Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
gegenüberstand. Oscar Wilde war einer der bekanntesten und zugleich umstrittensten Schriftsteller seiner Zeit. Er machte keinen Hehl aus seiner Vorliebe für Männer, obwohl er verheiratet und Vater zweier Söhne war. Soweit Simon wusste, trieb es Wilde ebenfalls bereits seit Jahren mit einem Adelsspross, einem gewissen Lord Douglas.
„Guten Abend, Mr. Wilde. Nun, ich muss zugeben, dass meine Stimmung heute Abend zu wünschen übrig lässt."
Wilde grinste und klopfte Simon kameradschaftlich auf die Schulter.
„Ich kenne ein Etablissement, indem wir unsere Verstimmungen schnell vergessen werden. Folgen Sie mir, Mr. Westville, Sie werden es nicht bereuen."
Simon zögerte einen Moment, denn er ahnte, auf welche Örtlichkeit der Dichter anspielte. Ein Aufenthalt dort war nicht ungefährlich, denn selbstverständlich war es verboten, Männer für Liebesdienste zu bezahlen. Doch Simon wollte vergessen, was er gesehen hatte und sich ablenken. Wenn Tom sich mit anderen Männern amüsierte, so hatte er selbst ebenfalls jedes Recht dazu.
Er warf alle Skrupel über Bord und folgte Oscar Wilde in eine der zahlreichen unbeleuchteten Nebenstraßen.
Ein Mann sah den beiden nach. Seine Augen leuchteten und er verzog seine Lippen zu einem zufriedenen Lächeln. Das Schicksal hatte ihm eine Möglichkeit eröffnet, sich zu rächen und diese würde er nutzen. Sicherlich hätte er eine lukrative Erpressung in Betracht ziehen können, aber gerade war ihm eine noch viel bessere Idee gekommen, wie er Sarah schaden konnte. Dieses Weib und ihr perverser Ehemann hatten es nicht anders verdient.
Toms Laune am nächsten Morgen war unterirdisch. Simon war in dieser Nacht nicht nach Hause gekommen und zudem hatte Tom ein beunruhigendes Telegramm aus Canterbury erhalten. Der Anwalt seines Vaters teilte ihm mit, dass der alte Lord im Sterben lag und seinen Sohn noch einmal zu sehen wünschte.
Zu Beginn des Jahres hatte sich der Earl of Lancaster ein schweres Lungenleiden zugezogen, von dem er sich nie richtig erholen konnte.
Tom blieb nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich nach Canterbury zu reisen, obwohl es ihm lieber gewesen wäre, er hätte sich zuerst mit Simon aussprechen können. Doch ihm blieb keine Zeit zu warten, bis dieser nicht länger schmollte und bereit war, ihn anzuhören.
Er verabschiedete sich von Sarah, die gerne mitgereist wäre. Tom hielt es jedoch für besser, dass sie hier die Stellung hielt und schon einmal mit Simon sprach, wenn der endlich auftauchte. Auch wollte er seiner Frau in ihrem Zustand keine mehrstündige Zugfahrt zumuten. In den letzten Monaten hatte sich zwischen ihm und Sarah eine große Zuneigung entwickelt. Sie kritisierte ihn nicht für seine Neigung und machte ihm keine Vorhaltungen, wenn er viel Geld für elegante Kleidung, Schmuck oder edlen Wein ausgab. Im Gegenzug ließ er seiner Frau alle Freiheiten, die er auch für sich beanspruchte. Sarah konnte gehen, wohin sie wollte und war ihm keine Rechenschaft darüber schuldig, mit wem sie sich traf oder welche Anschaffungen sie machte. Auch hatte er nichts dagegen einzuwenden, Sarahs reizender Schwester Betty den Besuch einer teuren Privatschule zu finanzieren. Das Mädchen war clever, gleichzeitig aber auch freundlich, ehrlich und zupackend. Vielleicht hatte Sarah recht und Betty würde eines Tages als eine der ersten Frauen an einer renommierten Universität studieren.
Alles in allem verlief ihre Ehe wohl harmonischer als bei vielen anderen Paaren, was sicher aber auch daran lag, dass es ihnen nicht an finanziellen Mitteln fehlte.
Ihrer lustvollen Menage a trois in der Hochzeitsnacht waren noch einige weitere gefolgt, bis Sarah schließlich feststellte, dass sie guter Hoffnung war. Tom hätte es selbst nicht für möglich gehalten, aber er freute sich auf das Kind und seine neue Rolle als Vater. Auch der Mutter seines Kindes sollte es an nichts mangeln, daher verwöhnte er Sarah nach Strich und Faden und las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Eine überhastete Reise in einem unbequemen Zugabteil kam daher für seine Frau nicht in Frage.
Nach einer zähen Diskussion hatte Sarah schließlich schweren Herzens zugestimmt zu bleiben und zu warten, bis ihre Männer nach Hause kamen.
Etwa zwei Stunden, nachdem Tom aufgebrochen war, meldete der Butler einen Besucher. Verwundert machte sich Sarah auf den Weg in den Salon. Sie erwartete niemanden und in adeligen Kreisen besuchte man sich in der Regel nicht, ohne dies vorher
Weitere Kostenlose Bücher