Hosen runter: Roman (German Edition)
mir am Telefon mitteilte, dass sie mich verlassen würde.
»Erinnert ihr euch noch an Carolina?«, fragte ich meine drei Freunde seufzend. Der Gedanke an Carolina verdarb mir immer noch die Laune.
»Nö«, sagte Markus, und mir fiel ein, dass wir uns damals noch nicht kannten.
»Hübsch, aber spießig«, bemerkte Hermann.
»Die hättest du dir nie durch die Lappen gehen lassen dürfen«, belehrte mich Ralph. »Ihr wart so ein tolles Paar und hättet heute alles Glück der Welt. Ich hab ̛s dir damals schon gesagt – selbst schuld, dass sie dich verlassen hat.«
Das hörte ich zwar nicht besonders gern, aber ganz von der Hand weisen konnte ich es leider nicht. »Der Punkt ist, dass ich mich seit Carolina nie mehr richtig auf eine Frau eingelassen habe.« Ich trank einen Schluck schwarzen Tee, dann machte ich meinen Freunden ein offizielles Geständnis: »Ich darf euch die freudige Mitteilung machen, dass ich mich nach über zehn Jahren zum ersten Mal wieder verliebt habe. In Nathalie, meine Therapeutin.«
»Es geht also nicht mehr nur um Sex?«, fragte Markus.
»Es geht immer um Sex«, relativierte ich. »Aber ich muss dauernd an sie denken, und dabei räkelt sie sich nicht nackt in meinem Bett, sondern ich halte sie in meinen Armen. Oder sie lächelt mich einfach nur an.Wir kuscheln uns zusammen auf eine Parkbank. So in der Richtung eben.«
»Das klingt, als müsstest du dringend mal zu einer Psychologin«, grinste Hermann mich an.
»Nein, nein!«, sprang Ralph für mich in die Bresche. »Tom hat endlich eingesehen, wie oberflächlich sein Gefühlsleben lange Zeit war.«
»Ralph«, sagte ich. »Halt die Fresse.«
»Hast du mit ihr schon darüber gesprochen? Dass du gern mit ihr auf einer Parkbank kuscheln möchtest?«, fragte Markus, und auch er grinste mich dabei an. Das war genau der Grund, warum ich solche Sachen lieber mit mir selbst ausmachte.
»Wir hatten ein Gespräch darüber, was sie davon hält, dass ich sie ins Bett kriegen will«, rekapitulierte ich ernüchtert. »Und sie hat ihren ablehnenden Standpunkt sehr deutlich gemacht.«
»So unglücklich siehst du aber gar nicht aus«, meinte Hermann.
»Ich bin hin- und hergerissen: Einerseits hält sie mich komplett unter Kontrolle, und das ist für mich schwer zu ertragen, andererseits bin ich in ihrer Gegenwart wie auf Champagner, Kokain und Wodka gleichzeitig.«
»Und wie wirkst du auf sie?«, fragte Hermann. »Wie ein Stromschlag oder eher wie eine Schlaftablette?«
»Kein Ahnung. Bei der weißt du nie, mit wem du redest: mal mit der netten, lockeren Nathalie und plötzlich wieder mit der knallharten Therapeutin Frau Gassner. Da denkst du, du flirtest mit einer hübschen Frau,und im nächsten Moment hält sie dir einen Vortrag, wie verkorkst du bist. Ich sehe da nicht durch.«
Leider ging es der geballten männlichen Kompetenz am Tisch nicht anders – ohne einen guten Tipp, nur mit wohlmeinendem Schulterklopfen verabschiedeten sie Ralph und mich zu unserer nächsten Sitzung.
»Frauen wollen ihre Gefühle in sichere Aktien investieren«, erklärte uns Oliver, der Bankkaufmann. »Sie sind auch bei Geldanlagen vorsichtiger.«
Obwohl es bereits kurz nach acht Uhr abends war, hatte sich Nathalie noch nicht blicken lassen. Der Prolet fehlte ebenfalls, was nicht heißen musste, dass die beiden es gerade auf dem Parkplatz im Auto trieben, aber wirklich beruhigend war das Fehlen der beiden auch nicht. Wenigstens lenkte mich das für den Moment von der nervösen Unruhe ab, die das bevorstehende Verhör bei mir auslöste.
»Frauen sind wie Banken«, fuhr Oliver redselig fort. »Wenn du dein Konto um tausend Euro überziehst, bekommst du sofort die Rechtsabteilung auf den Hals gehetzt, aber wenn du eine Viertelmillion bei der Bank in den Miesen bist, schicken sie dir eine Limousine mit Chauffeur, und der Filialleiter empfängt dich persönlich mit einem Glas Sekt. Weil er Schiss hat, dass er den Haufen Kohle nicht zurückkriegt.«
»Und was soll mir das jetzt über Frauen sagen?«, fragte Chris, der Immobilienmakler.
»Nun, angenommen, du beziehst ein stinknormales Gehalt, dreitausend Euro im Monat, damit brauchst dunicht auf die Idee zu kommen, deiner Freundin anzubieten, dass sie nur noch halbtags arbeiten gehen muss. Sie würde es ablehnen, weil sie glaubt, dass sie sich dann von einem Mann finanziell abhängig macht.«
Oliver blickte prüfend in die Runde, ob wir ihm rein rechnerisch folgen konnten. Wir konnten und nickten ihm
Weitere Kostenlose Bücher