Horror-Hochzeit
Schein über die Ansammlung der Särge und ließ auch ihre Oberfläche anders aussehen denn es gab ihr einen metallischen Glanz. Bernie schritt einmal um den Sarg herum. Die vier Verschlüsse an den Seiten glichen sich wie ein Ei dem anderen. Man brauchte sie nur aufzuhebeln. Er tat es.
Die Leichtigkeit, mit der die Verschlüsse in die Höhe klappten ließ darauf schließen, daß sie öfter betätigt wurden, also hatte der »Tote« den Sarg bestimmt schon mehrere Male verlassen.
Bernie grinste, als er daran dachte. Das war wirklich eine Sache. Wenn alles stimmte, was er sich ausgerechnet hatte, würde für einige Leute ein Weltbild zusammenbrechen.
Noch war es nicht soweit. Zudem durfte er auch nicht den Sprecher vergessen, der ihn sicherlich beobachtete, obwohl Bernie selbst die Person nicht sehen konnte.
Würde sie ihn hindern, seine Pflicht zu erfüllen? Wenn ja, mit welchen Mitteln?
Auch mit den letzten und brutalsten?
Als Bernie daran dachte, bekam er schon ein komisches Gefühl. Er hatte es sich zur Devise gemacht, nie eine Waffe bei sich zu tragen. Nun hätte er sich gern einen Revolver oder eine Pistole gewünscht, aber er konnte sie nicht herzaubern.
Die Verschlüsse waren offen. Er brauchte nur den Deckel anzuheben In den nächsten Sekunden würde es sich herausstellen, ob er mit seiner Vermutung recht gehabt hatte.
Ein Gefühl der Spannung überkam ihn. Er bezeichnete es als beklemmend, denn es fiel ihm schwer, tief durchzuatmen, weil um seinen Körper ein unsichtbarer Reif lag der die Brust mehr und mehr zusammenpreßte. Wäre die Platte aus Stein gewesen, hätte er sie nicht in die Höhe bekommen aber sie bestand tatsächlich aus einer Imitation, und es war für Bernie fast ein Kinderspiel, den Sargdeckel anzuheben. Er kantete ihn senkrecht und hielt ihn dabei so unglücklich vor sein Gesicht, daß er nicht in den offenen Sarg hineinschauen konnte. Mit dem Deckel in der Hand drehte er sich herum und stellte ihn senkrecht an einen Sarg hinter ihm.
Das wäre geschafft. Tief atmete er ein. Er spürte den Schweiß auf seinem Gesicht und drehte sich wieder um, damit er endlich den Inhalt des Sargs betrachten konnte.
Die Hände hatte er auf den Sargrand gelegt. Seine Augen wurden groß. Das Blut verschwand aus seinem Gesicht, dessen Haut eine blasse Farbe annahm.
»Das… das gibt es doch nicht!« flüsterte er. »Das ist fast unmöglich.« Er löste eine Hand vom Sargrand und wischte über seine Augen. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Ich hatte recht. Ich hatte ja so verdammt recht. Meine Vermutung stimmt. Wenn das die Welt…«
»Ja, wenn das die Welt erfährt!« vernahm er hinter sich die heisere, böse Stimme.
Gefahr!
Bernie wußte, daß sie ihm drohte, aber die makabre Faszination des Augenblicks hatte ihn eingelullt. Zu stark, wie er zugab. Der Reporter wirbelte herum. Er wußte, daß seine Argumente jetzt nur mehr Gewalt beinhalten konnten, und er sah nicht nur das verzerrte Gesicht seines Widerparts, sondern auch die lange Klinge des Messers. Sie kam von oben nach unten.
Bernie wollte weg.
Der Sarg hinter ihm stand im Weg. Er schaukelte, als Bernie dagegen prallte, aber er stand fest. Und das Messer fand sein Ziel. Bernie Winter spürte den heißen, alles zerfressenden Schmerz in der Brust und sah das Gesicht seines Mörders über der Klinge, das allmählich zu einem grauweißen Brei zerfloß.
Nie hätte er gedacht, daß Sterben so schmerzen könnte.
»Narr, du hirnverbrannter Narr!« vernahm er die Stimme des Killers. »Du hast es nicht anders gewollt!« Das Messer verschwand aus seiner Brust und fuhr im nächsten Augenblick erneut auf ihn zu. Warum tut er das? dachte Bernie noch, bevor er zusammenbrach und dabei zur Seite kippte.
Er schlug zu Boden, was er nicht merkte, denn der Tod hielt ihn bereits umfangen. Kalt blickte ein Augenpaar auf den verkrümmt daliegenden Reporter.
»Niemand soll das Geheimnis erfahren. Die Zeit ist noch nicht reif. Aber bald…«
Der Mörder drehte sich um und ging. Er bewegte sich zwischen den Särgen als würde er dazugehören Dann verließ er die Gruft und schloß die Tür zufrieden hinter sich…
***
Der Earl of Durham wußte im ersten Augenblick nicht, was er dazu sagen sollte. Er schaute seine Braut an und sah Lucienne Lancomb mit zu Fäusten geballten Händen und verzerrtem Gesicht auf der Stelle stehen Dabei starrte sie Rosa an.
»Welchen Grund meinst du, Lucienne?«
»Verstehst du denn nicht?« rief Lucienne verzweifelt. »Ihretwegen
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