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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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Talley so viel Geld ausschlagen konnte – es sei denn, er hatte ihm einfach nicht geglaubt, sondern gedacht, er lüge ihm etwas vor. So wie Talley ihm vorgelogen hatte, das Haus gehöre der Mafia.
    »Was ist passiert, Dennis? Hat er uns ein Ultimatum gestellt?«
    Das Mädchen hockte auf dem Küchenfußboden und sah zu ihm hoch.
    »Ist dein Alter bei der Mafia?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Das Mädchen hatte offensichtlich keinen blassen Schimmer. Das war doch alles Blödsinn. Und er war blöd, dass er überhaupt gefragt hatte.
    »Mars – schaff sie weg. Bring sie wieder in ihr Zimmer.«
    Dennis holte die Wodkaflasche aus dem Büro und trank schon auf dem Weg ins Herrenzimmer. Als er sich aufs dicke Ledersofa fallen ließ, ging das Licht wieder an.
    Kevin stand in der Tür.
    »Sagst du mir endlich, was passiert ist?«
    »Ich hätte ihm nichts von dem Geld erzählen sollen. Der wird jetzt alles für sich behalten.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Ich hab versucht, ihn zu beteiligen. Warum auch nicht? Schließlich ist jede Menge da. Ich hab geglaubt, wir könnten uns freikaufen. Das war mein Fehler. Als ich ihm gesagt habe, wie viel Geld hier rumliegt, hat er wahrscheinlich gedacht, er kann alles für sich behalten. Aber von wegen! Wenn wir hier nicht rauskommen, erzähl ich jedem von dem Geld. Wir drei sagen es ihnen – und falls Talley versucht, es zu behalten, kriegen sie ihn dran.«
    Dennis nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche und schmeckte den Alkohol kaum, so sehr ärgerte er sich über diesen Talley, der ihm sein Geld stahl.
    »Der bringt uns um, Kev. Wir sind aufgeschmissen.«
    »Das ist doch Quatsch – der bringt uns nicht um.«
    Kevin war ja so was von blöd.
    »Er muss uns umbringen, du Idiot. Er muss dafür sorgen, dass wir niemandem von dem Geld erzählen. Er kann es nur für sich behalten, wenn keiner davon weiß. Der plant bestimmt gerade, wie er's am besten einfädelt, uns umzulegen.«
    Kevin kam ans Sofa und drängte: »Es ist aus, Dennis! Wir müssen aufgeben!«
    »Gar nichts ist aus! Das Geld gehört mir!«
    Dennis spürte, wie er zornig wurde, und nahm noch einen Schluck. Sein ganzes Leben lang hatte Kevin getan, was er jetzt wieder tat – ihn zurückgehalten, ihn wie ein Anker gebremst, ihn unten gehalten.
    Kevin kam noch näher.
    »Wenn du so weitermachst, werden wir alle wegen des Geldes umgebracht. Talley lässt es nicht zu, dass wir ihm auf der Nase herumtanzen. Wenn die Bullen keine Lust mehr haben, darauf zu warten, dass wir aufgeben, legen sie uns um!«
    Dennis hob die Flasche und zuckte die Achseln.
    »Dann sterben wir wenigstens reich.«
    »Nein!«
    Kevin schlug ihm die Flasche aus der Hand, und Dennis sprang auf. Er war außer sich, sah vor Zorn und Verzweiflung rot, stieß seinen Bruder über den Wohnzimmertisch und setzte ihm nach. Kevin fiel zu Boden und versuchte, sein Gesicht zu schützen, doch Dennis hielt ihn mit der Linken und drosch mit der Rechten wieder und wieder auf ihn ein.
    »Dennis, hör auf!«
    Der prügelte weiter, so fest er konnte.
    »Hör auf zu flennen!«
    Und noch fester.
    »Hör endlich auf zu flennen!«
    Kevin rollte sich zusammen. Er heulte, und sein Gesicht war ganz rot. Dennis hasste ihn. Hasste ihren Vater und ihre Mutter. Hasste die Rattenlöcher, in denen sie gewohnt hatten. Und die brutalen Schweine, die ihre Mutter abgeschleppt hatte. Und seine Drecksarbeit und die Besserungsanstalt und jeden einzelnen Tag ihres beschissenen Lebens. Am meisten aber hasste er Kevin – dafür, dass sein Anblick ihn an all das erinnerte.
    »Du bist wirklich erbärmlich.«
    Dennis rappelte sich auf. Er war außer Atem und erschöpft.
    »Das Geld gehört mir. Und ohne verschwinde ich hier nicht. Begreif das endlich. Wir geben nicht auf!«
    Kevin kroch davon und wimmerte wie ein geprügelter Hund.
    Dennis hob die Flasche auf und sah, wie Mars mit ausdrucksloser Miene beobachtend in der Tür stand. Den würde er jetzt auch gern verprügeln, den Dreckskerl.
    »Was ist? Hast du was zu sagen?«
    Mars schwieg. Im schwachen Licht waren seine Augen verschattet.
    »Was?!«
    Mars antwortete düster: »Mir gefällt's hier, Dennis. Wir bleiben.«
    »Natürlich bleiben wir.«
    Mars hatte wieder das unbestimmte Lächeln auf den Lippen. Das wenigstens war im Halbdunkel zu erkennen.
    »Alles wird gut, Dennis. Dafür sorg ich schon.«
    Dennis wandte sich ab und nahm wieder einen Schluck.
    »Mach das, Mars.«
    Der verschwand in der Dunkelheit.
    Dennis rülpste.
    Komischer

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