Horror-Hochzeit
auch er das Thema der letzten Nacht vergessen.
Er unterhielt sich und merkte nach einer gewissen Zeit, daß ein bohrender Schmerz seinen Schädel malträtierte. Urplötzlich waren die Stiche gekommen, einen Grund wußte der Earl nicht zu sagen, jedenfalls waren sie da, und er verzog gequält das Gesicht.
»Ist Ihnen nicht gut«, hörte er eine besorgte Frauenstimme. Fred schaute auf. Ein junges Mädchen stand vor ihm. Er kannte die Kleine. Sie stammte aus dem Hochadel und suchte krampfhaft einen standesgemäßen Mann Auch sie hätte der Earl heiraten können, aber er wollte die magere Pute nicht, wie er zu sagen pflegte.
»Nur eine kleine Unpäßlichkeit, mehr nicht.«
»Soll ich Ihnen ein Schmerzmittel geben?«
»Vielen Dank das ist sehr lieb, aber nicht nötig. Ich werde mich nur für einige Minuten zurückziehen« Während dieser Worte hielt der junge Ehemann Ausschau nach seiner Frau.
Er sah sie nicht. Sie mußte irgendwo in der Menge stecken. War auch nicht wichtig. Hauptsache, er konnte sich für einen Moment hinlegen.
»Sie entschuldigen mich«, sagte er zu seiner Gesprächspartnerin und drehte sich um.
Das junge Mädchen lächelte mokant und meinte im Selbstgespräch:
»Die Hochzeit scheint doch nicht so optimal für ihn gelaufen zu sein. Französinnen sind eben anstrengend. Er hätte mich nehmen sollen.«
Da sie ihn nicht bekommen hatte, ließ sie sich von einem Diener als Trost einen doppelten Whisky einschenken.
Inzwischen hatte es der Earl geschafft, ohne aufgehalten zu werden die Treppe zu erreichen. Er lief schnell die Stufen hoch und spürte bei jedem Tritt die stechenden Schmerzen im Kopf. Das war ihm noch nie untergekommen. Und ausgerechnet jetzt, wo er geheiratet hatte. Manchmal schlug das Schicksal die verrücktesten Kapriolen. Der Trubel blieb hinter ihm zurück. Er hörte ihn nur mehr als summende, murmelnde Geräuschkulisse, als er einen langen Gang im ersten Stock entlangeilte.
Seine Zimmerflucht bestand aus fünf Räumen Auch ein großes Bad gehörte dazu.
Das betrat er rasch, öffnete einen eingebauten Spiegelschrank und das Röhrchen mit den Tabletten. Er konzentrierte sich auf den Verschluß und stellte fest, daß ihm schwindlig wurde.
Die Schmerzen waren tatsächlich schlimm geworden. Es wurde Zeit, daß er die Tabletten einnahm.
Er nahm gleich zwei, ließ Wasser in ein Glas laufen und trank es dazu. Zweimal mußte er schlucken, schaute in den Spiegel und sah sein blasses Gesicht. Außerdem lag ein leichter Schweißfilm auf der Haut. An der Stirn wischte er ihn mit dem gekrümmten Finger weg. Dabei schüttelte er den Kopf und hatte das Gefühl, als würde sein Schädel zerspringen. Die Schmerzen wurden schlimmer.
Der Earl verließ das Bad. Er ging schleppend, war froh, in sein Arbeitszimmer zu gelangen und ließ sich dort in einen Ledersessel fallen den er mittels einer Mechanik nach hinten kippen konnte. In dieser Stellung blieb er liegen.
Er schloß die Augen.
Im ersten Augenblick hatte er gedacht, einschlafen zu können. Das allerdings war nicht möglich. Zu stark malträtierten ihn die Schmerzen. Die Stiche hinter seiner Stirn steigerten sich noch, und er versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bekommen.
Tief und ruhig durchatmen, so lautete die Devise. Zwar hatte er keine Ahnung von Yoga, aber er versuchte es mit Entspannung, was ihm leider nicht so recht gelingen wollte.
Die Schmerzen blieben.
»Verdammt, verdammt!« flüsterte er. »Wer hat mir das nur eingebrockt?«
Er konnte noch klar denken und erinnerte sich wieder an den vergangenen Abend, an dem er so müde gewesen war. Unnatürlich müde, denn er hatte geschlafen wie ein Toter.
Und jetzt diese Sache.
Für ihn auch nicht erklärbar, denn so stark hatten ihn noch keine Schmerzen überfallen. Der Earl fuhr sich mit der Hand durch das blonde Haar und räkelte sich dabei. Er hatte Durst Seine Kehle fühlte sich trocken und kratzig an. Er fand einfach nicht die Energie, sich aus dem Sessel zu stemmen. Die weiße Hochzeitsfliege am Kragen störte ihn auch. Er riß sie ab und öffnete den obersten Knopf. Jetzt fühlte er sich befreit.
Das Klopfen an der Tür hätte er fast überhört. Erst beim zweitenmal nahm er es wahr, wollte eine abschlägige Antwort geben, als die Person bereits die Tür öffnete.
Der Earl of Durham lag so, daß sich die Tür in seinem Blickfeld befand. Ziemlich forsch wurde sie aufgestoßen Im Türspalt tauchte eine Gestalt auf.
Rosa!
Für einen Moment blieb sie auf der Schwelle
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