde Locke genannt, weil sein Haar stets mit einem kühnen Schwung in die Stirn fiel.
»Du lieber Himmel, Bernie Winter! Du hast mir zu meinem Glück noch gefehlt.«
Bernie schaute den Kollegen über die Flamme des Feuerzeugs hinweg an »Keine Sorge, ich verziehe mich bald wieder. Kann deinen Gestank sowieso nicht ab.«
»Das mußt du Paffer gerade sagen.«
Bernie hob die Schultern und stand auf. Seinen langen Mantel hatte er beim Schlafen nicht ausgezogen. Alles, was er benötigte, bekam er in den extrem großen Taschen innen und außen untergebracht. Aus diesem Grunde hatte er auch auf einen Koffer verzichtet.
»Wo willst du hin?« fragte Locke.
»Das sage ich dir, wenn ich zurückkomme.« Mit diesen Worten verließ der Reporter das Gartenhaus. Wie immer klebte die Zigarette in seinem Mundwinkel.
Draußen blieb er vor dem Bau stehen. Er traf noch einige Kollegen, aber das, was er suchte, fand er leider nicht. Von Natur aus war Bernie faul.
Weitere Kostenlose Bücher