Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
anzukündigen.
Als sie den Salon betrat, fand sie dort John Miller vor. Bei ihrem Eintreten war er aufgesprungen und eilte auf sie zu. Sarah spürte, wie sie errötete. Seit dem John sie an ihrer Hochzeit geküsst hatte, waren sie sich nicht mehr begegnet, doch sofort machte sich wieder das vertraute Prickeln zwischen ihnen breit. John währte jedoch die Etikette, indem er ihr galant die Hand küsste und in gebührendem Abstand vor ihr stehen blieb.
„Bitte entschuldigen Sie mein unangemeldetes Erscheinen, Lady Lancaster, aber die Angelegenheit, in der ich Sie sprechen muss, duldet keinen Aufschub. Und da Ihr Ehemann nicht anwesend ist, muss ich Ihnen trotz Ihres Zustandes eine unangenehme Mitteilung machen."
„Nun, ich bin nicht krank und auch nicht aus Zucker, Mr. Miller. Sie können mir also beruhigt mitteilen, was Sie zu sagen haben."
Johns aufgesetzte Förmlichkeit ärgerte Sarah. Erst küsste er sie, dann flüchtete er und jetzt behandelte er sie wie ein dummes Frauchen, das nicht in der Lage war, klar zu denken. Was bildete dieser Mann sich eigentlich ein? Nun gut, sollte er zunächst einmal vortragen, was er zu sagen hatte. Sie schaute den Anwalt erwartungsvoll an.
John räusperte sich.
„Es geht um Mr. Westville, den ... ähm, guten Freund Ihres Mannes."
„Reden Sie nicht um den heißen Brei herum, Mr. Miller, Sie wissen so gut wie ich, in welcher Beziehung die beiden stehen."
„Wie Sie wünschen, Lady Lancaster. Also, Mr. Westville ist heute in den frühen Morgenstunden festgenommen worden. Er hat keinen eigenen Anwalt, daher wurde ich verständigt."
Aus Sarahs Gesicht war jede Farbe gewichen. Ihre Stimme klang belegt, als sie fragte:
„Was um Himmels willen wirft man ihm denn vor?"
„Sodomie und Unzucht."
„Was? Warum gerade jetzt, ich meine ..." Sie beendete den Satz nicht und schaute John verwirrt an.
„Mr. Westville wurde zusammen mit einem gewissen Oscar Wilde in einem illegalen Etablissement aufgegriffen, indem ... wie soll ich es am besten ausdrücken ... in dem männliche Dirnen ihre Dienste anbieten. Zuvor wurde bei der Polizei Anzeige erstattet, wegen Sodomie und Unzucht."
Sarah konnte es nicht fassen.
„Wissen Sie, wer Simon angezeigt hat?"
„Ein gewisser Francis Green."
Sarah stöhnte auf.
„Ich hätte wissen müssen, dass Francis nicht so einfach aufgibt."
John nickte. „Der Mann hat die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und gleich noch Ihren Ehemann angezeigt. Ich denke jedoch, dass Lord Lancaster keine Bestrafung fürchten muss, weil man ihn nicht an einem solch kompromittierenden Ort angetroffen hat und er aufgrund seines Standes eine andere Position bekleidet. Vermutlich wird es nicht einmal zu einem Prozess kommen. Für Mr. Westville sieht es jedoch nicht so rosig aus."
„Was meinen Sie damit, Mr. Miller? Er muss doch nicht ins Zuchthaus, oder?"
„Sagt Ihnen der Begriff "Criminal Law Amendment Act” etwas?"
Sarah schüttelte den Kopf.
„Dabei handelt es sich um ein neues Gesetzespaket, welches erst in diesem Jahr in Kraft getreten ist. Unter anderem beinhaltet es die Strafverfolgung von unzüchtigen Handlungen zwischen Männern. Da es mehrere Zeugen gibt, die aussagen werden, dass Mr. Millers sich in diesem Bordell aufgehalten hat, bleibt mir als Anwalt wenig Handlungsspielraum. Ich kann lediglich versuchen zu beweisen, dass es zu keinen sexuellen Handlungen zwischen ihm und einem der Männer, dir dort arbeiten gegeben hat, doch auch das dürfte mehr als schwierig werden. Dieser Wilde ist ziemlich bekannt, er hat schon mehrere große Erfolge mit seinen Theaterstücken gefeiert und ist ebenfalls mit einem jungen Adeligen liiert, dessen Vater ihm die Hölle heiß macht. Für die Presse ist das natürlich ein gefundenes Fressen. Der ganze Prozess wird quasi unter den Augen der Öffentlichkeit stattfinden, an jedwede Art von Bestechung ist in diesem Fall natürlich nicht zu denken."
„Aber es muss doch etwas geben, dass wir tun können. Wenn Simon wirklich ins Zuchthaus muss, wird ihn das umbringen. Er ist harte körperliche Arbeit doch gar nicht gewohnt."
Sarah redete sich in Rage und John hielt es für klug ihr zu verschweigen, dass Simons Mithäftlinge ihm aufgrund seiner Neigungen die Hölle auf Erden bereiten würden. Nicht wenige Männer, die aufgrund ähnlicher Vergehen eine Zuchthaustrafe absitzen mussten, wählten lieber den Freitod, als sich weiter schikanieren zu lassen. Doch er würde sich hüten, das Sarah gegenüber zu erwähnen. Bereits
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