hot directions (German Edition)
eingieße, fällt mir dann auch auf, dass Steven und Alex ausgesprochen gut gelaunt zu sein scheinen.
»Was feiern wir eigentlich?«, frage ich scherzhaft.
»Herbert und die sieben Plagen«, antwortet Steven grinsend.
»Die erste Plage hat ihn um viertel nach zehn in Form einer Hundertschaft Polizeibeamten und der Drogenfahndung heimgesucht«, lässt er nebenbei im Plauderton einfließen
»Walter sagt, er habe elf Rumänen mit jeweils fünfhundert Gramm Kokain und diversen industriell hergestellten Pillen festnehmen lassen. Der Marktwert der sichergestellten Ware beläuft sich auf etwas über anderthalb Millionen Euro. Dummerweise hat Brunner vorher seinen Dealer bezahlt. Das tut mir aber leid«, bedauert er den armen Brunner mit scheinheiligem Blick.
»Außerdem hat Brunner doch scheinbar tatsächlich Strafantrag gegen seinen Dealer gestellt, weswegen morgen Nacht eine Razzia bei seinem uruguayanischen Dealer stattfinden wird - und wenn dessen Anwalt nach dem Grund dafür fragt, stolpert er dann wohl über diese Strafanzeige«, grinst Steven. Ich glaub, ich fall vom Glauben ab. Das bedeutet also, dass Brunner erst mal den kompletten Einkaufswert der Drogen in Höhe von etwas über einer Million Euro auf den Tisch gelegt hat, bevor man seine Rumänen inklusive der Ware einkassiert hat, die er auch nicht mehr wieder bekommt - kein Wunder bei illegalen Waren. Wenn nun Brunner seinen Geschäftspartner anzeigt oder das irgendwie gedreht wird, dann wird der Lieferant erfahren, dass er die nächste Razzia Brunner zu verdanken hat. Was der dann mit Brunner macht, kann man sich vielleicht vorstellen.
»Brunner ist übrigens immer noch bei seiner Vernehmung«, fügt Timo an, der gerade in die Küche kommt.
»Ich könnt mir das als lustig vorstellen: Er muss gute Miene zum bösen Spiel machen, wenn er da selber mit heiler Haut rauskommen will, das heißt, er muss seine Rumänen belasten und hat damit elf Leute in der Leibgarde weniger - und im Portemonnaie fehlt mehr als eine Million. So was erfordert echt Disziplin und Selbstbeherrschung.« Ich sags ja, ich fall vom Glauben ab. Diese Chuzpe, mit der die beiden diese Vorgänge abhandeln, erinnert mich an ein Kabarett. Mit dem Unterschied, dass sogar ich so eine Schweinerei nicht hingekriegt hätte. Ich liebe ja Schweinereien... und ich mache wirklich eine ganze Menge Blödsinn mit, wenns darum geht, Gerechtigkeit wirken zu lassen. Ich könnte mir also durchaus vorstellen, ein paar Gesetze zu verletzen, solange damit die Gerechtigkeit wieder hergestellt ist. Insofern finde ich das hier alles völlig okay.
Umso mehr finde ich es okay, dass meine beiden Männer mir ein Glas Wein, einen Teller von dem Paprikafleisch und ein Stück Baguettebrot vor die Nase stellen. Wir lassen uns das Festmahl schmecken und trinken Dornfelder, von dem ich mir sicher bin, dass er im Hunsrück besser hergestellt werden würde, aber ich werde da jetzt sicher nicht darauf herumreiten. Wenn wir bei meinen Eltern sind, können wir uns ja ausgiebig durch den wohlgefüllten Weinkeller saufen, beschließe ich. Dann werfe ich einen Blick in die Runde.
»Gehn wir heute abend in den Engel, provozieren?«, frage ich.
»Was haste denn vor?«, fragt Steven mich zurück.
»Hingehen, provozieren, Show, Spaß haben, heimgehen«, schlägt Timo von hinten vor.
»Hingehen, provozieren - okay! Dann dachte ich an eine spontane Gruppensexorgie und den Eingriff des Ordnungsamtes, auf den dann ein megaheftiges Bußgeldverfahren folgt. Allerdings sollten wir wieder weg sein, bevor unsere Personalien auch noch erfaßt werden«, konkretisiere ich meinen Vorschlag.
»Dafür lässt sich ja sorgen«, wirft Steven fies grinsend ein.
»Das hatte ich vor«, antworte ich.
»Wir sollten allerdings Deine Freunde nicht so stark in diese Sache einbeziehen«, füge ich hinzu.
»Schließlich wollen meine Jungs ja auch mal etwas tun«, grinse ich. Ich traue dem Kleinen immer noch nicht wirklich. Und: Er muss nicht alles wissen. Daher erwähne ich die Unbestechlichen nicht, sondern spreche nur von Stevens Freunden. An seinem Blick erkenne ich, dass er mich verstanden hat. Gut so. Braver Schatz.
Was die Aktion betrifft, so weiß ich, dass der Bruder eines guten Kumpels beim Ordnungsamt in der Task-Force Gastronomie arbeitet, und heute Abend zufällig Dienst hat. Die Nummer kostet mich einen Kaffee, denn er kann sowieso keine schwulen Lokale leiden und macht bestimmt mit, wenn es gegen Herbert Brunner geht. Ich habe mir das
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