Hostage - Entführt
wenn Sie reden wollen oder was brauchen.«
»Sie sind ein seltsamer Vogel, Talley.«
»Jetzt kommt Maddox, Dennis. Immer locker bleiben.«
»Ich bin locker.«
Talley gab Maddox das Handy, der sich mit freundlicher, sanfter Stimme vorstellte.
»Hallo, Dennis. Sie hätten den ollen Jeff hier draußen sehen sollen. Ich glaub, der hat sich in die Hose gemacht.«
Talley hörte nicht mehr zu. Den Rest würde Maddox erledigen. Er ließ sich auf die Straße sinken, lehnte sich an den Wagen und fühlte sich völlig ausgelaugt.
Dann sah er zu Martin rüber und stellte fest, dass sie ihn beobachtete. Sie kam geduckt herüber, kauerte sich neben ihn auf den Bürgersteig und blickte ihm in die Augen, als könnte sie dort die richtigen Worte finden. Ihre Miene entspannte sich.
»Sie hatten Recht. Ich hab die Sache überstürzt und Mist gebaut.«
Talley war von ihrem Eingeständnis beeindruckt.
»Wir haben's überlebt.«
»Bis jetzt.«
Thomas
Nach dem ersten Gebrüll und den verzweifelten Sekunden, in denen Thomas dachte, Dennis würde seine Drohung wahrmachen und ihm in den Kopf schießen, funkelte Jennifer Dennis an und sagte nur:
»Nicht.«
Doch außer Thomas hatte das niemand gehört. Dennis lief im Zimmer auf und ab und redete mit sich selbst; Kevin folgte ihm mit den Augen wie ein ängstlicher Hund seinem Herrn. Sie waren im Arbeitszimmer. Der Fernseher lief, und eben wurde berichtet, im Haus seien Schüsse abgegeben worden. Dennis hielt an, sah auf den Bildschirm und lachte plötzlich.
»Mann – das war knapp.«
Kevin verschränkte die Arme und schaukelte mit dem Oberkörper nervös vor und zurück.
»Was machen wir jetzt? Wir kommen nicht mehr weg. Die haben das Haus inzwischen lückenlos umstellt.«
Dennis' Miene verfinsterte sich, und er raunzte:
»Keine Ahnung, Kevin, keine Ahnung. Uns fällt schon noch was ein.«
»Geben wir doch auf!«
»Schnauze!«
Thomas rieb sich den Hals und kämpfte mit einem Heulkrampf. Dennis hatte ihn den ganzen Weg bis ins Arbeitszimmer im Schwitzkasten gehabt und so fest zugedrückt, dass er nicht hatte atmen können. Jennifer kam zu ihm, kniete sich hin und tat, als tröste sie ihn, doch stattdessen kniff sie ihn in den Arm und flüsterte ärgerlich und ängstlich:
»Siehst du – die hätten dich fast erwischt!«
Dann ging sie zu ihrem Vater.
Mars war irgendwo im Haus unterwegs gewesen und kam nun mit einem Haufen großer, weißer Kerzen zurück. Wortlos zündete er eine an, ließ Wachs auf den Fernseher tropfen und drückte sie darin fest. Das wiederholte er am Bücherregal. Dennis und Kevin verlieren immer mehr die Nerven, dachte Thomas – dieser Mars dagegen wirkt cool.
Schließlich bemerkte Dennis, was sein Kumpel tat.
»Was machst du da?«
Mars zündete gerade die dritte Kerze an.
»Vielleicht stellen sie uns den Strom ab. Hier, nimm.«
Er warf Dennis ein Feuerzeug zu – eines aus der Schublade in der Küche. Ein zweites ging an Kevin. Der ließ es fallen.
Dennis schaltete das Licht ein und aus.
»Das mit den Kerzen ist eine gute Idee.«
Bald sah das Arbeitszimmer wie ein Altarraum aus.
Thomas beobachtete Dennis. Der schien in sich versunken und folgte Mars doch mit wachem Misstrauen, als versuchte er herauszufinden, was in ihm vorging. Thomas hasste die drei. Wenn er nur die Pistole hätte! Dann könnte er sie umlegen – diesen Mars mit den Kerzen; diesen Dennis, der Mars mit den Augen folgte; diesen Kevin, der Dennis anstierte. Keiner der drei achtete auf ihn. Wie leicht wäre es jetzt, die Pistole zu ziehen und einen nach dem anderen abzuknallen.
Plötzlich sagte Dennis: »Wir sollten unter den Fenstern Töpfe und Pfannen stapeln, falls sie versuchen, sich ins Haus zu schleichen. Oder irgendwas anderes, das umfällt. Damit wir sie hören.«
Mars seufzte.
»Wenn du wieder hinten bist, Mars, dann machst du das, ja? Stell ein paar Fallen auf.«
Jennifer fragte: »Was wird mit meinem Vater?«
»Meine Güte – nicht schon wieder diese Leier!«
Sie wurde lauter:
»Er braucht einen Arzt, du Sack!«
»Kevin – bring die beiden wieder nach oben. Aber dalli!«
Thomas hatte nichts dagegen. Ganz im Gegenteil.
»Soll ich sie wieder fesseln?«
Dennis wollte schon antworten, kniff dann aber das Gesicht zusammen und dachte nach.
»Es hat vorhin zu lange gedauert, sie zu befreien. Ihr habt die beiden ja wie Mumien verzurrt. Sorg einfach dafür, dass sie gut eingeschlossen sind. Nägel an den Fenstern reichen da nicht.«
Jetzt war Mars mit
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