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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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bin!«
    Sein Ton bremste sie. Ihre Augen wurden hart vor Zorn, doch sie hielt Abstand.
    Thomas sagte: »Ich hab sie.«
    »Du hast sie gefunden?«
    »Ja – hier gibt's eine Datei ›Aufwandsentschädigungen für Vorstandsmitglieder‹, aber die enthält nur einen Namen.«
    »Welchen?«
    »Charles G. Benza.«
    Talley starrte auf den Boden. Die kühle Nachtluft erschien ihm plötzlich schwül. Er blickte zum Haus der Smiths rüber, von dem eine Ecke zu sehen war, dann kurz zu Martin. Talley hatte sich getäuscht – Walter Smith war kein Gangster, der in seinem Haus Reichtümer lagerte, sondern er kümmerte sich um Sonny Benzas Geschäftsbücher. So musste es sein: Smith war Benzas Steuerberater und hatte seine Finanzunterlagen. Sie waren alle da vorn im Haus und reichten dicke, um Benza ins Gefängnis zu bringen und seine Organisation zu zerschlagen. Und das hier in Bristo Camino.
    Talley seufzte laut auf. Das kam von so tief drinnen, als atmete er auf einen Schlag seine ganze Kraft aus. Darum also waren Leute zu Entführung und Mord bereit! Smith konnte sie hochgehen lassen. Er kannte ihre Geheimnisse und konnte sie hinter Schloss und Riegel bringen. Gangster. Mafia. Der Rolex-Mann gehörte dazu. Und der Chef der größten Mafiafamilie der Westküste hatte Jane und Amanda in seiner Gewalt.
    Plötzlich war Thomas' Stimme gehetzt und schwach.
    »Es kommt jemand. Ich muss Schluss machen.«
    Aufgelegt.
    Martin stemmte die Hände in die Hüften.
    »Reden Sie jetzt endlich mit mir?«
    »Nein.«
    Talley rannte zu seinem Wagen. Wenn die Disketten Benza ins Gefängnis bringen konnten, dann war auch Walter Smith dazu in der Lage. Noch im Laufen funkte er Metzger im Krankenhaus an.
    Thomas
    Thomas hörte, wie der Nagel aus dem Holz der Tür gebrochen wurde. Mit einem Ruck zog er den Computerstecker aus der Steckdose, sprang aufs Bett und hatte eben das Handy unter die Decke geschoben, als die Tür aufging. Kevin kam mit einem Pappteller rein, auf dem zwei Stück Pizza lagen. In der anderen Hand hielt er eine Cola light.
    »Ich bring dir was zu essen.«
    Thomas saß im Schneidersitz und hielt die Hände zwischen den Beinen, um zu verbergen, dass sie nicht mehr gefesselt waren, doch das Klebeband, das er von seinen Handgelenken gestreift hatte, lag mitten auf dem Boden. Kevin blieb stehen, als er es sah, und funkelte Thomas an.
    »Du kleines Miststück.«
    »Das hat so wehgetan.«
    »Na ja – sowieso egal, schätz ich.«
    Thomas war erleichtert, dass er nicht besonders aufgeregt wirkte. Kevin gab ihm Teller und Cola und überprüfte die Nägel, die die Fenster blockierten. Thomas fürchtete, er würde bemerken, dass der Computer woanders stand, aber Kevin schien in Gedanken.
    Er kam von den Fenstern zurück und lehnte sich an die Wand, als könnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Dann musterte er das Zimmer – jedes Spielzeug, jedes Buch, jedes Möbelstück; und die Klamotten, die in einer Ecke verstreut lagen; die Poster an den Wänden, das kaputte Telefon auf dem Boden, den Fernseher, den CD-Player, sogar den Computer vor dem Bett. Und all das mit anscheinend völlig leerer Miene.
    Schließlich blieb sein Blick auf Thomas haften.
    »Du hast echt Glück.«
    Kevin stieß sich von der Wand ab und ging zur Tür.
    Thomas fragte: »Wann haut ihr endlich ab?«
    »Nie.«
    Kevin trat in den Flur, ohne sich noch mal umzudrehen, und zog die Tür hinter sich zu.
    Thomas wartete.
    Der Nagel wurde wieder in den Türpfosten geschlagen. Dann knarrte der Fußboden, und Kevin verschwand.
    Thomas versuchte, bis hundert zu zählen, hörte aber bei fünfzig auf und schlich erneut zum Wandschrank. Er wollte wissen, was die drei planten. Und er wollte die Pistole.

21
    Samstag, 00:02
Canyon Country, Kalifornien
    Marion Clewes
    Das Canyon Country Hospital lag zwischen zwei Bergrücken in kaltem Licht. Es war ein moderner Flachbau mit nur drei Stockwerken, der rings von Parkplätzen umgeben war. Marion dachte bei seinem Anblick an Internetfirmen in der Pampa – an die vielen Kreativfabriken, die in letzter Zeit über Nacht an Autobahnausfahrten aus dem Boden geschossen waren und alle eine uniforme Architektur präsentierten: Sandsteinfassaden und Spiegelglasflächen.
    Marion fuhr ums Krankenhaus herum, bis er auf der Rückseite den Eingang zur Notaufnahme gefunden hatte. Es war Freitagabend und kurz nach Mitternacht, aber das Gelände war wie ausgestorben. Marion kannte Krankenhäuser, wo in der Nacht auf Samstag die Hölle los war, wo

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