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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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Unannehmlichkeiten.
    Das Seitenfenster seines Mercedes der S-Klasse glitt geräuschlos runter. Glen streckte den Kopf hinaus. Vielleicht konnte er ja den Grund für den Stau erkennen. Ein Polizist stand einsam auf der Kreuzung, regelte den Verkehr und wies ein paar Fahrzeuge ab. Einen Ü-Wagen vom Fernsehen dagegen ließ er durch. Glen drückte auf den Fensterheber, und die dunkel getönte Scheibe sperrte die gleißende Sonne wieder aus. Er nahm seinen Revolver aus der Tasche und legte ihn ins Handschuhfach. Zwar hatte er einen gültigen kalifornischen Waffenschein, der ihm das verdeckte Tragen eines Revolvers erlaubte, doch er hielt es für das Beste, keine Aufmerksamkeit zu erregen, falls er aussteigen musste.
    Glen sah zum vierten Mal in fünf Minuten auf die Uhr. Er war schon zehn Minuten überfällig. So langsam, wie der Polizist da vorn machte, würde er sich noch mehr verspäten. Doch dann wendeten drei Autos vor ihm, und eines wurde durchgelassen. Jetzt war er dran. Der junge Polizist war ein Schrank mit Adamsapfel.
    Glen ließ die Scheibe runter. Die Hitze sprang in den Wagen, und er wünschte sich zurück nach Palm Springs. Stattdessen musste er hier den Laufjungen machen. Er versuchte, sicher und überlegen zu wirken und den Klassenunterschied für sich arbeiten zu lassen. Schließlich begegneten sich hier ein reicher und erfolgreicher Geschäftsmann und ein kleiner, schlecht ausgebildeter Beamter.
    »Was ist los, Officer? Was soll die Straßensperre?«
    »Wohnen Sie in dieser Gegend, Sir?«
    Sollte er jetzt lügen? Immerhin konnte ihn der Polizist wegen der Adresse nach dem Führerschein fragen. Glen wollte nicht beim Lügen ertappt werden.
    »Ich habe eine geschäftliche Verabredung. Mein Partner erwartet mich.«
    »In der Nachbarschaft gibt's ein Problem. Deshalb mussten wir die Gegend absperren. Wir lassen nur Anwohner durch.«
    »Was denn für ein Problem?«
    Der Polizist wirkte unsicher.
    »Wohnen Ihre Angehörigen in York Estates, Sir?«
    »Nur Freunde von mir, wie gesagt. Nach Ihren Andeutungen mach ich mir jetzt aber Sorgen um sie, Officer.«
    Der runzelte die Stirn und blickte kurz auf die Autoschlange hinter Glen.
    »Na ja, also – in einem Haus hier haben sich Männer verbarrikadiert, die einen Raubüberfall begangen haben sollen. Wir haben einige Häuser räumen müssen, und die Gegend bleibt gesperrt, bis wir die Leute verhaftet haben. Das kann ein bisschen dauern.«
    Glen nickte und bemühte sich, seriös zu wirken. Schon zu Beginn des Gesprächs war ihm klar geworden, dass er diesem Mann keinen Hunderter zeigen konnte, um sich die Weiterfahrt zu erkaufen. Das würde der nie mitmachen.
    »Hören Sie, Officer, mein Klient erwartet mich. Es dauert nicht lange, wirklich. Ich brauch nur ein paar Minuten, dann bin ich wieder weg.«
    »Ich darf Sie nicht durchlassen, Sir. Tut mir Leid. Vielleicht können Sie bei den Leuten anrufen und sie dazu bringen, zu Ihnen rauszukommen – wenn sie noch zu Hause sind. Vorhin sind Polizisten von Tür zu Tür gegangen, um den Bewohnern zu sagen, sie sollen in ihren vier Wänden bleiben, oder ihnen anzubieten, sie in Sicherheit zu bringen. Ich kann Sie wirklich nicht durchlassen.«
    Glen zwang sich, Ruhe zu bewahren. Er lächelte und blickte am Streifenwagen vorbei, als überlegte er. Bei jeder Auseinandersetzung dachte er als Erstes daran, seine Waffe zu ziehen und seinem Gegenüber zwei Kugeln durch die Stirn zu jagen, aber er hatte diesen Impuls durch eine mehrjährige Therapie in den Griff bekommen und gelernt, wie er seinen jähzornigen Charakter unter Kontrolle halten konnte.
    »Gut. Vielleicht klappt das. Kann ich da vorn zum Telefonieren halten?«
    »Klar.«
    Glen parkte am Straßenrand und drückte die Wahlwiederholung. Erneut ließ er es fünfzehnmal läuten, erneut ging niemand an den Apparat. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Bei den vielen Polizisten rundum hatte sein Mann womöglich Fracksausen bekommen und war auf Tauchstation gegangen. Vielleicht war er auch gezwungen worden, sein Haus zu verlassen. Oder er hatte sogar ein Bullenrudel in seinem Büro, das von dort den Einsatz koordinierte. Glen lachte bei dieser Vorstellung – totaler Unsinn. Vermutlich ist er evakuiert worden und ruft in Palm Springs an, um einen anderen Treffpunkt zu vereinbaren, dachte er. Also bekomme ich wohl demnächst einen Anruf von dort. Gut möglich, dass der Polizist auf der Kreuzung wusste, welche Familien ihr Haus hatten räumen müssen. Jedenfalls könnte er es

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