Horror-Hochzeit
»Die Zeitschriften reißt man mir aus der Hand. Nur Ihre Frau will nicht. Oder haben Sie es sich überlegt, Sheila?«
Bills Frau winkte ab. »Um Himmels willen Harold. Bleiben Sie in der Modebranche. Sie sind einer der Zaren. Hin und wieder leiste ich mir ein Kleid von Ihnen.«
»Leisten ist gut.«
»Sie sind doch teuer«, sagte Bill.
Der Mann mit der Löwenmähne verzog das Gesicht zu einem Lächeln.
»Dafür auch einmalig. Ich hab in New York jetzt eine Filiale eröffnet. Der Laden läuft ausgezeichnet, sage ich Ihnen.«
»Ach ja?« fragte Sheila.
»Wollen Sie mehr darüber wissen?«
»Würde mich interessieren.«
Das kam Bill Conolly sehr gelegen. »Natürlich, Sheila«, sagte er. »Vielleicht kann dir der gute Harold noch einige Tips geben. Dann steigst du wieder in das Geschäft ein, um ihm Konkurrenz zu machen.«
»Nein Bill, Partner. Wir werden Partner.« Der Reporter lächelte. »Das ist ein späteres Thema. Ihr entschuldigt mich?«
»Aber gern«, rief Harold Lester, der Modemacher. »In einer solchen Gesellschaft halte ich es Stunden aus.«
»Übernehmen Sie sich nicht«, sagte Bill lachend und verschwand. Sheila schaute ihm ein wenig nachdenklich hinterher, bevor sie von Lester wieder in ein Gespräch verwickelt wurde.
Bill verließ den Raum. Er hatte auf die Uhr geschaut und sich wieder an John Sinclair erinnert. Beide hatten abgemacht, sich zu einer bestimmten Zeit zu treffen und die war schon fast vorbei. In der großen Eingangshalle waren Bedienstete dabei, das kalte Büffet aufzubauen. Das Portal stand offen Bill sah mehrere Kühlwagen nahe der Treppe parken. Die Ladetüren waren weit geöffnet, und Männer in hellen Kitteln schleppten die Speisen und Getränke in das Schloß, um sie auf den langen Tischen dekorativ aufzubauen.
Da die Gelegenheit so günstig war, nutzte Bill Conolly sie und huschte nach draußen.
Der Nachmittag war schon ziemlich weit fortgeschritten. Die Dämmerung würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Bill blieb für einen Moment auf der Treppe stehen, schaute in den Park, sah die abgestellten Luxuswagen und auch die Fahrer, die sich durch Nichtstun die Zeit vertrieben.
Es brannten bereits die Laternen, sie schufen gelbliche Lichtinseln in halber Baumhöhe.
Von John Sinclair sah Bill nichts.
Er konnte dem Geisterjäger auch keinen Vorwurf machen. Es war zwar eine Zeit ausgemacht worden, aber kein direkter Treffpunkt. Bill schritt über die Treppe und blieb in Deckung eines Transportwagens stehen, um sich umzusehen.
Der Schnee war von zahlreichen Fußspuren zerstampft worden. Die Sonne sank tiefer, und es wurde dunkler. Bill runzelte die Stirn. Er dachte daran, daß der Geisterjäger allmählich eintrudeln könnte. Kam er zu spät, würden sie sich vielleicht verpassen.
»Auf wen wartest du denn?« wurde Bill plötzlich angesprochen.
Er fuhr herum. »John!«
Ich war es tatsächlich und grinste meinen Freund an. »Du hast dich verspätet!« stellte der Reporter fest und deutete auf seine Uhr.
»Das nicht ohne Grund.«
»Wieso?«
»Komm zur Seite.« Ich legte Bill eine Hand auf die Schulter. Hier waren mir zu viele Menschen.
»Sollen wir in die Halle…«
»Nein, ich möchte keine Lauscher und keine zufällig aufgeschnappten Sätze.«
»Was ist denn los?« fragte Bill.
Sehr ausführlich berichtete ich ihm, was ich entdeckt hatte und was mir widerfahren war.
Bill wurde blaß. Das lag nicht allein an der Kälte. »Und du hast dich nicht geirrt?« hauchte er.
»So wahr, wie ich hier stehe.«
»O verdammt.« Bill schlug gegen seine Stirn. »Da kann uns etwas bevorstehen.«
Ich schaute unwillkürlich zum Schloß. Die großen Räume waren hell erleuchtet. In allen Sälen wurde getanzt und gefeiert. Inzwischen waren auch die Musiker eingetroffen und luden ihre Instrumente aus. Personal sorgte dafür, daß sie auch den richtigen Weg zum Ziel fanden und sich in den Sälen nicht verliefen.
Bill legte seine Stirn in Falten. »Du rechnest also damit, eine Mörderin verfolgt zu haben?«
»Ich nehme es an.«
»Kannst du mir die Frau noch einmal beschreiben?«
Das tat ich, aber Bill wußte nichts damit anzufangen. »Tut mir leid, John, ehrlich, ich kenne die Frau nicht.«
»Du hast sie noch nicht gesehen? Sie stand schließlich auch an der Kirche.«
Der Reporter winkte ab. »Da waren so viele Leute versammelt, daß man den Uberblick verlor. Wichtig ist ja nicht mehr die nahe Vergangenheit, sondern die Zukunft. Was können wir tun?«
»Und was müssen
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