Hosen runter: Roman (German Edition)
Millionen von Jahren. Dass wir zu achtundneunzig Prozent mit den Menschenaffen identisch waren. Der winzige Unterschied von zwei Prozent reichte gerade dazu aus,dass wir auf der Suche nach Sexualpartnern nicht mit heruntergelassener Hose durch die Innenstadt streiften.
Zu Hause angekommen, lüftete ich mein Schlafzimmer durch, aber selbst die kühle Luft sorgte nicht dafür, dass meine Vernunft wieder einsetzte. Ich legte absichtlich keine Musik im Wohnzimmer auf, damit ich den Anruf der Frau, deren Namen ich noch nicht einmal kannte, auf jeden Fall hörte. Ich nahm mein Handy sogar zum Duschen mit ins Bad. Und je näher ihr Besuch bei mir rückte, desto mehr verdrängte ich mein schlechtes Gewissen wegen Nathalie.
Statt aufzuarbeiten, was hinter mir lag, wie Nathalie mir als Hausaufgabe aufgetragen hatte, zählte ich innerlich die Sekunden, bis das heiße Biest endlich meine Wohnung betreten und wir übereinander herfallen würden. Ich tupfte mir etwas Parfüm an den Hals, als es bei mir klingelte. Seltsam, es war doch eigentlich noch zu früh für sie?
»Ja, hallo?«, fragte ich in die Gegensprechanlage.
Es dauerte einen Augenblick, bis ich eine Antwort bekam. »Ich bin’s«, sagte Nathalie.
KAPITEL 15
»Was willst du denn hier?«, fragte ich nicht gerade charmant und versperrte Nathalie mit meinem frisch geduschten Körper den Weg in meine frisch aufgeräumte Bude.
»Ich will mir deine Wohnung ansehen, um mir ein genaueres Bild von deiner Persönlichkeit machen zu können«, sagte sie. »Was ist denn?«, wunderte sie sich. »Wollen wir uns im Hausflur unterhalten? Willst du mich nicht reinlassen?«
»Nein, ich fürchte nur, der gute Geschmack meiner Einrichtung führt dazu, dass du innerhalb von vierundzwanzig Stunden mit gepackten Koffern vor meiner Tür stehst«, versuchte ich, meinen mangelnden Enthusiasmus über ihren Besuch mit einem lockeren Spruch zu überspielen.
»Bist du etwa nicht allein?«, wurde sie misstrauisch. »Ist eine andere Frau bei dir?«
Ich sah demonstrativ zur Decke. »Eine? Unter drei scharfen Schnitten pro Nacht mache ich es doch nicht«, blieb ich meiner ironischen Linie treu.
Das war zu viel für sie. Entschlossen drückte sie meinen Arm beiseite und stapfte an mir vorbei ins Wohnzimmer. Es hätte keinen Sinn gehabt, zu versuchen, sie aufzuhalten. Also schloss ich die Tür und folgte ihrwortlos bei der Inspektion der Räumlichkeiten. Wie ein Trüffelschwein schnüffelte sie jeden Zentimeter meiner vierundachtzig Quadratmeter Wohnfläche nach verborgenen Schätzchen ab und wirkte fast enttäuscht, dass sie nichts Verdächtiges fand.
»Na gut, offenkundig hast du die Wahrheit gesagt«, leistete sie dann Abbitte.
»Aber selbstverständlich«, grinste ich sie an und hoffte, dass die nächste Besucherin nicht gerade mit einem Taxi bei mir vorfuhr.
Nathalie ging an mir vorbei ins Wohnzimmer und ließ sich dort aufs Sofa fallen. Nur knapp einen Meter entfernt von meinem Handy, das eigentlich in Kürze klingeln und eine sexwillige Granate in mein frisch bezogenes Bett lotsen sollte.
»Hast du vielleicht was zu trinken?«, fragte Nathalie.
Ich holte uns eine Flasche Wein und zwei Gläser aus der Küche. Als ich zurückkam, zog Nathalie gerade ihre Schuhe aus. Ich reichte ihr den Wein und verstaute dabei unauffällig mein Handy in der Hosentasche, wobei ich es auf Vibrationsalarm stellte.
»Schön, dass du hier bist«, rettete ich mich in eine Halbwahrheit und setzte mich neben sie.
Nathalies Blick wanderte durchs Zimmer, kein Detail schien ihr zu entgehen. Diese Frau überlegte sich wirklich genau, auf wen sie sich einließ! Jetzt hätte nur noch gefehlt, dass sie ihren Schreibblock hervorholte und sich Notizen zu meiner Einrichtung machte. Keine Ahnung, ob ihr irgendein Gegenstand Aufschluss darüber gab, dass ich ein ehrlicher Kerl oderdoch nur ein verschlagener Wüstling war. Doch angesichts des Gastes, den ich für heute noch sehnsüchtig erwartete, musste ich mir eingestehen, dass ihr Misstrauen mehr als angebracht war. »Na, was sagst du?«, wollte ich wenigstens wissen, was ihre Inspektion zum Ergebnis hatte.
»Gedeckte Farben, stabile Möbel, keine Provisorien«, sagte sie. »Du scheinst mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen«, referierte sie.
»Und wie beurteilst du mein Schlafzimmer?«, erkundigte ich mich und rückte nah an sie heran.
»Das muss ich mir noch mal ansehen, um es endgültig bewerten zu können«, sagte sie und nahm noch einen Schluck
Weitere Kostenlose Bücher