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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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bestimmt für ihn in Erfahrung bringen. Aber Glen wollte keine Aufmerksamkeit auf seinen Mann lenken und fragte deshalb nicht danach.
    Er wendete langsam und fuhr grübelnd die Straße zurück. Da sah er, dass noch ein Ü-Wagen kam und am Ende der Schlange hielt. Probieren wir's mal, dachte er und ließ sein Seitenfenster runter, als er auf Höhe des Wagens war. Der Fahrer hatte eine fortgeschrittene Glatze – nur noch zwischen den Ohren stand ihm ein Haarkranz – und faltigschlabbrige Haut. Neben ihm saß eine schlanke, gepflegte Asiatin mit Schmollmund. Die hielt vermutlich das Gesicht in die Kamera. Ob ihre Lippen aufgepolstert waren? Oder eine Schwellung der Natur? Glen fand, Frauen, die sich irgendeinen Dreck in die Lippen spritzen ließen, waren das Letzte. Auch wenn dieser Mund bestimmt zu allerhand gut war.
    »Entschuldigung«, sagte Glen. »Die wollten mir nicht sagen, was los ist. Nur dass ein paar Leute in der Gegend evakuiert worden sind. Wisst ihr zwei irgendwas?«
    Die Frau grub sich aus dem Sitz, lehnte sich vor und sah ihn an.
    »Wir wissen nichts Genaues, aber anscheinend sind drei Männer nach einem Raubüberfall geflohen und haben eine Familie als Geiseln genommen.«
    »Im Ernst? Ist ja furchtbar.«
    Tatsächlich war es Glen vollkommen egal. Nur dass es ihm den Tag verdarb. Er fragte sich, ob er die Journalistin beschwatzen konnte, ihn im Wagen mitzunehmen.
    »Wohnen Sie in der Nachbarschaft?«
    Glen merkte, dass sie auf etwas hinauswollte, und seine Anspannung ließ nach. Wenn sie dachte, er habe irgendwas zu bieten, würde sie ihn vielleicht mitfahren lassen.
    »Ich nicht, aber Freunde von mir. Warum?«
    Die Schlange war vorgerückt, doch der Ü-Wagen blieb stehen. Die Journalistin blätterte in einem gelben Notizblock.
    »Laut unbestätigten Berichten sind unter den Geiseln auch Kinder, aber wir erreichen niemanden, der uns was über die Familie erzählen kann. Sie heißen Smith.«
    Der dicke Mercedes reagierte auf die Hitze und jagte Kaltluft durchs Gebläse. Glen merkte nichts davon.
    »Noch mal – wie heißen die?«
    »Mr. und Mrs. Walter Smith. Sie sollen zwei Kinder haben, einen Jungen und ein Mädchen.«
    »Und das sind die Geiseln? Die drei Männer haben die Smiths in ihrer Gewalt?«
    »Genau. Kennen Sie die Familie? Wir versuchen, was über die Kinder zu erfahren.«
    »Kenn ich nicht – tut mir Leid.«
    Glen ließ das Fenster hoch und fuhr langsam weiter, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Er hatte das komische Gefühl, von seinem Körper getrennt zu sein. Als hätte sich die Welt zurückgezogen und er würde im Nichts schweben. Die Klimaanlage blies aus allen Rohren. Walter Smith. Drei Idioten waren bei Walter Smith eingedrungen, und jetzt war das Haus von Polizei und Kameras umstellt und die ganze Nachbarschaft abgeriegelt.
    Drei Kreuzungen weiter bog Glen auf einen Parkplatz. Er nahm den Revolver aus dem Handschuhfach und steckte ihn wieder in die Tasche. So fühlte er sich sicherer. Dann nahm er sein Handy und wählte eine andere Nummer. Diesmal wurde schon beim ersten Läuten abgenommen.
    Glen sagte vier Worte.
    »Wir haben ein Problem.«
    Palm Springs, Kalifornien
17:26
    Sonny Benza
    Sauerstoff war das A und O. Sonny atmete tief ein, um sein Herz damit zu versorgen. Er war 47 Jahre alt, hatte Bluthochdruck und lebte ständig in der Angst vor einem Schlaganfall. Der hatte seinen Vater mit 55 dahingerafft.
    Benza stand im Billardzimmer seiner Villa, die auf einem Hügelkamm über Palm Springs thronte. Draußen plantschten Chris und Gina, seine beiden Kinder, nach der Schule im Swimmingpool. Drin schleppten Phil Tuzee und Charles ›Sally‹ Salvetti einen zweiten Fernseher ran und schwitzten dabei wie die Sau. 90 cm Bildschirmdiagonale – so einer wiegt schon was. Die beiden waren in hektischer Aufregung und bemühten sich, den Apparat möglichst schnell anzuschließen. Der andere Fernseher – einer mit Leinwandprojektion, auf dem man zwei Kanäle gleichzeitig empfangen konnte – lief bereits. Jetzt war auch der Apparat mit Riesenmattscheibe in Betrieb. Zwei der drei großen Fernsehsender von Los Angeles zeigten Walter Smiths Haus in Luftaufnahme, der dritte das Gesicht eines jungen Schönlings, der vor einer Tankstelle ins Mikro quatschte.
    Sonny Benza wollte es immer noch nicht glauben.
    »Was wissen wir überhaupt? Das im Fernsehen ist doch Mist. Was wissen wir sicher? Vielleicht ist das ein anderer Walter Smith.«
    Salvetti wischte sich den Schweiß von der Stirn.

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