Horror-Hochzeit
Knirschen meiner Schritte im Schnee, der auf seiner oberen Fläche einen leichten Eisfilm aufwies.
Ständig hielt ich Ausschau nach der Frau. Ich stellte mich dabei auf die Zehenspitzen, um über Zweige blicken zu können aber ich sah sie nicht mehr.
Der Wald hatte sie verschluckt.
Nur die Fußspuren wiesen mir den Weg.
Klar und rein war die Luft. Tief atmete ich durch. Das tat meinen Lungen sehr gut, aber nicht dieser seltsam scharfe Geruch, den ich plötzlich wahrnahm.
Unwillkürlich blieb ich stehen!
Da verbrannte jemand etwas. Ich schnüffelte noch weiter und stellte fest, daß mir der Geruch direkt entgegengetrieben wurde. Er kam also von vorn, aus der Richtung, in die auch die seltsame Frau gelaufen war. Hatte sie ein Feuer gelegt?
Ich beeilte mich. Mit großen Schritten stürmte ich voran, lief auf einen kleinen Hügel, wo ich einen besseren Uberblick besaß, und sah den grauen Rauch vom Boden her in die klare Luft steigen. Er fand zielsicher seinen Weg durch den Wirrwarr der Zweige und Äste, bevor er vom Wind zerflattert wurde.
Ich merkte mir die Stelle, damit ich sie auch leicht finden konnte und lief los.
War die Schneedecke dünner, trat ich sie durch, und unter meinen Sohlen knackten noch die im Herbst abgefallenen Blätter. Je weiter ich lief, um so dichter wurden die Rauchschwaden, schließlich sah ich die ersten blassen Flammen geisterhaft zucken. Der Rauch verzerrte ein wenig die Perspektive.
Ich hielt mich nicht mehr an den Pfad, sondern brach wie ein Tier durch die Büsche. Die harten Äste und Zweige knickten weg ich bekam freie Bahn und freie Sicht.
Vor mir lag eine winzige Lichtung.
Auf ihr brannte das Feuer. Jemand hatte trockenes Holz zusammengelegt. Es knackte, sprühte, knisterte und auch der Gestank nach sich verflüchtigendem Benzin drang in meine Nase. Das machte mich mißtrauisch, und ich trat dichter an den Flammenkreis heran Da sah ich es.
Nicht nur Holz wurde verbrannt, denn unter einem schräg liegenden verkohlten Aststück schaute geisterhaft bleich die Hand eines Menschen hervor.
Die Haut hatte sich bereits an den Fingerspitzen zusammengezogen, dennoch sah ich, daß die Finger einen gelben Nikotinfilm aufwiesen. Da wußte ich, wer vor meinen Augen verbrannte.
Bernie Winter!
***
Deshalb hatte er sich nicht mehr gemeldet und war auch nicht an der Kirche erschienen.
Ich wurde oft mit grauenhaften Dingen konfrontiert, aber dieses Ereignis traf mich so unerwartet, daß ich in den Knien ein weiches Gefühl spürte. Damit hatte ich nicht gerechnet!
Natürlich schaute ich sofort nach, ob noch etwas zu retten war, doch das Feuer hatte sich schon zu schnell ausgebreitet und den Menschen erfaßt. Manchmal, wenn der Wind von der Seite her in die Flammen fuhr und sie wegbog, konnte ich einiges von dem erkennen, was einmal Bernie Winter gewesen war.
Ich schüttelte mich, drehte mich um, und dachte daran, daß der Mörder noch keinen großen Vorsprung haben konnte. Ich sah ihn nicht, sondern schaute auf eine Wand aus Büschen und Bäumen. Stumme Zeugen, die mir keine Auskunft geben konnten.
Hatte ich es wirklich mit einem Mörder zu tun oder mit einer Mörderin? Gewiß, ich hatte eine Frau verfolgt, und vielleicht war sie es auch gewesen, die das Feuer und damit auch die Leiche angezündet hatte, einen hundertprozentigen Beweis allerdings hielt ich nicht in der Hand. Wobei ich hoffte, mit meiner Vermutung den Tatsachen schon recht nahe gekommen zu sein.
Hier konnte ich nichts mehr tun, nicht mehr helfen. Jetzt mußte ich dafür sorgen daß der oder die Mörder gestellt wurden. Plötzlich betrachtete ich den Fall auch wieder aus einem anderen Blickwinkel. Der Reporter mußte etwas entdeckt haben, was für die andere Seite existenzbedrohend war. Deshalb auch diese Reaktion. Nur - hinter welches Geheimnis war Bernie Winter gekommen?
Auf diese Frage gab es noch keine Antwort. Er selbst hatte mir etwas von Werwölfen erzählt, und da mußte ich einhaken.
Ich stellte mir die Szene vor, als das Paar die Kirche verlassen hatte. War der Mann tatsächlich ein Werwolf?
Nein! Ein schwarzmagisches Wesen konnte nicht in eine Kirche gehen und sich trauen lassen. Das widersprach den Regeln der Magie. Ihn wollte ich von meiner Liste streichen.
Wer blieb dann?
Niemand. Vielleicht die seltsame Frau, die ich verfolgt hatte. Bei ihr war ich mir sicher, daß sie auch zum Schloß gehörte. Vielleicht war sie verwandt oder zählte zum Personal. Möglich war alles. Jedenfalls hatte die Sachlage
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